Eintragung in das Goldene Buch von Berlin
17.02.2000 00:00, Abgeordnetenhaus
Reinhard Führer 17.02.2000, Abgeordnetenhaus, Festsaal Besuch des Parlamentspräsidenten der Republik Kamerun
'Ich heiße Sie im Abgeordnetenhaus von Berlin sehr herzlich willkommen.
Zu den Schwerpunkten Ihres Besuchs in unserem Land gehört der Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Parlamenten. Es entspricht der föderalistischen Struktur der Bundesrepublik Deutschland, dass Sie in Ihr Besuchsprogramm auch drei Länderparlamente einbeziehen: den Landtag Nordrhein-Westfalen, den Sächsischen Landtag und heute das Parlament der deutschen Hauptstadt, das Abgeordnetenhaus von Berlin.
Wenn auch die politischen Rahmenbedingungen in der Republik Kamerun und in der Bundesrepublik Deutschland höchst unterschiedlich sind, wird der Meinungs- und Erfahrungsaustausch dennoch zweifellos für alle Beteiligten von Nutzen sein.
Herr Präsident, Sie sind in eine Stadt gekommen, die seit wenigen Monaten wieder das politische Entscheidungszentrum unseres Landes ist. Wir sind mit ganzer Kraft dabei, die Chancen wahrzunehmen, die uns die Einheit unseres Landes eröffnet hat. Auf Ihrer Stadtrundfahrt konnten Sie sich davon überzeugen, dass sich das Profil der künftigen Metropole Berlin bereits an vielen Stellen auch im Stadtbild abzeichnet.
Zu den Orientierungspunkten und Perspektiven Berlins gehören:
- die Zusammenarbeit auf internationaler Ebene, - der Austausch von Wissen und Erfahrung - und die Überwindung von Gegensätzen.
Völker, die eng und freundschaftlich zusammenarbeiten, haben Anteil daran, dass der Frieden in der Welt sicherer wird.
Deutschland stand über Jahrzehnte hinweg im Zentrum des Ost-West-Konflikts. Unser Land, unsere Stadt war geteilt, eine Mauer trennte 28 Jahre lang in Berlin die Menschen voneinander.
Dennoch haben - auf beiden Seiten der Mauer - Menschen an ihrer Überzeugung festgehalten, dass Freiheit, Demokratie und Menschenrecht unteilbar und unverzichtbar sind.
Die Menschen im östlichen Teil Deutschlands, denen jahrzehntelang diese Rechte vorenthalten wurden, - sie waren es, die 1989 in einer friedlichen Revolution die Öffnung der Mauer durchgesetzt haben. Als niemand dies zu hoffen wagte, haben sie durch ihren Mut und ihre Beharrlichkeit jene Mauer zu Fall gebracht, die eine Verletzung der Menschenrechte war. Die Voraussetzungen für die Einheit Deutschlands schufen jedoch andere: der damalige Staatspräsident Michail Gorbatschow, die westlichen Alliierten - vor allem der damalige amerikanische Präsident George Bush - und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl.
Wir wissen, dass es auf der Welt noch Staaten gibt, die sich zwar als Demokratie bezeichnen, ihren Bürgern aber wesentliche Rechte und Freiheiten verweigern. Der Umfang unserer Zusammenarbeit mit diesen Staaten wird sich auch daran orientieren, wie dort mit Recht und Demokratie umgegangen wird.
Demokratie ist sicherlich eine unbequeme Staatsform. Wo sie aber im Bewusstsein der Bevölkerung verankert ist, ist sie ein festes Fundament, weil sie dem Einzelnen ein Höchstmaß an persönlicher Freiheit und Mitverantwortung gewährt.
Herr Präsident, meine Damen und Herren, mit Freude haben wir erfahren, dass Ihr Parlament gerade in den letzten Jahren an Bedeutung und politischem Einfluss gewonnen hat und dass sich die junge Demokratie in Ihrem Land auf einem guten Weg befindet. Wir sind zuversichtlich, dass Sie und alle politisch Verantwortlichen diesen Kurs erfolgreich fortsetzen werden.
Es entspricht unserer Überzeugung und Erfahrung, dass es sich auch unter schwierigen äußeren Bedingungen lohnt, die demokratischen Strukturen zu festigen und weiter auszubauen. Das Parlament muss das Forum sein, auf dem der Wille des Bürgers in Politik umgesetzt wird. Je glaubwürdiger dies geschieht, desto mehr werden die Menschen bereit sein, sich für ihren Staat zu engagieren.
Herr Präsident, liebe Gäste aus der Republik Kamerun, ich freue mich auf unser Gespräch, möchte es aber auch nicht versäumen, Ihnen zum Sieg Ihrer Fußball-Nationalmannschaft beim 22. Afrika-Cup am vergangenen Sonntag meine Glückwünsche auszusprechen.
Ihre Nationalmannschaft, die bei Fußball-Fans als 'Kameruns unbezähmbare Löwen' bekannt und beliebt ist, hat in einem spannenden Finale gegen die Elf von Nigeria mit 4 : 3 - nach Elfmeterschießen - gewonnen. Damit hat Ihr Land nach 1984 und 88 zum dritten Mal die Fußball-Meisterschaft auf Ihrem Kontinent errungen.
Herr Präsident, wir können die Begeisterung und den Stolz in Ihrem Land sehr gut nachempfinden: Fußballbegeisterung gehört ja zu den Gemeinsamkeiten, die - unabhängig von Politik und geografischer Entfernung - die Völker verbinden.
Ich meine, der Sieg Ihrer Nationalmannschaft kann für uns ein Anlass sein, jetzt das Glas zu erheben.
Herzlichen Gückwunsch, und nochmals: herzlich willkommen!'