1. zur Suche
  2. zur Hauptnavigation
  3. zum Inhalt
  4. zum Bereichsmenü
Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa

Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland anlässlich des Nachhaltigkeitstages der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, hier: abendliche Modenschau des Lette-Vereins

15.11.2013 20:00, Foyer

Wenn ich so in’s Rund schaue, bin ich begeistert von der großen Aufmerksamkeit, die der folgende abendliche Ausklang Ihres Nachhaltigkeitstages hier findet. Ich selbst bin auch schon sehr gespannt auf die Upcycling-Kreationen  der Absolventen des Lette-Vereins. Upcycling ist ja etwas, was es noch nicht so lange gibt. Die ZEIT titelte „Bloß nicht in die Tonne!  Pullover aus Plastikflaschen, kompostierbare T-Shirts..“ Weil Mode eine kurze Lebensdauer hat, wäre es wirklich Verschwendung, sie einfach wegzuwerfen.- Genauso, wie viele andere Materialien - ob alte Autoreifen oder ein ausgedienter Weihnachtsbaum. Aus ausgedienten Alltagsmaterialien schicke Designerobjekte wie Lampenschirme oder stylische Gürtel zu kreieren oder aus den Unmengen von Abfallresten neue Kleidungsstücke entstehen zu lassen, dazu bedarf es viel Können und Phantasie. Und vor allem das Wissen um den Wert von Rohstoffen. Und man möchte meinen, mit der Wertschätzung purzeln die Ideen ganz von alleine. Dazu muss man wissen: In Deutschland fallen Jahr für Jahr über 100.000 Tonnen textiler Abfall an! Diese Lebenseinstellung wird mit dem meist auch richtigerweise abwertend gebrauchten Begriff „Wegwerfgesellschaft“ zutreffend analysiert. Es ist eine Mentalität, in der ständiger und schneller Konsum oben an steht, akzeptierte Umweltverschmutzung inklusive.  Kleidung und Schuhe sind da keine Ausnahme. Schnell wird weggeworfen, was nicht mehr dem gerade aktuellen Modetrend entspricht. In einer ganz anderen Zeit – vor fast 150 Jahren – gründete Wilhelm Adolf Lette am 27. Februar 1866 seinen „Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts“. Der Verein stand unter dem Protektorat der Kronprinzessin Viktoria von Preußen. Und wollte unverheirateten Frauen aus dem Bürgertum über die typischen Berufe wie  Lehrerin oder Kindermädchen hinaus Berufsfelder öffnen. Eine politische Emanzipation war damit nicht verbunden. Lette selbst war politisch engagiert, hatte das Wartburgfest besucht und gehörte 1848 dem Paulskirchenparlament an. Er galt als einer der Köpfe der liberalen Partei. Aus seiner politischen Arbeit erwuchs sein sozialpolitisches Engagement. Nach dem Tod des Vereinsgründers übernahm dessen Tochter den Vorsitz. Sie erkannte, dass eine Ausbildung von Mädchen und Frauen insbesondere der unteren Stände besonders wichtig war, um vor Elend und Not einigermaßen gewappnet zu sein. So wurde der Lette-Verein auch Schule und hat sich bis heute stetig weiterentwickelt. Seit Beginn der 80er Jahre dürfen auch Jungen die Schule besuchen. So hat sich der Lette-Verein immer wieder den gesellschaftlichen Erfordernissen angepasst. Und heute haben wir ein modernes Ausbildungszentrum vor uns – mit der Berufsfachschule für Design, die uns heute in die Schönheiten von „Müll-Couture“ einführen wird. Wir werden alle gleich bewundern können, was SPIEGEL online in einem Artikel die „Welt der Schrott-à-porter-Mode“ nannte und ich bin sicher, dass wird ganz große Show!