Grußwort des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Dennis Buchner zur Fahnenhissung der landeseigenen Anti-Gewalt-Flagge
25.11.2022 10:00, Abgeordnetenhaus, Vorplatz
Das Abgeordnetenhaus von Berlin setzt heute am internationalen Aktionstag mit dem Hissen der landeseigenen Anti-Gewalt-Flagge ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.
Gewalt gegen Frauen passiert nicht einfach so. Zur Wahrheit gehört auch, dass Gewalt gegen Frauen in den meisten Fällen Gewalt von Männern ist. Diesen Fakt sollten und müssen wir klar benennen.
Aktuell reden wir noch allzu oft darüber, dass junge Mädchen und Frauen lernen sollen, sich selbst zu schützen. Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren, sind jedoch nicht die Schuldigen. Vielmehr sind es die Jungen und Männer, die davon abgebracht werden müssen, Gewalttäter zu werden. Das gelingt am besten durch Prävention. Auch das Durchbrechen von Geschlechterklischees – ab dem Kindesalter – ist da ein essenziell wichtiger Baustein. Es gibt noch viel zu tun. Denn aktuell steigt die Zahl häuslicher Gewalttaten noch immer jedes Jahr.
Wir müssen also weiter patriarchalische Strukturen auf allen Ebenen aufbrechen. Ich denke schon, dass die meisten Krisen, die wir aktuell erleben, auch auf Mechanismen und der Logik männlichen Egos, Wut und Aggression basieren. Kurz gesagt auf dem, was inzwischen oft als „toxische“ Männlichkeit bezeichnet wird. Denken wir beispielsweise an den Iran: Die Unterdrückung der Frauen und weiterer marginalisierter Gruppen geht immer auch mit einer gewissen Toleranz gegenüber Gewalt einher. Die Bilder, wie Frauen, die derzeit maßgeblich die Revolution anführen, niedergeknüppelt werden, dürfen uns nicht kalt lassen. Die Flagge weht hier heute daher auch für sie; als Zeichen unserer Solidarität.
Aber wir brauchen nicht nur in andere Länder schauen: Ich denke unter anderem auch an die überwiegend männlichen Verschwörungstheoretiker und Querdenker bei uns in Deutschland. Sie wollen unsere Gesellschaft spalten, Schuld auf bestimme Gruppen abwälzen und versuchen mit ihren Worten und Parolen hart erkämpfte gesellschaftliche Fortschritte einreißen.
Sprache ist Macht und so kann von Sprache auch Gewalt ausgehen. Ich freue mich daher besonders, dass wir uns gleich zusammen im Abgeordnetenhaus mit dieser bislang wenig öffentlich thematisierten Form der Gewalt an Mädchen und Frauen auseinandersetzen werden. Mein ausdrücklicher Dank gilt der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin, die diese Fachveranstaltung gemeinsam mit meiner Verwaltung organisiert hat.
Für uns als Abgeordnetenhaus gilt es weiterhin zu kontrollieren, ob die Maßnahmen, die Berlin gegen Gewalt an Frauen ergreift, ausreichen oder ob eventuell zusätzliche Maßnahmen auf den Weg gebracht werden müssen. Für mich ist auch der Aspekt ganz wichtig, dass wir Politikerinnen und Politiker uns die größte Mühe geben, Vorbilder zu sein. Etwa, wenn es um Frauenförderung in der Politik geht, um gelebte Gleichberechtigung im Parlament und natürlich auch um unseren Sprachgebrauch. Heute erheben wir die Stimmen und sagen: Nein zu Gewalt gegen Frauen.
Vielen Dank!