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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Rede der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Cornelia Seibeld, zur feierlichen Enthüllung des Ehrenbürgerporträts von Dr. h.c. Friede Springer

26.03.2025 12:30, Abgeordnetenhaus, Festsaal

Als Ihnen in der Wiege der deutschen Demokratie der Freiheitspreis verliehen wurde, da wurden Sie in der Frankfurter Paulskirche gefragt, was Sie denn eigentlich antreibt in Ihrem Engagement? Darauf antworteten Sie – mit leuchtenden Augen und einem begeisterten Lächeln: „Es tut einfach gut, Gutes zu tun!“

Liebe Frau Springer, Sie haben für Berlin sehr viel Gutes getan. So haben Sie zum Beispiel die herzmedizinische Forschung maßgeblich gefördert. Mit dem „Friede Springer Cardiovascular Prevention Center“ an der Charité konnten Sie dazu beitragen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen und somit Leben zu retten.

Zudem unterstützen Sie in Berlin seit Jahren Kultur- und Bildungsprojekte, finanzieren Stiftungsprofessuren und ermöglichen durch Stipendien Bildungsgerechtigkeit, etwa durch Ihre MINT-Deutschlandstipendien an der FU Berlin. Auch benachteiligte Menschen verlieren Sie nicht aus dem Blick: Mit gezielten Programmen – etwa zur kulturellen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen – schaffen Sie echte Chancen. „Es tut einfach gut, Gutes zu tun!“

Sie, liebe Frau Springer, tun Berlin einfach sehr gut. Schon allein Ihr soziales Engagement ist ein Segen für unsere Stadt. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir Ihre Verleihung der Ehrenbürgerwürde heute hier gemeinsam gewissermaßen vollenden und verewigen – indem wir Ihr Portrait in die Ehrenbürgergalerie unseres Abgeordnetenhauses aufnehmen.

Es ist eine besondere Ehre, diesen feierlichen Akt inmitten einer so beeindruckenden Runde von herausragenden Persönlichkeiten zu vollziehen.Allen voran natürlich Sie, liebe Frau Springer. Bei unseren persönlichen Begegnungen haben Sie immer wieder betont, wie sehr Ihnen Berlin am Herzen liegt. Mit Ihrem Lebenswerk beweisen Sie dies eindrucksvoll. Sie begleiten unsere Stadt nicht nur, sondern Sie prägen unsere Stadt. Auch Ihr unternehmerisches Wirken ist untrennbar mit Berlin verbunden.

Nach dem Tod Ihres Mannes im Jahr 1985 übernahmen Sie nicht nur Verantwortung für eines der größten europäischen Medienhäuser, sondern führten es in eine neue Ära – und blieben Berlin dabei immer treu. Ihre Verbundenheit zu Berlin tragen Sie seit Jahrzehnten im Herzen, und Sie tragen sie auch auf den Lippen – Sie haben Ihr Bekenntnis für Berlin stets in die Öffentlichkeit getragen und mit Leben erfüllt. Ihr Gespür für wirtschaftliche Stabilität sowie für journalistische Unabhängigkeit machte die Axel Springer SE zu einem modernen, international agierenden Berliner Verlagshaus, das sich als digitales Medienunternehmen global behauptet.

Mit der Errichtung des Axel-Springer-Neubaus, der mehr als 3.000 Menschen Arbeitsraum bietet, haben Sie ein architektonisches Zeichen gesetzt – ein sichtbares Bekenntnis zu Berlin und zur Zukunft des Journalismus. Sie engagieren sich heute immer noch als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Miteigentümerin. Von Ihrem Büro im Axel-Springer-Hochhaus können Sie unser Abgeordnetenhaus sehen – ab heute mit der Gewissheit, dass auch wir Sie hier immer sehen können! So, wie das menschliche Herz mehrere Kammern besitzt, die nur im Zusammenspiel ihre volle Kraft entfalten, so ist auch unsere Berliner Demokratie auf das harmonische Zusammenwirken ihrer Institutionen angewiesen.

Liebe Frau Springer, im Einvernehmen mit dem Senat reihen wir Sie ein in die Ehrengalerie jener Persönlichkeiten, die Berlin geprägt haben und deren Andenken wir bewahren. Sie bekommen Ihren Platz hier in unserer Ehrenbürgergalerie auch deshalb, weil Ihr Engagement für Berlin noch weit über Ihr soziales und unternehmerisches Wirken hinausgeht. Ihre gesellschaftlichen Verdienste für Freiheit, Demokratie und Völkerverständigung sind zahlreich und von tiefgreifender Bedeutung.

Ein besonderes Beispiel ist die von Ihnen initiierte Gedenkstätte für Peter Fechter, der 1962 erschossen wurde – beim Versuch, über die Berliner Mauer zu fliehen. Fast eine Stunde lang verblutete er schreiend im Todesstreifen, ohne dass ihm geholfen wurde. Er wollte nur die Freiheit. Seit über 25 Jahren erinnern Sie mit einer von Ihnen gestifteten Gedenkstele nahe am Axel-Springer-Gebäude an diesen jungen Mann. Damit gemahnen Sie uns täglich daran, dass Freiheit und Demokratie keine Konstanten sind – sondern immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen. Wenn Sie jedes Jahr am 13. August zum Gedenken dort an jener Stelle stehen, zusammen auch mit Vertretern unseres Hauses, dann stehen Sie dort ganz buchstäblich für die Freiheit. Auch Ihr Einsatz für Menschenrechte und Pressefreiheit ist unermüdlich.

Ihre Axel Springer Freedom Foundation setzt sich weltweit für verfolgte Journalistinnen und Journalisten ein, gibt ihnen eine Stimme und schützt sie vor Repressalien. Sie unterstützen Menschenrechtsverteidiger aus autoritären Staaten durch finanzielle Hilfen, machen ihre Anliegen öffentlich und vernetzen sie mit Entscheidungsträgern aus Politik und Zivilgesellschaft. Ihr Engagement haben wir auch gerade wieder jüngst hier vor unserem Abgeordnetenhaus beobachten können. Bei der Ausstellung „China ist nicht fern! 35 Jahre Mauerfall – 35 Jahre Tiananmen“, die im November letzten Jahres hier vor dem Abgeordnetenhaus gezeigt wurde. Ihre Axel Springer Freedom Foundation unterstützte diese Ausstellung und setzte damit ein starkes Zeichen für Menschenrechte und gegen Unterdrückung.

Liebe Frau Springer, Ihre persönliche Überzeugung „Es tut einfach gut, Gutes zu tun“ ist gelebte Praxis – besonders sichtbar auch an Ihrem wertvollen Einsatz für Israel. Ihr Engagement für die deutsch-israelische Aussöhnung ist enorm. Ihre enge Verbundenheit zu Israel zeigt sich in zahlreichen Initiativen. Sie ermöglichen zum Beispiel Studienreisen junger Deutscher nach Israel oder unterstützen u. a. die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und Bildungsprojekte der Jerusalem Foundation. Sie wurden für Ihre Verdienste mehrfach ausgezeichnet – hier in Berlin unter anderem mit dem Leo-Baeck-Preis, der Moses-Mendelssohn-Medaille und dem Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums. Gleich mehrere israelische Universitäten haben Ihnen die Ehrendoktorwürde verliehen – eine sehr seltene und sehr hohe Anerkennung, für Ihre Verdienste um den Dialog zwischen Deutschland und Israel.

Sehr verehrte Frau Springer, nicht nur als Präsidentin der gewählten Volksvertretung Berlins, sondern auch als gebürtige Berlinerin bin ich dankbar, Sie als Bürgerin unserer Stadt zu wissen! Ich bin auch dankbar, dass Sie unserer Stadt trotz so mancher Kontroverse immer treu geblieben sind. Nur, wer nichts tut, der bleibt garantiert und unbestritten stets unumstritten. Wer aber viel tut; auch, wenn er viel Gutes tut – der muss immer mit Kontroversen rechnen. Die Ehrenbürgerwürde Berlins wurde Ihnen nicht verliehen als Ehefrau von Axel Springer – sondern weil Sie selbst eine herausragende Persönlichkeit mit enormer gesellschaftlicher Wirkung sind! Gleichwohl haben Sie bei der Verleihung gesagt: „Ich nehme die Ehrung auch – wenn man so will – stellvertretend für Axel Springer in Empfang, als Aktive in seinem Sinne.“ Auch diese Worte zeigen Ihre Großzügigkeit und Ihr Verständnis für historische Kontinuität.

Unser Abgeordnetenhaus bietet mit seiner Ehrenbürgergalerie einen einzigartigen Ort der Erinnerung und zeigt, dass besonderes Engagement der Bürgerinnen und Bürger vom Parlament gewertschätzt wird. Als Kunstinteressierte haben Sie gerne die Möglichkeit wahrgenommen, selbst einen Künstler auszuwählen, der Ihr Portrait anfertigt. Ihre Wahl fiel auf Michael Triegel – dessen Kunst von der Erfahrung der Unfreiheit in der DDR geprägt ist. Mit seinen Werken steht er für eine demokratische Erinnerungskultur. Dass Sie das Honorar für dieses Gemälde für ein Berlin-bezogenes Projekt spenden möchten, zeigt abermals Ihre tiefe Verbundenheit mit unserer Stadt. Verbundenheit heißt für Sie immer auch: etwas zurückgeben. Das ist Ihr stilles, insgeheimes Versprechen an Berlin – nie lauthals verkündet, aber immer eingelöst.

Die Annahme der Ehrenbürgerwürde Berlins ist tatsächlich keine bloße Annahme eines Titels, sondern ein Versprechen für die Zukunft. Ebenso wie ihre Verleihung ein Versprechen ist. Es ist ein gegenseitiges Versprechen – zwischen der Stadt und denen, die sie prägen. Mit der heutigen Enthüllung Ihres Portraits im Abgeordnetenhaus bekräftigen wir dieses Versprechen, liebe Frau Springer! Die Ehrenbürgerwürde Berlins ist kein bloßer Titel, und dieses Portrait ist kein bloßes Abbild. Es ist weit mehr als 70 mal 90 Zentimeter Mischtechnik auf Hartfaser. Es ist ein Sinnbild dafür, dass Unternehmertum in gesellschaftlicher Verantwortung und demokratische Institutionen einander bedingen und fruchtbar ergänzen.

Sehr verehrte Damen und Herren, die Enthüllung dieses Porträts ist auch nicht nur ein Festakt. Sie ist eine Einladung an uns alle. Eine Einladung, sich einzusetzen – für unsere Stadt, für unsere Demokratie, für unsere Werte. Gerade heute, da Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt immer wieder herausgefordert werden, brauchen wir Menschen wie Sie, Frau Springer. Menschen, die nicht nur reden, sondern handeln. Menschen, die beispielhaft vorleben, was es bedeutet, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Es tut nicht nur Ihnen, sondern uns allen gut, Gutes zu tun. Also lassen Sie uns von Friede Springer lernen! Lassen Sie uns ihr Engagement für die Freiheit, für Berlin und für demokratische Werte zum Vorbild nehmen.

Liebe Frau Springer, Sie haben über Jahrzehnte hinweg gezeigt, dass Freiheit, Verantwortung und Engagement untrennbar zusammengehören. Sie haben Berlin geprägt – und wir sind Ihnen dafür zutiefst dankbar. Bevor ich Sie nun einlade, nach vorne zu treten, damit wir diesen besonderen Moment gemeinsam vollenden und Ihr Portrait feierlich enthüllen können. Vorher erlaube ich mir abschließend eine Bitte an Sie. Liebe Frau Springer, bitte tragen Sie unsere Stadt auch weiterhin im Herzen und auf den Lippen – bitte bleiben Sie Berlin auch weiterhin so von Herzen verbunden. Und tun Sie bitte auch weiterhin so viel Gutes für Berlin. Ich danke Ihnen.