
Grußwort der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Cornelia Seibeld, zum Landesfinale "Jugend debattiert"
14.03.2025 11:15, Abgeordnetenhaus, Plenarsaal
Herzlich Willkommen in unserem Berliner Landesparlament. Es kommt nicht häufig vor, dass ich in diesem Saal in so viele junge Gesichter blicke. Das freut mich ganz besonders. Wir befinden uns hier im Plenarsaal und somit am wichtigsten Ort des Abgeordnetenhauses – der Herzkammer unserer Berliner Demokratie.
Hier werden die Debatten geführt, in denen die Abgeordneten um die besten Lösungen für unsere Stadt ringen. Es ist ein Raum für Austausch, wo mitgedacht, mitgeredet und vor allem mitgehandelt wird. Das alles sind demokratische Errungenschaften, die keineswegs selbstverständlich sind. „Jugend debattiert“ fußt erfreulicherweise genau auf diesen Werten.
Eine mit guten Argumenten gestützte Position, die sachlich und rhetorisch versiert vorgetragen wird, kann so überzeugend sein, dass wir möglicherweise von unserer eigenen Position abrücken. Das bedeutet nicht, dass wir von unseren persönlichen politischen oder sozialen Überzeugungen ablassen. Es zeigt vielmehr, dass wir die Fähigkeit besitzen, auch andere Positionen einnehmen zu können. Das Stichwort hier ist Kompromiss. Ohne Kompromisse würden wir im Leben wohl nicht so weit kommen. Wir würden uns selten zu einer Entscheidung durchringen können oder Lösungen für gesellschaftliche Probleme finden. Auch die Politik lebt von Kompromissen. Denn klar ist: Wo viele Menschen zusammenkommen, gibt es viele Meinungen. Wir alle denken und fühlen unterschiedlich, haben verschiedene Prioritäten.
Das wird sich auch bei den heute zu diskutierenden Themen wieder zeigen. Es geht um die Sicherheit an Fernverkehrsbahnhöfen und um die Anzahl der öffentlich-rechtlichen Programme. Beide Themen bieten das Potenzial, sie kontrovers zu verhandeln. Schauen wir auf die aktuelle politische Lage, sind sie nah an dem, was im öffentlichen Diskurs gerade stattfindet.
Die vermehrt grausamen Anschläge im öffentlichen Raum zwingen uns förmlich zu der Frage, wie wir die Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern gewährleisten können. Es ist ein polarisierendes und emotionales Problem, welches nach konkreten und konsequenten Maßnahmen ruft. Und die Rolle der öffentlich-rechtlichen Programme ist nicht weniger relevant. Schließlich sollen sie in ihrem Informations- und Bildungsauftrag unabhängig, neutral und objektiv agieren. Wir erleben derzeit auf der ganzen Welt, wie Menschen durch das Verdrehen von Tatsachen und das Schaffen ihrer eigenen Wahrheiten ihre Macht verteidigen wollen. Da ist es besonders gefährlich, Sachverhalte verkürzt oder gar falsch wiederzugegeben und damit Geschichtsrevision zu betreiben.
Ihr als Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Landesfinale von „Jugend debattiert“ habt gelernt, faire und sachliche Debatten zu führen. Wo es nicht darum geht, das Gegenüber niederzubrüllen, sondern mit fundierten und gut dargelegten Argumenten und Fakten zum Nachdenken zu bewegen.
Ich möchte Euch schon jetzt herzlich gratulieren, dass ihr es bis hierher geschafft habt. Eine großartige Leistung, auf die ihr stolz sein solltet. Es ist gar nicht so leicht, vor so vielen Menschen zu debattieren. Dazu gehört neben einer gehörigen Portion Mut auch immer das Talent, aktiv zuzuhören und auf das Gesagte entsprechend zu reagieren.
Ich freue mich auf die heutigen Vorträge und bin mir sicher, es wird - passend zu diesem Veranstaltungsort - durchaus lebhaft. Uns allen wünsche ich einen spannenden Vormittag mit neuen Denkanstößen und Perspektiven. Vielen Dank.