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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Gedenkworte des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Dennis Buchner anlässlich des Todes der Berliner Ehrenbürgerin Inge Deutschkron

10.03.2022 10:00, Abgeordnetenhaus, Plenarsaal

Ich möchte Sie bitten, sich von Ihren Plätzen zu erheben. Gestern ist unsere Berliner Ehrenbürgerin Inge Deutschkron im Alter von 99 Jahren gestorben. Inge Deutschkron wuchs in einer Stadt auf, in der sie als Jüdin dem staatlich legitimiertem Hass ausgesetzt war und in der sie „illegal“ wurde. Ein junges Leben ohne Freiheit, ohne Tanz, ohne ausgelassene Stunden mit Freundinnen und Freunden. Doch Inge Deutschkron machte den Rat ihrer Mutter, sich nichts gefallen zu lassen zu ihrem Leitsatz.

Es gelang ihr, sich zu widersetzen, sie tauchte unter. Mutige Berlinerinnen und Berliner halfen ihr dabei und riskierten ihr Leben. Umso schlimmer war die Erfahrung, die Inge Deutschkron in der Nachkriegszeit machte: Nazis in Regierungsämtern, milde Strafen, Ignoranz. Inge Deutschkron kehrte Deutschland den Rücken zu.

Es war kein Selbstverständnis, dass sie zurück in unsere Stadt kam. Doch sie kam, um zu bleiben. Maßgeblich prägte sie die Art und Weise, wie wir an die Shoah erinnern. Sie setzte sich für aktives Gedenken ein. Bei zahlreichen Schulbesuchen erzählte sie ihre Geschichte und beantwortete die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Es waren Begegnungen, das unmittelbare Erzählen der eigenen Geschichte, die vielen von uns im Gedächtnis bleiben. Auch das Theaterstück „Ab heute heißt Du Sara“ am Gripstheater machte ihre Geschichte vielen Berlinerinnen und Berlinern zugänglich.

Dank der Initiative von Inge Deutschkron treffen wir uns jährlich am Gleis 17, um an die Jüdinnen und Juden zu erinnern, die von dort aus deportiert wurden. Mit dem Verein „Blindes Vertrauen“ erinnerte Inge Deutschkron an die stillen Heldinnen und Helden wie Otto Weidt, also an Menschen, die Jüdinnen und Juden während des NS-Terrors halfen und retteten. Die Inge Deutschkron Stiftung ruft zu Zivilcourage und Toleranz auf.

Dass ihr Berlin am Herzen lag, hat sie mit ihrer Arbeit für unsere Stadt auf so vielen verschiedenen Ebenen gezeigt. Mit dem Verdienstorden des Landes Berlin, der Verleihung der Louise-Schröder-Medaille und der Verleihung der Ehrenbürgerinnenwürde haben wir die Bedeutung von Inge Deutschkron für unsere Stadt unterstrichen.

Besonders wichtig ist mir ihr Porträt in unserer Ehrenbürgergalerie. Es soll unserem Parlament für immer eine Mahnung sein, aber auch der Aufruf für Mut und Menschlichkeit. Inge Deutschkron war eine starke Berlinerin, deren Andenken in unser Haus gehört. Wir werden sie nicht vergessen! Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu Ehren von Inge Deutschkron erhoben haben.