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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Grußwort der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Cornelia Seibeld, zur Entzündung der Dienerkerze am Chanukkaleuchter

17.12.2024 17:00, Abgeordnetenhaus von Berlin, Vorplatz

Heute versammeln wir uns an einem besonderen Ort und zu einer besonderen Zeit. Der Ort – der Vorplatz des Berliner Abgeordnetenhauses – wird erfreulicher Weise bereits zur Tradition. Der Zeitpunkt ist deswegen besonders ungewöhnlich, weil Chanukka eigentlich erst am 25.12. beginnt, also mit dem christlichen Weihnachtsfest zusammen fällt. Und damit dem Entzünden des Chanukka Leuchters trotzdem die gebührende Aufmerksamkeit zukommt, hat Yehuda Teichtal eine wie ich finde sehr pragmatische Lösung gefunden: Wir haben Chanukka vorgezogen und entzünden heute die Dienerkerze des Chanukka-Leuchters – die sogenannte Schamasch. Der Leuchter steht etwas länger und ab dem 25.12. wird jeden Tag eine Kerze mithilfe der Dienerkerze entzündet werden.

Der Moment des Entzündens der Dienerkerze erinnert uns an die Kraft des Lichts, das inmitten von Dunkelheit Hoffnung und Zuversicht schenkt. Das Chanukka-Fest erzählt die Geschichte eines kleinen Wunders: Wie ein kleiner Krug Öl den großen Tempel acht Tage lang erleuchten konnte. Doch Chanukka ist nicht nur eine Geschichte über ein vergangenes Wunder – es ist auch ein Symbol dafür, wie wichtig es ist, den Glauben an das Gute und an die Überwindung von Widrigkeiten zu bewahren. Gerade in einer Zeit, die von Herausforderungen, Spaltung und Unsicherheiten geprägt ist, zeigt uns Chanukka, wie ein kleiner Funke die Dunkelheit durchbrechen kann. Und deswegen ist es auch so wichtig, dass der Chanukka-Leuchter jedes Jahr hier vor dem Berliner Parlament steht.

Berlin ist eine Stadt mit einer reichen, zugleich auch schmerzvollen jüdischen Geschichte. Doch Berlin ist auch ein Ort des Aufbruchs und der Vielfalt, an dem das jüdische Leben wieder gedeiht – und das soll und muss auch nach dem 07. Oktober 2023 so bleiben. Die heutige Zeremonie ist ein Zeichen dafür, dass jüdisches Leben ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft ist, Kultur, Tradition, gelebter Glaube – aber auch Gemeinsamkeit über die Grenzen einer Religion hinweg.

Die Dienerkerze, die Schamasch, dient den anderen acht Kerzen des Chanukka-Leuchters und bringt Licht zu ihnen, ohne dabei ihr eigenes Licht zu verlieren. Sie steht sinnbildlich für das, was uns als Gesellschaft stark macht: Den Dienst am anderen, den Zusammenhalt und die Bereitschaft, Licht und Wärme zu teilen. Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir von diesem Licht inspiriert werden.

Möge die Flamme der Hoffnung und des Miteinanders, die wir heute entzünden, weit über diesen Ort hinaus leuchten. Lassen Sie uns zusammenstehen, füreinander einstehen und daran arbeiten, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Respekt, Toleranz und Nächstenliebe gründet.

Vielen Dank.