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Begrüßung des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin, Walter Momper, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Kinder haben Rechte“ im Abgeordnetenhaus

01.06.2011 16:00, Wandelhalle

Walter Momper 01.06.2011, Wandelhalle

-Es gilt das gesprochene Wort-

Ich begrüße Sie herzlich im Abgeordnetenhaus von Berlin zur Eröffnung der Ausstellung „Kinder haben Rechte“, die von Mitgliedern des Landesverbandes Berlin der Sozialistischen Jugend – Die Falken mit großem Engagement konzipiert und gestaltet wurde.

Ich freue mich, die Landesvorsitzende der Berliner Falken, Frau Josephin Tischner, als Gast begrüßen zu dürfen. Weiterhin begrüße ich Bernadette Leschka und Ferdinand Helm, die die heutige Ausstellungseröffnung – wie sie bereits hören konnten – mit der Geige musikalisch untermalen. Begrüßen möchte ich auch die anwesenden jungen Mitglieder der Falken, die ehrenamtlich an der Kampagne mitgewirkt haben und ohne die es diese Ausstellung nicht geben würde.

Wir haben uns an einem besonderen Tag hier zusammengefunden: Heute ist der Internationale Kindertag!

Seit der Wiedervereinigung haben wir ja zwei Termine für unseren Kindertag: Am 1. Juni jedes Jahres feiern wir den „Internationalen Kindertag“, der von der Demokratischen Frauen-Föderation der DDR im Jahre 1949 eingeführt wurde und alljährlich am 20. September den Weltkindertag, den die Vereinten Nationen 1954 ins Leben riefen.

Beide Tage wollen die Gesellschaft und die Politiker an die Pflicht erinnern, sich für die Kinderrechte einzusetzen. Das wollen auch die Falken und deshalb gehen sie an die Öffentlichkeit. Im Jahr 2007 starteten sie die Kampagne „Kinder haben Rechte!“ und machten sich damit zum Sprachrohr für die Kinder. Im Rahmen dieser Kampagne entstand die Wanderausstellung, die wir heute hier eröffnen. In Zeichnungen erklärt sie viele Kinderrechte in kindgerechter Form. Nach der Präsentation im Abgeordnetenhaus wird die Ausstellung auch noch an anderen Orten in der Stadt gezeigt werden.

Die jungen Macher der Ausstellung haben zum Teil schwierige Gesetzestexte gelesen, sich umfassend informiert sowie eigene Ideen und Gedanken zu Kinderrechten zusammengetragen. Mit viel Fleiß und Fantasie wurde eine Kampagne entwickelt, die aufrütteln und aufklären soll.

Vor über 20 Jahren bekannte sich die Weltgemeinschaft ausdrücklich dazu, dass auch Kinder Rechte haben und listete sie in einer „Konvention über die Rechte des Kindes“ auf. Sie enthält 54 Artikel, die festschreiben, worauf Kinder überall auf der Welt Anspruch haben.

Die Kindheit ist ein ganz besonderer Abschnitt im Leben eines Menschen. Er ist geprägt durch Experimentieren, Lernprozesse und individuelle Entwicklungsphasen. Damit Kinder ihre Talente entfalten und schließlich ein selbstbestimmtes Leben führen sowie unsere Gesellschaft weiterbringen können, sind sie auf die Obhut der Erwachsenen angewiesen. Eltern, Lehrer und Politiker, ja die ganze Gesellschaft steht hier in der Pflicht.

Das Abgeordnetenhaus von Berlin nimmt diese Pflicht sehr ernst. Deshalb haben sich die Abgeordneten mit großer Mehrheit dazu entschieden, die Kinderrechte auch in der Berliner Verfassung zu verankern. Seit März 2010 garantiert die Verfassung von Berlin jedem Kind, dass es seine Persönlichkeit frei entfalten kann und gewährleistet so seine individuelle Entwicklung. Sie sichert das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung und verpflichtet die Gesellschaft zum Schutz der Kinder vor Gewalt und Ausbeutung. Unsere Landesverfassung gibt der Gemeinschaft auf, die Rechte der Kinder als eigenständige Persönlichkeiten zu achten und zu schützen.

Kinderrechte sind deshalb so wichtig, weil sie sicherstellen, dass alle Kinder das zum Leben Notwendige zur Verfügung haben. Die Kinderhilfsorganisation „Terre des Homme“ beschreibt die Hauptaufgabe der Kinderrechte als die „vier großen P’s“: Principles, Protection, Provision und Participation. Prinzipien sind etwa das Recht auf Leben und Identität. Protection, also Schutz, bedürfen die Kinder vor Krieg, Ausbeutung, Missbrauch und Misshandlung. Provision – Fürsorge – bedeutet, dass die Kinder Anspruch auf Leistungen haben – sowohl von den Eltern als auch vom Staat. Und schließlich haben alle Kinder ein Recht auf Partizipation, also Teilhabe an ihrer Gesellschaft. Es muss sichergestellt werden, dass sie sich zur Durchsetzung ihrer Interessen zusammen-schließen und ihre Meinung frei äußern können.

Es ist ein Irrtum, dass Kinderrechte nur für Kinder aus ärmeren oder krisengeschüttelten Ländern der Welt gemacht wurden. Auch für jedes Kind in Deutschland haben sie Gültigkeit. Und gerade aktuelle Fälle von vernachlässigten Kindern machen das deutlich.

Die Gesellschaft weiterbringen, sich aktiv an der Demokratie beteiligen – das kann nur, wer weiß, wie Demokratie funktioniert und welche konkreten Möglichkeiten und Chancen er selbst hat. Daher ist es ein wesentliches Anliegen des Abgeordnetenhauses, Politik transparent zu machen und demokratische Werte zu vermitteln, auch den Kindern. Deshalb führt das Abgeordnetenhaus von Berlin seit einigen Jahren erfolgreich die „Märchenspiele“ durch. Hier können Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen der Berliner Grundschulen auf spielerische Weise erfahren, was demokratisches Handeln in einem Gemeinwesen bedeutet.

Großer Beliebtheit unter den schon Älteren erfreut sich auch das Rollenspiel, in dem Schülerinnen und Schüler und Jugendliche Ausschusssitzungen nachspielen. Fernab der grauen Theorie können sie so selbst erleben, wie das Parlament von Berlin arbeitet.

Mit der Ausstellung “Kinder haben Rechte“ der Berliner Falken geht das Abgeordnetenhaus einen Schritt auf Kinder zu. Ich freue mich daher, sie heute hier im Parlamentsgebäude eröffnen zu können!

Ich wünsche Ihnen einen schönen Eröffnungsabend mit anregenden Gesprächen und der Ausstellung wünsche ich, dass sie die verdiente Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommt – sowohl von den kleinen als auch von den großen Gästen.

Ich darf nun die Landesvorsitzende der Berliner Falken, Frau Josephin Tischner bitten, zu uns zu sprechen.

Nochmals herzlich willkommen im Abgeordnetenhaus!

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