Rede des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland zur Eröffnung der Ausstellung "Jugendbauhütten - Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege"
03.09.2019 18:00, Abgeordnetenhaus
Herzlich Willkommen im Abgeordnetenhaus von Berlin. Ich freue mich, Sie hier zur Eröffnung einer weiteren Ausstellung begrüßen zu dürfen. Das heutige Thema ist ein besonderes, denn es vereint Menschen über Generationen hinweg durch Tradition, kulturelle Leidenschaft und Geschichte. Herausragende bauliche Zeugnisse der deutschen und vor allem der Berliner Geschichte verdienen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Sie zeigen nicht nur die Entwicklungen über verschiedene Epochen hinweg, sondern erinnern auch an prägende Ereignisse unserer Geschichte. Viele historische Bauten zeigen architektonische Spuren, machen vergangene Zeiten sichtbar und erinnern uns so an den nicht immer einfachen Weg unserer Demokratie.
Der Denkmalschutz spielt auch im Abgeordnetenhaus von Berlin eine bedeutende Rolle. Nachdem das Haus nach sechs Jahrzehnten zweckentfremdeter Nutzung zu Beginn der 1990er Jahre wieder als Parlamentsgebäude hergerichtet wurde, musste die historische Bausubstanz des Gebäudes denkmalgerecht wiederhergestellt werden. Gleichzeitig sollten die Zeichen der NS-Herrschaft, des zweiten Weltkrieges und der Nutzung zu DDR-Zeichen teilweise erhalten und sichtbar bleiben. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich für einen Erhalt bedrohter Baudenkmale ein und fördert die Denkmalpflege in Deutschland mit unzähligen Projekten. Die Jugendbauhütten sind eines davon. Und noch ein, wie ich finde, ganz besonderes dazu, denn sie ermöglichen es jungen Menschen im Alter von 16-26 Jahren, ein freiwilliges soziales Jahr in der Denkmalpflege zu absolvieren.
Junge Menschen haben mithilfe kompetenter Betreuung die Möglichkeit, fast vergessene Handwerkstechniken zu erlernen und sich der Leidenschaft für historische Bauten und Denkmalschutz hinzugeben. Gerade unsere Stadt Berlin ist eine kulturell sehr vielfältige Metropole, die viele junge Menschen begeistert. Umso mehr freut es mich, wenn diese Menschen ein ausgeprägtes Interesse an der Baukultur und somit auch an der Historie Berlins haben. Es ist schön zu sehen, dass sie handwerkliche Fähigkeiten erlernen und sich für die Pflege und Aufbereitung des baukulturellen und archäologischen Erbes engagieren möchten.
Das freiwillige soziale Jahr in der Denkmalpflege vermittelt nicht nur die Grundlagen des Denkmalschutzes, sondern auch die Bedeutung des europäischen Kulturerbes. So wird für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus einem Jahr leidenschaftlicher Denkmalpflege nicht selten eine wahrhafte Berufung. Die Jugendbauhütten orientieren sich an dem Vorbild mittelalterlicher Bauhütten, in denen die Gemeinschaft an oberster Stelle stand. Die Gemeinsamkeit bildet ein wichtiges Element. Das gemeinsame Arbeiten und Lernen verbindet nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern bringt auch Generationen einander näher. Wie in den mittelalterlichen Bauhütten, lernt der Lehrling vom Meister. Das Schöne an diesem Projekt ist es aber, dass der Lernprozess keine „Einbahnstraße“ ist, denn auch die „Älteren“ können hier etwas mitnehmen. Der tägliche Umgang mit jungen Menschen ermöglicht neue Sicht- und Herangehensweisen. Dieser Austausch kann sicherlich dazu beitragen, dass das Verständnis füreinander größer und das Miteinander besser wird.
Wichtig ist die Synergie – sowohl im Denkmalschutz, als auch in der Gesellschaft generell. Wir sollten uns auf Gemeinsames konzentrieren, miteinander sprechen und bei allem, was immer auch in der Irritation zwischen den Generationen steckt, nicht spalten lassen. Ich hoffe, dass wir somit vergangene Fehler, die vielleicht nicht baulicher Art sind, aber sichtbare Spuren in der Gesellschaft hinterlassen haben, nicht wiederholen. Das Abgeordnetenhaus von Berlin ist ein offenes und vielfältiges Haus, weshalb wir darauf bedacht sind, verschiedene gesellschaftliche Gruppen zusammenzubringen und Raum für den Dialog zu schaffen. Dazu gehören auch Menschen aus unterschiedlichen Generationen und Altersstufen. Ich denke, dass uns dies mit der heutigen Veranstaltung gelungen ist und ich hoffe, dass wir den Austausch von Jung und Alt auch mit weiteren Veranstaltungen fördern können.
Die Ausstellung „Jugendbauhütten – Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege“ gibt einen Einblick darüber, wie die Arbeit junger Menschen an historischen Bauten sowie im traditionellen Handwerk aussieht. Getreu dem Motto „Junge Hände für alte Wände“ kommt dabei der praktische Teil nicht zu kurz. Ich freue mich sehr, dass wir die Ausstellung in unserem Hause erstmalig präsentieren und am heutigen Tage eröffnen können. Besonders toll ist es, dass wir im Rahmen des Rundgangs durch die Ausstellung die Möglichkeit haben, eine praktische Vorführung der handwerklichen Arbeiten in der Werkstattecke zu präsentieren.
Ich möchte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und namentlich Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Haspel und sehr geehrte Frau Strauch, herzlich danken. Ich wünsche Ihrer Ausstellung zahlreiche Besucherinnen und Besucher hier im Abgeordnetenhaus. Danken möchte ich auch den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten und namentlich Ihnen, sehr geehrter Herr Zerger und Herr Henning, durch deren Trägerschaft das Projekt „Jugendbauhütten“ möglich gemacht wurde. Weiterhin danke ich der Obersten Denkmalschutzbehörde Berlin und namentlich Ihnen, sehr geehrter Herr Senator Dr. Lederer und sehr geehrter Herr Breer, für die Unterstützung und das Ermöglichen einer Internationalen Jugendbauhütte Berlin ab 2020. Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch unsere musikalische Begleitung des heutigen Abends, die Harfenistin Steffi Moser, vorstellen. Sehr geehrter Frau Moser, vielen Dank, dass Sie unsere Vernissage heute Abend musikalisch begleiten.
Ich wünsche uns allen einen eindrucksvollen Abend und möchte nun Sie, sehr geehrter Senator Dr. Lederer, an das Rednerpult bitten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.