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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Rede des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin zum 100-jährigen Jubiläum des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge

03.12.2019 18:00, Abgeordnetenhaus

Frieden braucht Mut. Das ist Ihr Motto und das haben wir uns auch kürzlich im Abgeordnetenhaus wieder vor Augen geführt. Die Friedliche Revolution und die Maueröffnung vor 30 Jahren waren unser großes Thema in diesem Herbst. Es spendet uns bis heute Hoffnung, dass es vor allem die Bürgerinnen und Bürger waren, die sich gemeinschaftlich und friedlich für eine Veränderung im Land stark gemacht haben. Diese Menschen waren zweifelsohne mutig, angetrieben von einer tiefen Verbundenheit untereinander. Nun, die Geschichte des Volksbundes ist natürlich eine ganz andere als die der Friedlichen Revolution. Doch auch hier wird eine Geschichte der Solidarität erzählt, sie trieb die Menschen nach dem Ersten Weltkrieg an, sich den Gefallenen und Kriegsopfern zu widmen.

Das geschah zunächst durch die Anlage und Pflege von Ruhestätten. Das große Ziel aber war es, den Frieden zu sichern. Wir wissen, dass das nicht funktioniert hat. Stattdessen ließ man in Deutschland den Nationalsozialismus zu. Diejenigen, die Mut bewiesen und sich gegen die Nationalsozialisten auflehnten, waren in hoffnungsloser Minderzahl. Auch die Führung des Volksbundes unterwarf sich der Gleichschaltungspolitik der NS-Regierung. Fortan errichtete der Gräberdienst der Wehrmacht die Soldatenfriedhöfe. Nach dem Krieg legte der Volksbund wieder Kriegsgräberstätten an. Zu den Förderern des Landesverbandes Berlin gehörte neben zahlreichen anderen Persönlichkeiten auch Louise Schroeder, die für unser Haus von wichtiger Bedeutung ist. Zweifelsohne war sie eine Frau, die das Motto „Frieden braucht Mut“ immer schon verinnerlicht hatte und es zum Leitsatz ihrer Handlungen machte. Der Volksbund machte es sich nun zur Aufgabe, das Gedenken an die Toten lebendig zu halten und Angehörige der Opfer zu betreuen. Der Erhalt der Kriegsgräber ist bisher wichtiger Bestandteil der Friedensarbeit.

Heute geht es bei Ihnen vor allem um die internationale Zusammenarbeit und die Begegnung junger Menschen. Ihr Bund lebt den Einklang von Tradition und Moderne. Sie tragen dazu dabei, dass Erinnerung auch in die Zukunft weist. Heute engagieren sich viele junge Menschen aus vielen Ländern in ihren Ferien im Rahmen der Kriegsgräberfürsorge. Dabei lernen sie einander kennen und vor allem lernen einander zu verstehen.

Sehr geehrte Damen und Herren, Ihr Jubiläum steht vor allem dafür, sich der Erinnerung zu stellen! Sie sind nicht bereit, wegzusehen und zu vergessen, obwohl wir wissen, dass das mitunter sicherlich der einfachere Weg wäre. Doch Gleichgültigkeit kann der Demokratie gefährlich werden. Und wir erleben ja gerade genau das:

Eine Geschichtsverdrossenheit derjenigen, die auch in europäischen Parlamenten sitzen und es mit freiheitlichen und demokratischen Grundwerten nicht sonderlich ernst meinen. Es liegt an uns Demokratinnen und Demokraten hier gemeinsam Haltung zu zeigen. In unserer Gesellschaft ist kein Platz für Extremismus und Ressentiments. Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge verdanken wir ein Gedenken, das uns wachsam hält. Daneben steht der unermüdlichen Einsatz für Frieden und Verständigung. Dieser verdient unsere – und ich spreche da im Namen aller Berliner Abgeordneten – große Anerkennung.

Auf die nächsten 100 Jahre, die wir hoffentlich in Frieden erleben werden. Haben Sie vielen Dank!