Gedenkworte des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Ralf Wieland zum Tod des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin Hans-Jochen Vogel
20.08.2020 10:00, Abgeordnetenhaus
Eine weitere traurige Nachricht erreichte uns über den Sommer. Der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin und SPD-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus Hans-Jochen Vogel ist am 26. Juli in München verstorben. Der gebürtige Göttinger wurde 94 Jahre alt. Im Alter von 34 Jahren wurde Hans-Jochen Vogel Oberbürgermeister Münchens – und somit zum jüngsten Stadtoberhaupt einer deutschen Großstadt. Den Kabinetten von Willy Brandt und Helmut Schmidt gehörte er als Minister für Raumordnung, Städtebau und Bauwesen und als Bundesminister für Justiz an.
Am 23. Januar 1981 wurde Hans-Jochen Vogel als Nachfolger des zurückgetretenen Dietrich Stobbe zum Regierenden Bürgermeister von West-Berlin gewählt. Zu dieser Zeit gab es in der Stadt Konflikte um die Hausbesetzungen, insbesondere in Kreuzberg. In seiner kurzen Amtszeit von weniger als einem halben Jahr führte Hans-Jochen Vogel die sogenannte Berliner Linie im Umgang mit den Besetzerinnen und Besetzern ein. Er legte Wert auf Deeskalation und die Vermeidung von Gewalt. Darüber hinaus versuchte er mit Appellen an die Hauseigentümer die Spekulation mit den Altbauten zu beenden. Im Februar 1981 forderte der Senat die Hausbesitzer in einem Zehn-Punkte-Programm zur Weitervermietung von leerstehendem Wohnraum auf und stellte 20 Millionen D-Mark für akut notwendige Reparaturen zur Verfügung.
Nach den vorgezogenen Abgeordnetenhaus-Wahlen am 10. Mai 1981 bildete Richard von Weizsäcker einen Minderheitssenat und löste Hans-Jochen Vogel als Regierenden Bürgermeister ab. In unserem Parlament übernahm er daraufhin die Rolle des Oppositionsführers. Später widmete er sich als Bundestagsabgeordneter wieder der Bundespolitik. Parteipolitisch folgte er 1987 Willy Brandt als Vorsitzender der SPD.
Bis ins hohe Alter blieb Hans-Jochen Vogel politisch aktiv und meldete sich zu aktuellen Fragen zu Wort. Der Appell seiner Abschiedserklärung:
„Sorgen Sie dafür, dass Deutschland bleibt, wofür wir gekämpft haben.“
Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau und seiner Familie.
Danke, dass Sie sich zu Ehren der Verstorbenen erhoben haben.