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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Rede des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland zur Eröffnung der Ausstellung "Was ist Demokratie"

21.11.2018 18:00, Wandelhalle

Herzlich willkommen im Abgeordnetenhauses von Berlin. Wir wollen heute Abend zum zweiten Mal in unserem Jubiläumsjahr – 25 Jahre Abgeordnetenhaus im ehemaligen Preußischen Landtag - eine Ausstellung eröffnen, die in Zusammenarbeit mit dem Lette Verein entstanden ist. Es geht um eine entscheidende Frage in unserer Zeit: „Was ist Demokratie?“

Die Antwort erscheint auf den ersten Blick einfach: Demokratie ist die Herrschaft des Volkes. So kann man es nachlesen, so wird es in der Schule gelehrt.

Doch bei näherem Hinsehen ergeben sich jedoch mehr Fragen als Antworten. Wie und zu welchem Zweck übt das Volk seine Herrschaft aus? Auf welchen Werten basiert die Volksherrschaft? Wer ist das herrschende Volk und wer nicht? Diese Fragen bleiben zunächst offen und bleiben unserer Interpretation überlassen.

Schnell reift die Erkenntnis, dass sich das Wesen der Demokratie nicht mit einem kurzen Satz erklären lässt. Und das ist zum Glück auch gar nicht notwendig.

Vielmehr können wir uns mehr Zeit und Raum nehmen, um den Begriff der Demokratie immer wieder aufs Neue mit Leben zu erfüllen. Dabei ist es unser aller Aufgabe, sich darüber zu verständigen und, ja auch darüer zu streiten, was unsere freiheitliche Demokratie ausmacht, wo ihre Wurzeln liegen und wohin sie sich entwickeln soll.

Diese Debatte findet tagtäglich an vielen Orten unserer Republik auf unterschiedlichste Weise statt - in den Medien und auf den Straßen, in den Schulen und Universitäten, in Ihrem Freundeskreis oder in der Familie. Und natürlich findet diese Debatte in den Institutionen unseres Staates statt, die maßgeblich Träger der Demokratie sind: in den Vereinen, Gewerkschaften, Verbänden, den Bürgerinititativen, in den Parteien und nicht zuletzt in den Parlamenten.

Und so nehmen ganz selbstverständlich auch die Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin an dieser Debatte teil. Wenn sie hier, in diesem historischen Gebäude, in dem vor genau 100 Jahren die Grundlagen der ersten deutschen Demokratie gelegt wurden, zu Ausschuss- oder Plenarsitzungen zusammenkommen, wenn sie in den Wahlkreisbüros mit Bürgerinnen und Bürgern über wichtige, aktuelle Themen der Landespolitik vor Ort in ihrem Kiez sprechen.

Es geht um Wohnungsbau, Bildungspolitik und innere Sicherheit, um nur drei der anstehenden wichtigen Themen zu nennen. Aber bei aller Vielfältigkeit der Themenkomplexe geht es immer wieder zugleich auch um die zentrale Grundfrage nach dem Wesen unserer Demokratie. Um die Frage, wie diese Demokratie im Spannungsfeld der politischen Meinungen ausgestaltet und weiterentwickelt werden soll.

Gerade in einer Zeit, die von Globalisierung, technischer Innovation aber auch von vermehrten weltweiten Krisen gekennzeichnet ist, ist es aus meiner Sicht von besonderer Wichtigkeit, immer wieder seine Positionen zu hinterfragen, zu überprüfen und überall dort, wo Veränderungs-bedarf erkannt wird, zu reagieren.

Die Ausstellung, die wir heute eröffnen wollen, ist ein besonderer Glücksfall. Denn sie bietet jenseits aller tagespolitischen Auseinandersetzungen überraschende, inspirierende und im besten Sinne irritierende Antworten auf die Frage „Was ist Demokratie?“.

Selbstverständlich wird auch in dieser Ausstellung die Demokratie als Herrschaft des Volkes deutlich, mit allem, was nach langen Kämpfen aus gutem Grund dazugehört: freie Wahlen, freie Rede und das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu demonstrieren.

Demokratie, das wird hier ebenfalls sichtbar, ist aber viel mehr als das. Sie ist ein gelb blühender Forsythienstrauch im Vorortidyll. Sie ist ein Schiff auf dem Trockenen und ein schwarzes Quadrat auf weißem Grund. Sie ist das, was wir aus ihr machen.

Zu verdanken haben wir die Bilder dieser Ausstellung neun jungen Fotografinnen und Fotografen, die alle eine Ausbildung am Lette Verein Berlin durchlaufen haben. Ich freue mich daher ganz besonders, Sie heute Abend hier persönlich begrüßen zu können.

Es spricht für Ihr künstlerisches Talent und handwerkliches Können – ebenso wie für den exzellenten Unterricht Ihrer Lehrerinnen und Lehrer –, dass Sie sich dem anspruchsvollen Thema auf so souveräne, zugleich aber auch einzigartige, Weise genähert haben. Dafür danke ich Ihnen an dieser Stelle herzlich.

Dieses Projekt ist auch ein Zeichen für die über viele Jahre gewachsenen guten und engen Beziehungen zwischen dem Abgeordnetenhaus und dem Lette Verein, dass wir diese großartige Ausstellung zusammen realisieren konnten. Dafür danke ich Ihnen, liebe Frau Madyda, sehr herzlich.

Ebenso möchte ich mich bei Ihnen, sehr geehrter Herr Schumacher, für die exzellente Zusammenarbeit bedanken. Als Leiter der Abteilung Fotografie am Lette Verein haben Sie in ganz besonderer Weise zum Gelingen dieses Ausstellungsprojektes beigetragen.

Mein Dank gilt nicht zuletzt den Mitgliedern der Jury, die die Fotografien für diese Ausstellung sowie drei besonders herausragende Arbeiten für die nachher folgende Preisverleihung ausgewählt haben.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch unsere beiden Musiker vorstellen: Lisa Buchholz an der Trompete und Elias Weber am Kontrabass. Beide studieren am Jazz-Institut der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. Danke, dass Sie hier heute Abend für uns spielen.

Unserer Ausstellung wünsche ich in den nächsten Monaten viele neugierige Besucherinnen und Besucher. Lassen Sie sich von den hier gezeigten Fotografien zu eigenen Bildern und Gedanken inspirieren.

Lassen Sie uns zusammen eigene Antworten auf die Frage finden, was Demokratie ist und sein kann.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und bitte nun Sie, liebe Frau Madyda, an das Rednerpult.