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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Grußwort des Präsidenden des Abgeordnetenhauses von Berlin Dennis Buchner zur Veranstaltung der ÜPFI "Wann kommt die geschlechtergerechte Soziale Marktwirtschaft?"

28.04.2022 18:00, Abgeordnetenhaus, Raum 376

Schön, Sie endlich wieder hier im Haus begrüßen zu dürfen, endlich wieder eine ÜPFI-Veranstaltung im Berliner Abgeordnetenhaus! Und ich darf Ihnen im Namen unseres Landesparlaments vergewissern: Bei uns sind Sie immer willkommen. Wir wissen Ihre Veranstaltungen sehr zu schätzen, da sie echten Mehrwert bieten. Dafür im Vorfeld schon einmal: herzlichen Dank!

Das heutige Thema ist besonders spannend. Denn Arbeit ist schließlich der Knackpunkt, wenn es um mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern geht. Den Ansatz des CW-Index zur Neubewertung der sozialen Dienstleistungsberufe halte ich für revolutionär. Und für mehr Geschlechtergerechtigkeit muss man auch mutigere Wege gehen als bisher. Die Arbeit in sozialen und personennahen Dienstleistungen ist schlechter bezahlt als in technischen oder kaufmännischen Berufen. Dabei ist die Arbeitsbelastung hier mindestens genauso hoch, wenn nicht höher. Das ist ungerecht. Dass das historisch so gewachsen ist,  zählt zu Beginn des 21. Jahrhunderts kaum mehr als bequeme Ausrede. Die Strukturen der Sorge-Arbeit müssen sich verbessern. Auch weil diese Berufe zeigen, wie wir uns als Gesellschaft sehen. Wir wollen alle in Würde altern. Und auch unsere Elterngeneration in guten Händen wissen. Wir möchten im Krankheitsfalle gut umsorgt sein. Und wir wünschen uns, dass sich jedes einzelne Kind unbeschwert entfalten kann – trotz krisengebeutelter Zeiten oder Problemlagen der Eltern.

Nur Menschen können das einander möglich machen. Keine Maschine der Welt, keine technische Neuerung wird diese Aufgaben übernehmen können. Berufe, in denen Menschen beim Aufwachsen, Genesen oder bei der alltäglichen Versorgung geholfen wird, setzen lange Ausbildungszeiten voraus. Zu Recht, denn die Anforderungen sind komplex und der berufliche Alltag verlangt hohe psychosoziale Fertigkeiten. Entsprechend geht es auch um die Anerkennung und Würdigung dieser Berufsgruppen. Zweifellos geht das mit einer besseren Entlohnung einher. Jedoch müssen wir auch über die Arbeitszeiten, den Freizeitausgleich sowie passende Personalvorgaben sprechen. Gerade im Pflegebereich wird nicht selten aufgrund der enormen Berufsbelastung die Arbeitszeit verringert. Diese strukturellen Probleme wirken sich auf das Privatleben vieler Frauen aus.

Und es ist kein Geheimnis, dass sich mit einem Teilzeit-Job in diesem Sektor kaum eine angemessene Rente erwirtschaften lässt. Und das „nur“, um die Arbeit überhaupt erst aushalten zu können. Der CW-Index berücksichtigt, dass unter dem Kriterium Verantwortung das Wohlergehen anderer Menschen oder Empathie steht, gleichrangig mit Führungskompetenzen. Das steht im Kontrast zur derzeitigen Praxis. Und nicht jedem werden die Messungen des CW-Index gefallen. Die meisten Möglichkeiten, um mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, sind allerdings umstritten. Umso wichtiger ist die Auseinandersetzung.

Ich denke da etwa an die Förderung der Transparenz in Entgeltstrukturen, Quotenregelungen oder das Aufbrechen von Machokulturen und -strukturen. Auch in der Politik müssen wir uns diesen Themen dringend stellen. Die vergangene Wahl hat den Frauenanteil in unserem Parlament erhöht, zumindest etwas. Zum Jubeln reicht es nicht. Wir müssen auch hier neue, bessere Wege ausloten, wie wir Frauen in der parlamentarischen Repräsentanz gleichstellen können. Dabei ist völlig klar, dass die Komfortzone gelegentlich verlassen werden muss, um etwas zu erreichen. Dafür steht auch die ÜPFI.

Seit mehr als dreißig Jahren rütteln Sie in Berlin auf, legen den Finger in die Wunde und finden Wege für Veränderungen. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute. Und für heute: frohes Schaffen und einen Austausch mit vielen neuen Erkenntnissen. Herzlichen Dank!