Grußwort zur Eröffnung des Louis-Lewandowski-Festivals 2012
21.12.2012 15:00, Synagoge Pestalozzistraße
. Wir alle sind heute Nachmittag hier in die Synagoge gekommen, um bei der Eröffnung eines Festivals ganz besonderer Art dabei sein zu können: Sieben renommierte Chöre aus drei Kontinenten und sechs Städten werden Kompositionen von Louis Lewandowski, Salomon Sulzer und Samuel Naumbourg singen. Sie musizieren in der Tradition des liberalen Judentums. Damit bereichern sie nicht nur die Berliner Kulturszene um eine außergewöhnliche Facette. Das huldigt einem legendären Komponisten und seinen Werken. Nicht zu Unrecht wurde er „der Mendelssohn der Synagogalmusik“ genannt.
Lewandowski war der erste jüdische Student an der Akademie der Künste in Berlin. Dieselbe Akademie verneigte sich Jahrzehnte später vor seinem innovativen Ansatz und ernannte ihn 1890 – anlässlich seines 50jährigen Dienstjubiläums in der Jüdischen Gemeinde zum Professor der Musik.
Wenn uns in diesem Jahr wieder Hunderte von Stimmen durch die Magie seiner Melodien verzaubern, dann ist das erreicht, was der Festival-Direktor und Initiator Nils Busch-Petersen wollte: Dann ist diese Musik nicht nur Teil der jüdischen Geschichte. Und er sagt - ich darf zitieren: „…dass ein solches Kulturgut auch außerhalb der Mauern einer Synagoge bekannt werden sollte. Denn es gehört einfach in die musikalische Tradition unseres Landes.“
Lieber Nils Busch-Petesen, im Namen des Abgeordnetenhauses von Berlin sage ich ‚Danke’ an Sie für Ihr bemerkenswertes Engagement und natürlich auch allen Mitstreitern im „Verein der Freunde und Förderer des Synagogal Ensemble Berlin“. Sie stellen hier zum zweiten Mal nach nur einem Jahr wieder ein großartiges Programm auf die Beine. Dazu möchte ich Ihnen ganz nachdrücklich gratulieren.
Dieses Festival trägt dazu bei, diese Musik auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die ausverkauften Konzerte im letzten Jahr haben gezeigt, wieviel Interesse und Neugier Veranstaltungen jeseits des Üblichen hervorrufen können.
Bei der heutigen Auftaktveranstaltung werden wir das Synagogal Ensemble Berlin unter der Leitung von Regina Yantian hören. Für ihre Begeisterung für Gottesdienste mit Orgelmusik hat sie eine historische Erläuterung bereit, die auch zeigt, wie nahe sich Kulturen sind. Sie sagt und ich zitiere: „Schon im Jerusalemer Tempel soll es eine Orgel, in welcher Form auch immer, gegeben haben. Bevor sie zum Instrument der Christen wurde, war die Orgel also schon ein Instrument der Juden.“ Und deshalb soll auch die liturgische Tradition von Louis Lewandowski weiterleben.
Regina Yantian begeisterte auch schon bei der Ruhr-Biennale 2010 das Publikum mit dem Reichtum sakraler jüdischer Musik. Sehr geehrte Frau Yantian, ich freue mich sehr auf Ihr Konzert.
Sehr geehrte Damen und Herren, in wenigen Wochen jährt sich zum 80.Mal die sogenannte „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Auch die Musik, die mit diesem Festival weiterleben soll, fiel der NS-Herrschaft zum Opfer. Erst mit der Konsolidierung jüdischen Lebens nach dem 2. Weltkrieg sowohl in Deutschland als auch in Europa konnte auch wieder an die musikalische Tradition angeknüpft werden. Wir sind darum dankbar, dass sich in Deutschland und im besonderen in Berlin in den letzten Jahrzehnten so viel lebendiges jüdisches Leben entfaltet hat. Und ich persönlich bin dankbar, dass es Berlinerinnen und Berliner wie Nils Busch-Petersen gibt, die sich aktiv für ein tolerantes und vielfältiges Berlin engagieren.
Bei der heutigen Veranstaltung erlebenen wir ein Stück Vielfalt in der Musik. Die Musik verbindet uns über Religionen und Nationen hinweg. Und das ist das eigentliche Geschenk dieses Festivals.
Ich danke Ihnen.