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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Gedenkworte der Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, Cornelia Seibeld, anlässlich des Anschlags auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche am 19. Dezember 2016

19.12.2024 10:00, Abgeordnetenhaus, Plenarsaal

Heute vor genau acht Jahren hat ein islamistischer Attentäter einen Sattelschlepper in den gut besuchten Weihnachtsmarkt rund um die Gedächtniskirche gelenkt.

Dem Anschlag fielen 13 Menschen zum Opfer, mindestens 67 Menschen wurden teilweise schwer verletzt. Die körperlichen und seelischen Verletzungen wirken bis heute nach.

Viele der Helfer, seien es Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten, waren nach ihrem Einsatz aufgrund der schrecklichen Eindrücke traumatisiert. Es lässt sich nur schwer ein größerer Kontrast vorstellen, als die Erwartung der Besucher auf einen fröhlichen und entspannten Bummel zwischen den vielen weihnachtlich geschmückten Ständen und dem unvorhersehbaren Einbruch des Terrors. Terror hat keinen Sinn, er verfolgt nur einen Zweck: Schrecken zu verbreiten, Unsicherheit und Angst. Terror zielt darauf ab, demokratische Gesellschaften zu erschüttern, zu lähmen, zu destabilisieren. Dieses Ziel haben die Terrorristen nicht erreicht.

Die Bevölkerung hat mit bemerkenswerter Besonnenheit auf den Terror reagiert. Die Religionsgemeinschaften haben mit ihren Stellungnahmen dazu beigetragen. Viele Menschen in und außerhalb Berlins versuchten, heraus zu finden, ob ihre Verwandten und Freunde Teil des Geschehens oder sogar unter den Opfern waren. Die anfangs unklare Lage entwickelte eine große emotionale Wucht. Eine Welle der Erschütterung und der Besorgnis ging durch die Stadt. Leider mussten bei der Aufarbeitung auch Fehler der Sicherheitsbehörden im Umgang mit einem einschlägig bekannten extremistischen Gefährder aufgearbeitet werden. Der Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses kam zu dem Schluss, dass der Informationsaustausch zwischen Sicherheits- und Justizbehörden unzureichend gewesen sei, die Personalausstattung des Landeskriminalamtes mangelhaft und der Verfassungsschutz sich zu passiv verhalten habe. Auch bei der Betreuung und Unterstützung der Angehörigen der Opfer mussten Defizite nachgebessert werden.

Sehr berührend war hingegen das tiefe Mitgefühl und die umfassende Trauer der Berlinerinnen und Berliner. Lichter und Blumen am Tatort zeugten von der großen Anteilnahme der Menschen am Leid der Betroffenen. Es ist richtig, dass Politik und Gesellschaft des Attentats jedes Jahr gedenken. Am Tatort ist ein würdiges Mahnmal entstanden. Ein goldfarbener „Riss“, der sich 17 Meter über den Breitscheidplatz, von der Budapester Straße durch die Treppen hoch auf das  Plateau der Gedächtniskirche zieht. Die Namen der Toten sind in die Stufen der Treppenanlage eingelassen. Genauso richtig ist es, dass die Tradition des Weihnachtsmarktes auf dem Breitscheidplatz fortgesetzt wird. Denn genau das dürfen wir dem Täter und seinen islamistischen Anstiftern nicht zubilligen:

Dass wir unsere Traditionen und unsere Lebensfreude der Angst opfern. Denn dafür steht das Weihnachtsfest: Für die Hoffnung auf die Erlösung von dem Bösen und für den Wunsch nach Frieden auf Erden.

Ich bitte Sie, sich für eine Gedenkminute für die Ermordeten nun von den Plätzen zu erheben.

Wir denken an:

Lukasz Urban
Anna Bagratuni   
Georgiy Bagratuni   
Sebastian Berlin   
Nada Cizmar  
Fabrizia Di Lorenzo 
Dalia Elyakim
Christoph Herrlich
Klaus Jacob
Angelika Klösters
Dorit Krebs
Peter Völker
und Sascha Hüsges

Sie kamen aus sechs unterschiedlichen Ländern, hatten unterschiedliche Biographien und waren doch vereint in einem fürchterlichem Tod. Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu Ehren der Ermordeten erhoben haben.