Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland anlässlich der Matinee des Berliner Fußball-Verbandes "25 Jahre Fußballeinheit in Berlin"
14.11.2015 11:00, Festsaal
Ich finde es großartig, dass der Berliner Fußball Verband sein Jubiläum zu „25 Jahren Fußballeinheit in Berlin“ hier im Berliner Abgeordnetenhaus begeht. Und ich freue mich, mit Ihnen zusammen in unserem Festsaal dieses Vierteljahrhundert Berliner Fußballgeschichte mit zu feiern. In diesen Monaten stehen viele Jubiläen an, die mit der Vereinigung Deutschlands zu tun haben. Am 3. Oktober hatten wir den Festakt in Frankfurt a.M., mit dem wir unsere staatliche Einheit gewürdigt haben. Und in weniger als zwei Monaten besteht unser gemeinsames Abgeordnetenhaus auch 25 Jahre. Damals, am 11. Januar 1991, fand in der Nikolaikirche die konstituierende Sitzung des ersten Gesamtberliner Parlaments statt. Wir werden dieses Ereignis natürlich auch feiern. Mit einem Festakt an historischem Ort. Wir sind alle damals - 1989/1990 - von den Ereignissen überrollt worden. Niemand hatte einen Plan in der Tasche und konnte sagen: So machen wir jetzt Einheit. Entsprechend unvorbereitet waren wir alle dann auch, doch eines haben wir sehr intensiv gespürt: Es gab da eine Dynamik, getragen von weiten Teilen der DDR-Bevölkerung. Und diese Dynamik hatte als Botschaft: Wir wollen Veränderung, wir wollen zur Bundesrepublik dazu gehören. Gerade hier in Berlin wirkte sich diese Energie sofort auf das konkrete Alltagsverhalten aus. Die Mauer war weg und jeder konnte sich nach dem 9. November frei in der Stadt bewegen. Jedem stand alles offen. Jeder in dieser Stadt, egal ob Ost oder West, war plötzlich frei im wahrsten Sinne des Wortes. Die Fußball-Clubs im Ostteil Berlins bekamen die Heftigkeit der Entwicklung schnell zu spüren. Plötzlich waren Spieler weg. Sie suchten Anschluss bei Vereinen im Westen der Stadt. Es gab keine Massenfluchten aus diesen Clubs, die ja keine Vereine im eigentlichen Sinne waren, sondern Betriebssportgemeinschaften oder Spielgemeinschaften. Aber es gab ein Signal: Und das hieß auch hier, wir wollen Veränderung. Das sah auf der Funktionärsebene des Deutschen Fußball Verbandes in der DDR zunächst ganz anders aus. Übrigens beim DFB auch. In beiden Verbänden glaubte man, die Organisation eines gemeinsamen Spielbetriebs hätte noch reichlich Zeit. Doch das war eine Täuschung. Denn die Basis in der DDR machte Druck und wollte sich nicht länger allein von Verbandsvertretern vorschreiben lassen, wie der Fußball in ihrem Land zu organisieren sei. Und es gab zunehmend finanzielle Engpässe. Ich will diese ganze Geschichte hier nicht neu aufrollen: Dem letzten DFV-Präsidenten Hans-Georg Moldenhauer kommen jedenfalls große Verdienste zu. Er setzte sich mit Unterstützung der Basis an die Spitze der Bewegung und forcierte den Beitritt des DFV zum DFB, der dann am 21. November 1990 schließlich vollzogen wurde. Die Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin bildeten nun den Nord-Ostdeutschen Fußballverband beim DFB als Regionalverband. Die Gründung eines neuen Fußball-Verbandes Berlin im Osten der Stadt war etwas früher. Er entstand bereits am 23. Juni 1990. Hier in Berlin ließen sich die Dinge eben schneller organisieren, weil man nahe bei einander lebte. Und man wollte vor einer Vereinigung mit dem Fußballverband im Westteil der Stadt auf gleicher Ebene verhandeln. Das gelang ja auch. Am 17. November 1990 trat der Fußball-Verband Berlin (Ost) dem Berliner Fußball-Verband bei. Es gab dabei auch eine Enttäuschung. Der DFB stufte den neuen vereinten Berliner Fußball-Verband als Landesverband ein, der künftig zum Regionalverband Nord-Ostdeutscher Fußballverband gehörte. Der Berliner Fußball war damit kein eigenständiger Regionalverband mehr. Otto Höhne, heute Ehrenpräsident des Berliner Fußball-Verbandes, sagte später rückblickend: „Die gemeinsame Sache erforderte gewisse Einschnitte.“ Die Einheit des Berliner Fußballs war wichtiger als die verbandspolitische Eitelkeit. Berlin-West mit seinen Privilegien – das war nun Vergangenheit. Und im Übrigen war auch nicht zu übersehen, dass die eigentlichen Anpassungsprobleme die Clubs aus dem Ostteil der Stadt hatten. Die Betriebe, denen viele Clubs angegliedert waren, hatten nach der Wende andere Schwierigkeiten. Es ging um ihre Existenz, weil die staatliche Planwirtschaft untergegangen war. Nicht alle Clubs in Ost-Berlin haben das überlebt. Nicht alle konnten sich in Vereine umwandeln. Wie sollte das auch gehen ohne Erfahrung, ohne Sponsoren? Dennoch muss man sagen: Der Berliner Fußball-Verband hat die Wende bravurös gemeistert und die Herausforderungen bestanden. Das zeigt der schöne Umstand, dass Sie heute feiern können und selbstbewusst auf die vergangenen 25 Jahre Ihrer vereinten Existenz zurück blicken. Dazu will ich Ihnen ganz herzlich gratulieren. Wir alle wissen: Der Sport ist nicht unpolitisch. Der Fußball auch nicht. Das schafft Verantwortung. Und um es deutlich zu sagen: Rassismus und Rechtsextremismus haben auf den Fußballfeldern, aber auch auf den Tribünen, nichts zu suchen. Gewalt übrigens auch nicht. Ich weiß, der Berliner Fußball-Verband tut sehr viel, um diesen für den Fußball negativen Entwicklungen entgegen zu wirken. Bleiben Sie bitte am Ball in dieser Angelegenheit. Der Fußball muss das bewahren, was er schon immer war: der schönste Sport der Welt. Danke! Ich wünsche Ihnen nun eine schöne Feier zu Ihrem 25-jährigen Bestehen. Alles Gute und vielen Dank.