Rede der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Cornelia Seibeld, zur Ausstellungseröffnung "Berlin - Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen"
26.11.2024 17:00, Abgeordnetenhaus von Berlin, Wandelhalle
Ich heiße Sie alle sehr herzlich im Abgeordnetenhaus von Berlin willkommen, um gemeinsam die Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ zu eröffnen. Berlin bietet ein dichtes universitäres und institutionsgebundenes Forschungsnetz. Mit seinen Universitäten und zahlreichen Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen präsentiert sich unsere Stadt als einer der spannendsten und facettenreichsten Wissenschaftsstandorte Europas.
Wissenschaft und Forschung verbinden die Tradition und Zukunft Berlins. Sie sind wichtige Eckpfeiler einer modernen und freiheitlichen Gesellschaft. Als Impulsgeber können sie relevante Erkenntnisse für die Zukunft unserer wachsenden Stadt liefern. Berlin ist die Stadt der Freiheit. Der Freiheit des Denkens und des argumentativen Wettstreits. Aber auch des Wettbewerbs um gute Ideen. Als Wissenschaftsstandort zieht sie Studierende und Forschende aus der ganzen Welt an. Sie steht für Internationalität und Weltoffenheit. Unsere Stadt spielt heute auch eine führende Rolle in der Förderung von Frauen in der Wissenschaft und Forschung. Das war nicht immer so. Im 19. und 20. Jahrhundert kämpften viele Frauen um den Zugang zu einer wissenschaftlichen Ausbildung oder gar einer Anstellung. Innovative Beiträge von Frauen wurden oft nicht ausreichend gewürdigt.
Erst 1908 konnte sich eine Frau erstmals in Berlin immatrikulieren. Agnes Harnack studierte an der damaligen Friedrich-Wilhelm-Universität Germanistik, Anglistik und Philosophie. Als erste Studentin Berlins schloss sie ihr Studium mit einer Promotion ab. Bis heute gilt sie als Wegbereiterin in der Frauenbildung. Das alles geschah sogar noch, bevor Frauen offiziell in der Politik mitwirken konnten. 1919 erlangten Frauen in Deutschland erstmals das aktive und passive Wahlrecht für die Wahl zur Nationalversammlung.
Wir alle wissen: Das liegt nicht daran, dass es vorher keine Frauen mit guten Ideen oder ausreichend politischem Willen gegeben hat. Es mangelte vielmehr an den strukturellen Bedingungen und Voraussetzungen, um auch als Frau in unserer Gesellschaft mitwirken und erfolgreich sein zu können. Sowohl die Entwicklungen auf dem Gebiet der Forschung und Wissenschaft als auch in der Politik sind mühsam erstritten. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Frauen eine gleichberechtigte und sichtbare Rolle in der wissenschaftlichen und politischen Gemeinschaft spielen.
Umso positiver stimmt es mich, dass in Berlin der Anteil an Professorinnen bundesweit am höchsten ist. Insgesamt zählen wir in der Hauptstadt über 15.000 Wissenschaftlerinnen. Und auch in der Politik sind Frauen nicht mehr wegzudenken. Bei uns im Abgeordnetenhaus liegt der Anteil der Frauen im Parlament mittlerweile bei fast 40 Prozent. Klar ist: Wir sind noch nicht am Ziel einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen angekommen. Gleichzeitig haben wir schon einiges erreicht und brauchen uns hinter den bisherigen Errungenschaften nicht verstecken.
Die Ausstellung „Berlin – Hauptstadt der Wissenschaftlerinnen“ porträtiert exemplarisch das Wirken einiger herausragender Frauen aus Wissenschaft und Forschung in Berlin. Sie bringt uns die beeindruckenden Lebensläufe und Leistungen von Wissenschaftlerinnen näher, die unsere Stadt auf dem Gebiet der Forschung und Lehre maßgeblich geprägt haben oder es noch tun. Damit verleiht die Ausstellung denjenigen Frauen gebührende Anerkennung, die trotz allen Widrigkeiten als Wegbereiterinnen für kommende Generationen von Wissenschaftlerinnen mutig vorangingen.
Bei meinem Besuch des Goethe-Instituts in Tokio anlässlich des 30. Jubiläums der Städtepartnerschaft mit Berlin im Mai, hatte ich bereits die Gelegenheit, die Ausstellung anzusehen. Ich bin stolz, sie nun auch hier im Abgeordnetenhaus – der Herzkammer der Berliner Demokratie – präsentieren zu können. Ein sehr passender Ort, denn hier im Parlament werden die Entscheidungen über die Rahmenbedingungen der Wissenschaft in der Stadt getroffen.
Danken möchte ich dem Berlin Institute of Health der Charité und namentlich Ihnen, Frau Dr. Meder, als Kommissarische Administrative Direktorin des BIH in der Charité, für die Umsetzung dieser gelungenen Ausstellung. Ein besonderer Dank gilt auch Ihnen, Frau Prof. Dr. Langenberg, dass Sie heute nicht nur als Ärztin und Epidemiologin, sondern vor allem als eine der porträtierten Wissenschaftlerinnen, bei uns sind.
Ich wünsche der Ausstellung hier bei uns im Abgeordnetenhaus zahlreiche Besucherinnen und Besucher und uns allen einen spannenden Abend. Vielen Dank!