Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland zum Abgeordnetentag des Deutschen Marinebundes e.V. 2019
26.10.2019 09:00, Holiday Inn Airport Berlin-Schönefeld
Ja, auf See wird sich eben noch gegrüßt. Das machen wir Berlinerinnen und Berliner sonst ja angeblich nicht so gerne. Von mangelnden Umgangsformen ist da oft die Rede, doch als Repräsentant der Berliner Bevölkerung weise ich dieses Klischee natürlich zurück und sage noch einmal umso herzlicher: willkommen!
Berlin liegt nicht unbedingt am Meer. Umso schöner, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben. Wobei ich erst einmal erwähnen möchte, dass wir hier auch nicht ganz auf dem Trockenen sitzen. Mit dem Zug ist man in 2 Stunden und 23 Minuten an der Ostsee, ab Dezember geht es dank der neuen Bahnverbindung noch schneller. Auf dem Weg dorthin liegt die Mecklenburgische Seenplatte. Doch die meisten Berlinerinnen und Berliner sind schon mit Wann- und Müggelsee oder unserer vielbesungenen Krummen Lanke zufrieden. Nicht zu vergessen: Vor den Toren Berlins befindet sich das weltweit einzigartige Flussgebiet des Spreewaldes. Und was vermutlich die wenigsten wissen: Auch Berlin hat eine Weile dem Bund der Hanse angehört. Insofern blicken wir auf eine gewisse maritime Tradition zurück. Sie merken es also schon: In Berlin sind Sie ganz richtig.
Es ist beinahe 100 Jahre her, dass Ihr Verband sich bei uns getroffen hat. In dieser Zeit hat unsere Stadt eine wechselvolle Geschichte erlebt. Dazu gehört einerseits das bunte Nachtleben der Goldenen Zwanziger und andererseits das anschließende schlimmste Kapitel der Stadtgeschichte – die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Wir haben eine geteilte Stadt erlebt und wir wachsen seit nunmehr 30 Jahren wieder zusammen. Übrigens, ein kleiner Anker ist in der neueren Berlin-Geschichte geblieben: Die Hafenbar. Seit mehr als 50 Jahren beweisen die Berlinerinnen und Berliner, wie maritime Herzen zu Schlagerbeats und Shantysongs höher schlagen. Aber ich weiß, Sie sind nicht zum Feiern hier, sondern zum Arbeiten. Grund ist Ihre Vollversammlung, das „Blaue Parlament“. Mit Parlamenten kenne ich mich ja ganz gut aus. Wenn auf demokratischem Wege Konsens hergestellt wird, kann das manchmal langwierig sein. Doch durch ein Für und Wider, die Gegenüberstellung unterschiedlicher Positionen, ja, die Auseinandersetzung können Themen in ihrer Komplexität besser erfasst werden. Nur so lassen sich die besten Lösungen für alle Beteiligten finden.
Und bei Ihnen als größter maritimer Interessensverband Deutschlands dürfte heute ja so einiges auf der Agenda stehen. Sie bewegen schließlich Themen, die uns alle angehen. Wenn sich die Jugend deutschlandweit gerade für einen besseren Schutz der Umwelt einsetzt, ist das auch ein Thema Ihres Bundes, der sich unter anderem dem Meeres-Umweltschutz verschrieben hat. An Nord- und Ostsee gibt es Probleme durch Plastikmüll oder Schwermetalle mit verheerenden ökologischen Folgen. Weitere konkrete Bedrohungen wie der steigende Meeresspiegel bedürfen schneller zielgerichteter Lösungen. Darüber hinaus setzen Sie sich für eine zentrale Deutsche Küstenwache und eine Stärkung der maritimen Sicherheitspolitik ein. Ich möchte Sie hier gern ermutigen: Tragen Sie Ihre Themen weiterhin in die politische Debatte, treten Sie mit Ihren Ideen und Impulsen an uns heran. Denn Ihre fachliche Expertise ist ohne Frage eine echte Bereicherung! Ich wünsche Ihnen nun frohes Schaffen! Und behalten Sie, wie wir hier zu sagen pflegen, doch gerne noch einen Seesack in Berlin.
In diesem Sinne, herzlichen Dank!