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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland anlässlich der Kranzniederlegung

18.03.2012 00:00, Friedhof der März- Gefallenen

- Es gilt das gesprochene Wort -

Wir haben uns heute getroffen, um zu Ehren der März - Gefallenen von 1848 Kränze niederzulegen. Wir gedenken der Toten, weil sie für eine politische Vision standen:

Sie starben für die Idee der Freiheit des Einzelnen, sie starben für den Wunsch nach politischer Teilhabe und sie starben für die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit.

All diese Postulate klingen für uns mittlerweile vertraut. 1848 aber waren sie revolutionär – ein Akt des Aufruhrs gegen den damals herrschenden Adel.

Wir wissen: Der geschichtliche Gang von 1848 bis in unsere heutigen Tage war steinig. Es gab auf deutschem Boden keinen geraden Weg zur Demokratie. Die ersten, die das leidvoll zu spüren bekamen, waren eben jene Menschen, die für ihre Ideale sterben mussten und an die wir heute erinnern.

Der Widerstand gegen die Demokratie als Staatsform zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Historie. Der Untergang der Weimarer Republik und der Aufstieg Hitlers sind in dieser Hinsicht besonders traurige Kapitel der deutschen Geschichte. Erst 1989, mit dem Aufbegehren der damaligen DDR-Bevölkerung gegen die eigene Staats- und Parteiführung, fand dieser Prozess ein glückliches Ende. Die Idee von Freiheit und Gerechtigkeit in Einigkeit wurde zur Wirklichkeit.

Heute können wir daher selbstbewusst sagen: Die Demokratie ist in Deutschland angekommen. Der Geist von 1848 hat sich auch bei uns – trotz vieler Irrwege - etabliert. Die Revolution von 1848 war kein geschichtlicher Betriebsunfall. Sie war der Beginn eines zweifellos langen Demokratisierungsprozesses.

Es wirkt vor diesem Hintergrund fast schon wie eine Fügung, dass wir heute – am 18. März - einen neuen Bundespräsidenten gewählt haben, der den Wert politischer Freiheit in den Mittelpunkt seiner politischen Anschauung rückt.

Mit Joachim Gauck steht seit heute ein sensibler Verfechter der Freiheit an der Spitze unseres Staates. Ich denke, darauf können wir Demokraten stolz sein. Es ist das richtige Zeichen zur richtigen Zeit – nicht nur tagespolitisch gesehen, sondern eben auch geschichtlich. Ich bin mir sicher: Joachim Gauck wird ein würdiger Repräsentant des modernen, demokratischen Deutschlands sein.

Aber auch fast alle demokratischen Parteien im Deutschen Bundestag haben Stärke und Klugheit bewiesen. Sie hatten vor der Wahl Joachim Gauck zum gemeinsamen Kandidaten ausgerufen – ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Politisches und geschichtliches Gespür tragen diese Entscheidung. Das ist ja nicht immer so im politischen Alltag.

Die Berliner Barrikaden-Kämpfer von 1848 standen am Anfang des Kampfes um Freiheitsrechte in Deutschland. Diejenigen, die starben, wurden hier beigesetzt.

Und so ist es naheliegend, diesen Friedhof, der für mich eine Wiege der Demokratie ist, aufzuwerten.

Ich unterstütze deshalb die Idee, an diesem Ort eine nationale Gedenkstätte aufzubauen. Ich möchte es etwas pathetisch formulieren: Auch Deutschland als Ganzes braucht eine eigene „Freiheits-Statue“ in der Hauptstadt. Mit großer Freude haben wir heute die Ausführungen des Bundestagspräsidenten zur Eröffnung der Bundesversammlung gehört. Sein Bekenntnis zu diesem zentralen Ort der demokratischen Besinnung lässt hoffen. Die Paulskirche in Frankfurt ist wichtig. Doch es hätte nie eine parlamentarische Nationalversammlung gegeben ohne den revolutionären Druck der „einfachen Leute“ von der Straße. Die Revolution von 1848 war eine Bewegung von unten, war eine „Volksbewegung“. Von ihr ging eine Initialzündung aus. Das wollen wir einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen.

Jede Gesellschaft benötigt geschichtliche Identität. Nur wer weiß, wo er herkommt, wird wissen, wo er hin will. Der Friedhof der März-Gefallenen ist ein Monument des jungen Freiheitskampfes in Deutschland.

Wir heutigen Demokraten wissen genau, was wir ihnen zu verdanken haben.

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