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Gedenkworte für die verstorbene Abgeordnete Marion Seelig

21.03.2013 13:00, Abgeordnetenhaus von Berlin

. In der vergangenen Woche, am Dienstag, dem 12. März 2013, starb unsere Kollegin Marion Seelig nach langer und schwerer Krankheit. Sie war Abgeordnete von Januar 1991 bis zu ihrem Todestag. Als Mitglied der Fraktion Die Linke bekleidete sie die Position der Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden.

Geboren wurde Marion Seelig am 3. Januar 1953 in Berlin. Nach dem Abitur wollte sie Journalistik studieren, wurde aber zum Studium nicht zugelassen. Ihr Vater hatte die DDR noch vor dem Bau der Mauer verlassen.

Statt zu studieren, absolvierte Marion Seelig ein Volontariat bei der Berliner Zeitung und arbeitete dort bis 1974 in der Redaktion mit. 1975 wechselte sie als Redakteurin in das Berliner Haus für Kulturarbeit und arbeitete daneben freiberuflich als Hörspielautorin und Schriftstellerin.

Unter dem Dach der Kirche in der DDR begann Marion Seelig Anfang der 80erJahre in der Berliner Zionsgemeinde mit der Friedensarbeit: Sie gab Kinderseminare, organisierte die ersten Menschenrechtsseminare in der DDR und arbeite seit 1987 in der „Kirche von unten“ mit. Schon 1982 unterzeichnete sie eine Eingabe der Gruppe „Frauen für den Frieden“ gegen die Einberufung von Frauen zum Militärdienst im Falle einer Mobilmachung.

Marion Seelig stand in Opposition zur DDR. Sie zu verlassen, kam für sie aber nicht infrage. Sie wollte die Reform von innen und setzte sich für die von der Regierung Verfolgten ein: 1988 / 89 nahm sie an Mahnwachen teil, ebenso an Protest-Gottesdiensten und sie sammelte Spenden für die Opfer und Familien der Inhaftierten. Die Übergriffe auf die Umweltbibliothek, die Verhaftungen bei der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration, die Relegierung von Schülern der Erweiterten Oberschule Carl-von-Ossietzky – all diese Maßnahmen steigerten noch ihre Oppositionshaltung.

Im September 1989 gründete Marion Seelig die Vereinigte Linke mit, eine politische Gruppierung in der Endphase der DDR, die Mitglieder aus vielen linken Gruppen sowie kritische Mitglieder aus der SED versammelte. Nach der Wende vertrat Marion Seelig die Vereinigte Linke am Zentralen Runden Tisch.

Seit Januar 1991 war Marion Seelig Abgeordnete im Abgeordnetenhaus von Berlin. Über die offene Liste der damaligen PDS zog sie parteilos ins Parlament ein. 1998 trat sie dann der PDS bei. Hier im Abgeordnetenhaus widmete sich Marion Seelig in allen Legislaturperioden der Innen- und Sicherheitspolitik, war durchgängig Mitglied im Ausschuss für Inneres, Sicherheit und Recht. In der 12. und 17. Wahlperiode saß sie zudem im Ausschuss für Verfassungsschutz, in der 16. Wahlperiode im Ausschuss für Verfassungs- und Rechtsangelegenheiten, Immunität und Geschäftsordnung. Über viele Jahre leitete sie mit Engagement den Unterausschuss für Datenschutz und Informationsfreiheit.

In einem kleinen Selbstportrait begründete Marion Seelig ihre Haltung zur Innen- und Sicherheitspolitik: Sie schrieb dort, dass sie der Einschränkung von Bürgerrechten Einhalt gebieten möchte. Die Sensibilisierung dafür, dass Bürgerrechte nicht einfach da sind, sondern oft auch erstritten und verteidigt werden müssen, durchzog ihr politisches Leben und Denken – erst in der DDR, dann auch im vereinigten Berlin.

Marion Seelig hinterlässt drei erwachsene Kinder und einen Ehemann. Unsere Anteilnahme gehört ihrer Familie.