Rede des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Dennis Buchner zum Jubiläum des Arbeiter-Samariter-Bundes
09.07.2022 11:00, Palais am Tegeler See
Wir leben in wahrlich turbulenten Zeiten. Die COVID-19-Pandemie ist – gerade auch mit Blick auf die wieder deutlich steigenden Fallzahlen – noch lange nicht vorbei. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine macht uns betroffen und fordert unsere Solidarität mit den Menschen, die vor den schrecklichen Gräueltaten flüchten und bei uns Schutz suchen. Und nicht zuletzt machen sich auch immer mehr Menschen in unserer Stadt sorgen, wie sie angesichts der steigenden Preise für Lebensmittel, für Strom und Heizung oder Benzin in den nächsten Monaten über die Runden kommen. Ich bin stolz, dass wir Berlinerinnen und Berliner in diesen Zeiten so eng beieinander stehen, aufeinander Acht geben und diejenigen unterstützen, die unsere Hilfe brauchen.
Doch die aktuellen Herausforderungen erfordern mehr als nur eine gelegentlich helfende Hand. Und ja: auch mehr als nur staatliches Handeln. Es sind die großen Wohlfahrtsverbände, die Hilfsorganisationen und die Freiwilligenverbände, welche Tag und Nacht für die Gesellschaft im Einsatz sind, die sich kümmern und die anpacken, wenn es notwendig ist. Es ist daher für mich eine besondere Freude und auch Ehre heute bei Ihnen zu sein und ihnen persönlich sagen zu können: Wir sind froh, den Arbeiter-Samariter-Bund zu haben. Ohne den ASB und seine tollen Menschen, ohne die hauptamtlichen Helferinnen und Helfer, ohne die ehrenamtlich Engagierten, ohne die Mitglieder und ohne die Förderer des ASB würden wir diese Krisen nicht so gut bewältigen können. Deshalb möchte ich Ihnen heute persönlich im Namen des Abgeordnetenhauses meinen herzlichen Dank für das Geleistete aussprechen. Vielen, vielen Dank Ihnen allen. Was sie tagtäglich leisten, ist nicht selbstverständlich und verdient unsere Anerkennung.
Es ist der Geist der Solidarität seiner Mitglieder, durch den der ASB getragen wird. Und deshalb wäre es auch falsch, die Tätigkeit Ihres Verbandes auf die Krisenbewältigung allein zu beschränken. Nein, der ASB ist ein integraler Bestandteil der täglichen sozialen Arbeit in unserer Stadt. Der Arbeiter-Samariter-Bund hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer großen Hilfs- und Rettungsorganisation entwickelt. Und er ist zu einem modernen Wohlfahrtsverband herangewachsen, der Angebote für hilfsbedürftige Menschen jeden Alters bietet. Kurzum: Der ASB ist aus unserem gesellschaftlichen Leben nicht mehr weg zu denken.
Schon früh hat der ASB sich beispielsweise dem immer drängender werdenden Thema des demografischen Wandels angenommen. Ganz konkret haben Sie Pflegedienste ausgebaut und Ideen zur Unterstützung von alten und kranken Menschen entwickelt, vom Essen auf Rädern über den Hausnotruf bis hin zum Mehrgenerationenhaus. Seit langem schon bemühen Sie sich zudem darum, Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Dankbar bin ich Ihnen auch dafür, dass Sie das friedliche Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Nationalitäten bei uns verstärkt fördern. Damit leisten Sie einen immensen Beitrag zur Integration und gestalten Berlin und die Bundesrepublik als Ort der Toleranz mit.
Sie alle sind heute zusammengekommen, um mehrjährige Mitgliedschaften in Ihrem Verband zu ehren. Das war zwei Jahre nicht möglich – aus bekannten Gründen. Damit rückt heute bei Ihnen vor allem das Ehrenamt in den Fokus der Betrachtung.
Wir alle wissen: Es sind die Freiwilligen, die sich unentgeltlich beim ASB engagieren, die ihre Freizeit nutzen, um anderen zu helfen, die den Verband maßgeblich prägen. Doch auch die beste Organisation dieser Welt wird nicht viel erreichen können, wenn sie nicht auch finanzielle Unterstützung erhält. Maßgeblich sind daher auch die fleißigen Spenderinnen und Spender.
Viele von Ihnen sind heute hier beisammen. Und manche von Ihnen halten dem ASB schon mehrere Jahrzehnte die Treue. Dass Sie heute dafür ausgezeichnet werden, ist ein wundervolles, ein sehr respektvolles Zeichen. Es ist aber auch ein Zeichen, dass Treue ein Wert an sich ist.
Sie alle stehen in besonderer Weise für das, was für jede offene und demokratische Gesellschaft so unverzichtbar ist: Sie alle stehen für Respekt und Toleranz, für Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme – für Tugenden also, die heutzutage leider nicht immer selbstverständlich sind. Den Blick für den anderen Menschen zu haben, wahrzunehmen, was andere bewegt und ihnen fehlt, hält unsere Gemeinschaft zusammen. Umso wichtiger ist ihr Engagement. Sie sind damit auch ein tolles Vorbild und ich hoffe, dass sich vielleicht auch der eine oder andere Berliner bzw. die eine oder andere Berlinerin inspirieren lässt.
Doch richtig ist auch: die Politik muss gute Rahmenbedingungen setzen, um freiwilliges Engagement weiter zu fördern. Ich denke, die Berliner Landespolitik ist sich dessen bewusst. In der Senatskanzlei – also direkt im Roten Rathaus – ist eine eigene Staatssekretärin für das bürgerliche Engagement zuständig, und wir im Parlament begleiten die Arbeit des Senats für die Ehrenamtlichen in einem gesonderten Fachausschuss. Die Plattformen für den politischen Austausch sind also gegeben. Wir versuchen Sie in Ihrem Engagement, in Ihrem Ehrenamt zu bestärken.
Ich möchte zum Abschluss noch ein Thema ansprechen, welches mich zutiefst betroffen macht und mich wirklich aufregt. Und das betrifft auch den Arbeiter-Samariter-Bund. Die zunehmenden Übergriffe auf die Rettungsdienste, auf Sanitäterinnen und Sanitäter sowie Rettungsärztinnen und -ärzte, sind durch nichts zu rechtfertigen. Dass diejenigen, die Hilfe anbieten, dafür körperliche Gewaltattacken erdulden müssen, ist in keinem Fall zu akzeptieren. An dieser Stelle plädiere ich dafür, dass der Rechtsstaat massiv durchgreift und dieses kriminelle Verhalten entsprechend bestraft. Was sich hier manche Mitmenschen herausnehmen, dürfen wir nicht tolerieren, und ich werde mich auch in meiner Funktion dafür einsetzen, dass wir diese Entwicklung entschieden bekämpfen. Klar ist jedenfalls: So darf es nicht weitergehen.
Zum Ende möchte ich nur noch einen Wunsch äußern: Bleiben Sie als Mitglieder dieses wundervollen Verbands ASB auf Kurs. Wir brauchen Sie. Nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. Denn ich bin mir sicher: Gemeinsam erreichen wir das Beste für unsere Stadt, ein solidarisches und soziales Berlin.
Vielen Dank.