Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland anlässlich der Festveranstaltung "125 Jahre gesetzliche Rentenversicherung"
02.12.2014 11:00, Plenarsaal
Es ist mir eine große Freude, Sie alle hier im Abgeordnetenhaus von Berlin zur Festveranstaltung „125 Jahre gesetzliche Rentenversicherung“ begrüßen zu können. Seien Sie herzlich willkommen. Wir befinden uns hier im ehemaligen Preußischen Landtag. Er wurde 1899 fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben. Unser schönes Parlamentsgebäude ist also jünger als die Institution Rentenversicherung, die 1889 Gesetz wurde. Das nötigt mir großen Respekt ab, weshalb ich feststellen möchte: Große Dinge, die die Menschheit weiterbringen, haben eine lange Lebensdauer, begleiten den gesellschaftlichen Fortschritt kontinuierlich. Dazu gehört zweifellos die Deutsche Rentenversicherung. Und darauf können wir alle stolz sein. Der Charakter der ursprünglichen Rentenversicherung – Alterssicherungsgesetz genannt – war 1889 noch ein anderer als heute. Die Ansprüche ersetzten nicht das einstige Erwerbseinkommen, auch nicht halbwegs. Es war nur ein Zuschuss. Insofern wurde mit der Alterssicherung Bismarck‘scher Prägung für weite Schichten die größte Not gelindert, aber nicht abgeschafft. Das blieb erst einer umfassenden Reform der Rentenversicherung unter dem Bundeskanzler Konrad Adenauer vorenthalten. Während seiner Kanzlerschaft wurde 1957 in der Bundesrepublik Deutschland das Rentensystem revolutioniert. Er führte die dynamische Rente ein, deren Höhe an die Lohnentwicklung angepasst wurde. Auch die Finanzierung änderte diese Rentenreform radikal: es wurde kein Kapital mehr für die Rentenzahlungen aufgebaut. Es wurde das Umlageverfahren eingeführt. Der sogenannte Generationenvertrag war geboren, indem die, die arbeiten, mit ihren Beiträgen diejenigen finanzieren, die in Rente sind. Ich möchte sagen: Eine geniale Idee, die bis heute trägt, wenn auch inzwischen mit recht üppigen staatlichen Zuschüssen. Deutschland ist ein wohlhabendes Land. Und das Umlageverfahren bleibt ein Erfolgsmodell. Aber dieses Modell ist sehr stark abhängig von der Stärke der jeweiligen Generationen. Nun wissen wir alle, dass unsere Gesellschaft immer älter wird, dass wir keinen Geburtenüberschuss mehr haben, so dass künftig immer weniger junge Menschen die Rentnerinnen und Rentner im Rahmen ihrer Erwerbsarbeit finanzieren müssen. Die einzige Antwort, die wir bisher auf dieses Phänomen geben, ist die Senkung unseres Rentenniveaus – wenn die geburtenstarken Jahrgänge 2028 in Rente gehen auf immerhin auf 44 Prozent. Ich fürchte, das wird auf Dauer nicht reichen. Wir können nicht immerzu das Rentenniveau senken. Wir müssen vielmehr nach Wegen suchen, um ein auskömmliches Rentenniveau stabil zu halten. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Aber wir können es doch nicht zulassen, dass immer mehr Menschen im Alter in Armut leben müssen. Die Renten sind sicher. Damit das so bleibt, müssen wir häufiger Mut zeigen: Mut zu mehr Zuwanderung, Mut zum Querdenken, und den Mut, Vermögen dort zu besteuern, wo ihre Quelle ist. Zum Abschluss möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen Rentenversicherung für ihre tagtägliche Arbeit danken. Da geht es ja nicht nur um die Rentenberechnung und –auszahlung. Es geht ebenso um die medizinische und berufliche Rehabilitation. Die Deutsche Rentenversicherung leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum sozialen Frieden in Deutschland. Auf diese Errungenschaft können wir alle stolz sein. Herzlichen Dank.