Rede der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Cornelia Seibeld, zur Dialogveranstaltung für Wohnungslose
04.09.2024 12:30, Abgeordnetenhaus von Berlin, Vorplatz
Herzlich willkommen! Ich freue mich wirklich sehr, Sie alle hier begrüßen zu dürfen. Vielen Dank, dass so viele von Ihnen den Weg hierher gefunden haben. Das ist nicht selbstverständlich und wir wissen es zu schätzen.
Einige von Ihnen sind vielleicht skeptisch, was sie heute erwartet. Doch wie schon im vergangenen Jahr möchte ich heute betonen: Das Abgeordnetenhaus von Berlin ist auch Ihr Parlament! Die Politik, die hier gemacht wird, betrifft uns alle. Wir alle sind sozial unterschiedlich geprägt, wir alle haben unterschiedliche Erfahrungen und Erlebnisse gemacht. Und wir haben unterschiedliche Ansichten, Fragen und Antworten für bestimmte Dinge. Vor allem sind wir aber eines: Menschen. Menschen, die Teil dieser Berliner Stadtgesellschaft sind. Denn: Allen Berlinerinnen und Berlinern, ob jung, alt, arm, reich, fest im Leben stehend oder auf der Suche nach Hilfe soll es möglich sein, am politischen Leben teilzuhaben.
Die Politik – wir als Abgeordnete – müssen und wollen uns auch für den sozialen Anschluss derjenigen Menschen verantwortlich fühlen, die sich im Stich gelassen fühlen. Ein massives Problem ist dabei der Mangel an Wohnungen. Unser politisches Ziel muss es daher sein, unsere Bemühungen für bezahlbaren Wohnraum noch stärker zu intensivieren. Das Hilfesystem für Menschen in sogenannten Wohnungsnotfällen bietet bereits ein niedrigschwelliges Angebot an Aufenthalts- und Beratungsmöglichkeiten. Auch Übernachtungsstätten und ambulante Hilfen werden angeboten. Die Stadt- und Bahnhofsmissionen und weitere Träger leisten starke Arbeit. Doch das alles ist noch nicht genug. Wir müssen weiter „dran bleiben“ und uns trauen, andere – vielleicht auch ungewohnte – Wege zu gehen. Mich berühren zum Beispiel besonders die Ansätze von Housing First, die kürzlich eröffnete Wäscherei der Berliner Stadtmission und das Duschmobil für obdachlose Frauen in Berlin vom Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Ein herzliches Dankeschön an alle, die sich hier engagieren! Alle eben genannten Organisationen haben eines gemein, dass Menschen dort als Menschen gesehen werden.
Und genau das ist es, was wir als Abgeordnetenhaus mit diesem heutigen Termin erreichen möchten. Wir wollen, dass Sie sich gesehen fühlen. Wir möchten ihre Probleme und Nöte, Ängste und Sorgen verstehen. Wir wollen erkennen, was es braucht, damit Sie sich als Teil dieser Stadtgesellschaft sehen. Ich möchte keine falschen Versprechungen machen, denn natürlich ist klar, dass wir nicht alle Probleme sofort lösen können. Es wird sicherlich viele Anläufe und Kompromisse brauchen. Denn auch das gehört zu Veränderung dazu. Kann diese Veranstaltung dann mehr als ein Signal sein? Ich sage ganz klar: Ja! Der heutige Termin soll vermitteln: Wir Politikerinnen und Politiker haben ein offenes Ohr für Ihre Anliegen. Wir möchten in den Austausch mit Ihnen gehen.
Heute sind einige Abgeordnete aus verschiedenen Wahlkreisen, Stadträte und Stadträtinnen der bezirklichen Sozialämter und Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen aus der Wohnungslosenhilfe hier. An den bereitstehenden „Bezirkstischen“ können Sie Ihre individuellen Sorgen und Nöte für Ihren jeweiligen Kiez offen ansprechen. Ich hoffe, dass Sie diese Gelegenheit für den Dialog auf Augenhöhe mit den hier Anwesenden nutzen und wünsche Ihnen gute Gespräche. Es ist Mittagszeit und mit hungrigem Magen sollte man keine Gespräche führen. Daher noch ein letzter Satz: Das Grillbuffet ist eröffnet. Vielen Dank.