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Blick in den Plenarsaal und hauptsächlich die Flaggen für Deutschland, Berlin und Europa
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Begrüßung des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin, Ralf Wieland, anlässlich der Verleihung der Obermayer German Jewish History Awards

23.01.2012 18:00, Plenarsaal

-Es gilt das gesprochene Wort-

Im Namen des Abgeordnetenhauses von Berlin begrüße ich Sie alle sehr herzlich zur diesjährigen Verleihung der German Jewish History Awards durch die Obermayer-Foundation. Diese einzigartige und herausragende Auszeichnung vergeben Sie, sehr geehrter Herr Obermayer und Ihre Stiftung in diesem Jahr zum zwölften Mal und ich freue mich sehr, dass auch in diesem Jahr Berlin und das Abgeordneten-haus Ort der Preisverleihung ist.

Berlin, seine Bürgerinnen und Bürger sind geehrt und auch unendlich dankbar, dass gerade in dieser Stadt diese Preisverleihung stattfindet, von der die Verbrechen der Nationalsozialisten ihren Ausgang genommen haben. Dies dürfen wir gerade an diesem Tag nicht vergessen!

Die heutigen fünf Preisträger erhalten ihre hohe Auszeichnung durch die Obermayer Foundation für ihre herausragenden Beiträge zur Dokumentation und Bewahrung der jüdischen Geschichte und der jüdischen Kultur in Deutschland. Die Preise werden jedes Jahr zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, dem 27. Januar, verliehen.

Der 27. Januar ist nicht nur in Deutschland nationaler Gedenktag. In allen Teilen der Welt wird an diesem Tag des beispiellosen Völkermordes an sechs Millionen Juden und vieler anderer Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns gedacht. Das Konzentrationslager Auschwitz, das die Rote Armee am 27. Januar 1945 befreien konnte, wurde zum Inbegriff der menschenverachtenden NS-Vernichtungsmaschinerie.

Der Antisemitismus war seit den Anfängen der NSDAP ein Hauptpunkt des Parteiprogramms. Und wir wissen heute auch, dass viele, viel zu viele in Deutschland dieser überall offen ausgesprochenen Zielsetzung zu wenig oder gar keine Beachtung schenkten. Von Anfang an sprachen die Nazis den Juden das Recht auf Leben ab. Unmittelbar mit der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 begann die Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Mitbürger in Deutschland.

Und als das nationalsozialistische Deutschland in einem verbrecherischen Angriffskrieg große Teile Europas besetzte, wurde das ungeheuerliche Vorhaben, die jüdische Bevölkerung in Deutschland und ganz Europa systematisch zu ermorden, begonnen und in beispielloser Unmenschlichkeit umgesetzt.

Wir Deutsche haben aus der Geschichte gelernt und die Verantwortung für die Vergangenheit übernommen. Deshalb ist es für uns - gerade auch vor dem Hintergrund des 70. Jahrestages der sog. „Wannseekonferenz“ - eine Verpflichtung, immer wieder daran zu erinnern, dass der Holocaust eine europäische Katastrophe war, die von dieser Stadt seinen Ausgang genommen hat.

Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist für uns Anlass, jedes Jahr neu nach angemessenen Formen des Gedenkens zu suchen. Die Erinnerungskultur muss sich auch immer daran messen lassen, wie sie mit aktuellen Vorkommnissen und Erkenntnissen umgeht.

In Deutschland, auch hier in Berlin, gibt es nach wie vor Rechtsextremisten, die sich ganz offen zur Naziideologie bekennen.

Die beunruhigenden Vorfälle um eine gewaltbereite rechtsextreme Terrorzelle, die vermutlich über Jahre hinweg zahlreiche Morde an Migranten begangen hat, müssen zu einer entschlossenen Antwort des Rechtsstaates führen.

Allerdings sollte dabei nicht übersehen werden, dass die ganz große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland Rassismus und Antisemitismus ablehnt.

Das Abgeordnetenhaus von Berlin hat zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus schon vor 10 Jahren neue Wege beschritten:

Wir laden jedes Jahr Berliner Jugendliche zu unserem Jugendforum „denk!mal“ ein. Dabei können die Jugendlichen im Abgeordnetenhaus bei einer großen Veranstaltung im Januar des Jahres und danach eine Woche lang in einer Ausstellung vorführen und ausstellen, welche Projekte des Gedenkens und der gelebten Toleranz und Zivilcourage sie in den letzten Monaten entwickelt haben.

Diese engagierten jungen Menschen setzen sich nachdenklich und verantwortungsbewusst mit der Vergangenheit auseinander und sie spüren die aktuellen Erscheinungsformen von Antisemitismus, Fanatismus und Rassismus auf.

Zahlreiche Schüler- und Jugendinitiativen in Berlin versuchen, die Spuren jüdischen Lebens vor 1945 zu rekonstruieren und jüdischer Kultur und jüdischen Menschen auf ihre Weise ein Andenken zu setzen. Die Projektausstellung des Jugendforums kann auch heute Abend im Casino unseres Hauses besichtigt werden.

67 Jahre nach Ende der NS-Herrschaft gibt es in Berlin wieder ein vielfältiges jüdisches Leben. Das heutige jüdische Leben in unserer Stadt ist sicherlich nicht mit dem in der Weimarer Republik oder dem des 19. Jahrhunderts zu vergleichen. Aber es gibt in unserer Stadt alles, was für ein jüdisches Leben notwendig ist und stimmt mich hoffnungsfroh, dass sich diese positive Entwicklung auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrter Herr Dr. Obermayer,

ich freue mich sehr, dass Sie wieder nach Berlin gekommen sind und beglückwünsche alle Preisträger der Obermayer-Foundation ganz herzlich.

Mein herzlicher Dank gilt aber nicht nur Ihnen und Ihrer Stiftung, sondern auch der Jury und den vielen Menschen, die diese Veranstaltung erst möglich gemacht haben.

Ich darf Sie nun, Herr Dr. Obermayer bitten, zu uns zu sprechen.

Nochmals herzlich willkommen im Abgeordnetenhaus von Berlin.

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