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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Grußwort zum Festakt des 775. Jubiläums der Stadt Berlin

28.10.2012 17:30, Nikolaikirche Berlin

. Heute begehen wir in einem Festakt das 775. Bestehen unserer Stadt Berlin. Einer Stadt, die die Höhen und Tiefen deutscher Geschichte widerspiegelt wie keine andere in unserem Land. Einer Stadt, die nie fertig ist, immer in Bewegung zu sein scheint – so ihr Ruf.

In der Tat: Berlin war und ist eine lebendige Stadt. Und darauf können wir stolz sein. Mit Langeweile wird Berlin nie in Verbindung gebracht. Berlin ist und bleibt eine Metropole, die lebt und pulsiert – politisch, wirtschaftlich, kulturell und sozial.

Berlin hat Perspektive, nicht nur heute. Das war eigentlich schon immer so, und es war besonders dann so, wenn diese Stadt mit Krisen konfrontiert war. Davon gab es nicht wenige im Verlauf der letzten beiden Jahrhunderte, wie wir wissen.

Doch Berlin kennt nicht nur Krisen. Wir verstehen auch zu feiern. Das letzte große Jubiläum – den 750. Geburtstag im Jahr 1987 begingen wir im Ostteil und im Westteil der Stadt noch getrennt. Daran möchte ich noch einmal erinnern. Damals wussten wir nicht, dass der Mauerfall so kurz bevorstand. Hätten wir es doch nur geahnt! Das hätte uns damals 1987 in Berlin ein noch schöneres Fest beschert! Und wir hätten zusammen so rauschend gefeiert, wie wir es dann am 9. und 10. November 1989 taten.

Zum heutigen Festakt zur 775-Jahr-Feier sind wir in der evangelischen Pfarrkirche St. Nikolai zusammen gekommen. Die Nikolaikirche und Berlin haben weite geschichtliche Wege gemeinsam zurückgelegt.

Und: Diese Kirche war dabei immer auch ein Ort herausragender stadtpolitischer Ereignisse. So hat unsere älteste Stadtkirche, um 1250 fertiggestellt, unseren Weg in die Moderne begleitet. Dafür steht ein interessanter Vorgang zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Die Vereidigung des ersten Berliner Magistrats in der Nikolaikirche am 9. Juli 1809. Es war der Beginn der kommunalen Selbstverwaltung und Selbstbestimmung in Berlin.

Hervorheben möchte ich zudem ein Ereignis, das ich als Sternstunde des Berliner Parlamentarismus bezeichne. Hier in der Nikolaikirche kam am 11. Januar 1991 das erste frei gewählte Berliner Abgeordnetenhaus von Gesamt-Berlin zusammen. Hier fand die konstituierende Sitzung dieses neuen Parlaments statt. Und so wurde die Nikolaikirche zur Wiege der Demokratie für uns alle in der wiedervereinigten Stadt.

Ohne Frage: weltliche Macht und kirchliche Macht sind schon ewig getrennt. Aber wenn Kirche und Staat eine Patenschaft im Zeichen der Demokratie eingehen, dann sind wir im Ziel uns einig: Wir wollen gemeinsam ein demokratisches Berlin in Freiheit und wir wollen immer auch ein friedliches Berlin.

Zum Stichwort friedliches Berlin erlauben Sie mir noch einige Sätze, die eher selten sind bei Festveranstaltungen: Vor zwei Wochen haben wir erneut erfahren müssen, dass es auf Berlins Straßen und Plätzen eben nicht nur friedlich zugeht. Der Tod des jungen Jonny hat jeden von uns tief erschüttert. Warum nur? – das fragen wir uns alle. Und wir verstehen es nicht. Wie auch? Warum gehen manche Menschen auf so grausame Art und Weise mit anderen Menschen um? Warum sind sie so gewalttätig?

Antworten sind schwer zu finden. Eine umfassende Kontrolle kann es nicht geben. Das gibt uns ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ich möchte dennoch dafür werben, dass wir unseren Strafverfolgungsbehörden und unseren Gerichten voll vertrauen. Die Täter werden eine gerechte Strafe erhalten. Das sind wir dem Opfer und den Angehörigen schuldig. Aber wir sind es auch uns selbst schuldig.

Lassen wir uns bitte nicht verunsichern: Toleranz, Offenheit und ein ungebrochener Freiheitswille – das sind die hervorstechendsten Merkmale unserer Stadt. Das strahlt Berlin in die Welt hinaus. Das führt viele Menschen aus allen Richtungen und Kulturen zu uns. Und das macht Berlin so vital und so vielfältig, ja so „bunt“.

Berlin war immer tolerant und offen, wir werden es bleiben. Und hier ist jeder willkommen, der gern mit uns leben möchte. Das macht den Charme, das macht das Flair unserer Stadt aus. Und wenn wir uns in 25 Jahren wieder treffen zum 800. Geburtstag von Berlin, dann werden wir wieder sagen, da bin ich mir ganz sicher:

Schön, dass es Dich gibt – Berlin!

Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.