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Abendempfang für die Nachkommen Moses Mendelssohns

12.10.2007 19:00, Berliner Rathaus

Walter Momper 12.10.2007, Berliner Rathaus, Wappensaal

Begrüßungsworte des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin, Walter Momper, anlässlich der Abendempfangs für die Nachkommen Moses Mendelssohns am Freitag (12. Oktober 2007) um 19.00 Uhr im Berliner Rathaus, Wappensaal _________________________________________

- Es gilt das gesprochene Wort -

Ich begrüße Sie alle sehr herzlich im Namen des Abgeordnetenhauses von Berlin.

Ich freue mich, dass Sie aus Anlass der Enthüllung der vier restaurierten Gräber von Josef Mendelssohn, seiner Frau Henriette und ihrer Kinder Alexander und Marianne zu uns nach Berlin gekommen sind.

Als Präsident des Berliner Landesparlaments ist es für mich eine besondere Freude, Nachkommen der Familie Mendelssohn so zahlreich bei uns zu wissen. Denn das Tagungsgebäude des Abgeordnetenhauses von Berlin und das Tagungsgebäude des Bundesrates stehen an einem ganz besonderen Ort: Dieses Grundstück an der Leipziger Straße 3 hat Abraham Mendelssohn, der Sohn des berühmten Philosophen Moses Mendelssohn, im Jahre 1825 erworben.

Bis 1847 entwickelte sich das Haus der Mendelssohns zu einem bedeutsamen kulturellen Zentrum des damaligen Berlins.

Das Grundstück erstreckte sich von der Leipziger Straße bis zu den Gärten des Prinzen Albrecht, also bis zur heutigen Niederkirchnerstraße. Nach dem Erwerb des Grundstücks ließ die Familie das Gebäude umbauen und den Garten umgestalten.

Dieser Garten war wohl der größte bürgerliche Privatgarten der Residenzstadt Berlin. Seine Pracht inspirierte sicherlich die Geschwister Fanny und Felix zum Komponieren vieler Werke; so schuf Fanny dort u.a. die vierstimmigen 'Gartenlieder' und Felix Mendelssohn-Bartholdy komponierte die Ouvertüre zu „Ein Sommernachtstraum“.

Nach Fannys Heirat mit dem preußischen Hofmaler Wilhelm Hensel bezog das frisch vermählte Paar den Gartentrakt der Vierflügel-Anlage mit dem legendären großen Gartensaal. In diesem Saal organisierte und leitete sie bis zu ihrem Tode 1847 die Sonntagsmusiken, ganz im Sinne der bürgerlichen Salon-Tradition.

Das gesellschaftliche Berlin der damaligen Zeit war geprägt durch die Blütezeit der berühmten Berliner Salons der Henriette Herz und Rachel Varnhagen.

Dort trafen begüterte jüdische Familien mit christlichem Bürgertum und Adel zusammen: Man diskutierte, philosophierte, musizierte und politisierte. Berlin war Zentrum bürgerlicher Emanzipation und Romantik.

Nach dem Tod von Fanny Hensel wurde das Haus und der Garten an den preußischen Staat verkauft. Einige Jahrzehnte später wurden an dieser Stelle das Preußische Herrenhaus - heute Sitz des Bundesrates - und das Abgeordnetenhaus, die bürgerliche Kammer, errichtet.

Diese beiden Gebäude sollten in den Folgejahren - insbesondere nach Ende des 1. Weltkrieges - die gesellschaftlichen und politischen Brüche und Widersprüche der preußischen und deutschen Geschichte wiederspiegeln.

Sie meine Damen und Herren, werden während Ihrer kleinen „Mendelssohn-Stadtrundfahrt“ am Sonntag auch diesen Ort besuchen können, wo heute einerseits die Länderkammer des Bundes über Gesetze entscheidet und andererseits das Abgeordnetenhaus die maßgeblichen politischen Entscheidungen für Berlin trifft.

Die Mitglieder der großen Familie Mendelssohn waren und sind Repräsentanten des unvergänglichen Beitrags, den Menschen jüdischer Abkunft zur kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung unseres Landes - und ganz besonders auch zur Entwicklung Berlins - geleistet haben.

Und wir sind dankbar dafür, dass jüdisches Leben und jüdische Kultur heute wieder zum Leben in unserer Stadt und zu unserem Alltag gehören. Wir wissen, dass dies durchaus nicht selbstverständlich ist. Es ist für uns eine Auszeichnung und eine große Verpflichtung.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und viele interessante Eindrücke.

Nochmals herzlich willkommen in Berlin.

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