Ansprache des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin Dennis Buchner zur Eintragung des Präsidenten der Knesset Mickey Levy in das Goldene Buch der Stadt Berlin

Es ist mir eine Ehre, sehr geehrter Herr Parlamentspräsident Levy, Sie heute im Abgeordnetenhaus von Berlin begrüßen zu dürfen. Ich freue mich, dass Sie sich in das Goldene Buch unserer Stadt Berlin eingetragen haben. Seien Sie also herzlich willkommen im Berliner Landesparlament.

Sie werden morgen anlässlich unseres Gedenktages für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft eine Gedenkrede im Deutschen Bundestag halten. Ihre Bereitschaft vor dem höchsten deutschen Verfassungsorgan zu sprechen, zeigt, dass das einst tief gestörte Verhältnis unserer beiden Länder inzwischen sehr freundschaftlich ausgerichtet ist. Und darüber sind wir sehr, sehr froh.

Manche in Deutschland würden die Geschichte gern vergessen machen Schlussstriche ziehen. Das ist abzulehnen. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten. Die Shoah und das Wissen darum werden uns immer begleiten. Und diese historische Verantwortung nehmen wir wahr.

Sehr geehrter Herr Präsident,

die Zerrissenheit und die Fehlentwicklungen der deutschen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts symbolisiert auch dieses Gebäude, in dem wir uns befinden. Hier in diesem Haus fiel 1918 nach dem Ende des 1. Weltkrieges die Entscheidung im Arbeiter- und Soldatenrat, dass Deutschland eine parlamentarische Demokratie werden sollte. Die Weimarer Republik war damit geboren.

Hier in diesem Saal gründete sich an der Jahreswende 1918/19 die Kommunistische Partei Deutschlands – eine Partei, die nicht viel von der parlamentarischen Demokratie hielt. Und in diesem Haus tagte dann von 1919 bis 1932 der demokratisch legitimierte Preußische Landtag, das Landesparlament von Preußen.

Und nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gehievt wurden, wurde das Gebäude zum Sitz eines Flieger-Clubs umgewidmet, dessen Vorsitzender Hermann Göring war. Man kann es kaum glauben: Der Plenarsaal wurde damals zum Tanzsaal umgebaut – ein Akt zur Verhöhnung der parlamentarischen Demokratie durch die Nationalsozialisten.

Nach der Wiedervereinigung von Deutschland und Berlin residiert nun seit 1994 wieder ein frei gewähltes Parlament in diesen Mauern – unser Abgeordnetenhaus von Berlin. Die Demokratie hat sich also dieses Haus endlich wieder zurück geholt. Sie sehen, sehr geehrter Herr Präsident Levy, unser Haus atmet Geschichte. Das spornt uns Abgeordnete durchaus an, vor allem die Zukunft unser schönen Stadt Berlin zu gestalten. Tag für Tag sind wir bemüht, Berlin zur internationalen Metropole auszubauen. Wir wollen, dass die Menschen gern zu uns kommen, sich hier wohlfühlen, wenn sie hier leben wollen. Und die Entwicklung Berlins vor der Pandemie zeigt deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Herr Präsident Levy, ich danke Ihnen nochmals, dass Sie uns heute die Ehre gegeben haben.