Präsidentin Cornelia Seibeld zum Tod des Berliner Ehrenbürgers Edzard Reuter
Zum Tod des Berliner Ehrenbürgers Edzard Reuter erklärt Parlamentspräsidentin Cornelia Seibeld:
„Mit dem Tod von Edzard Reuter nehmen wir Abschied von einem Berliner Ehrenbürger, der sich in herausragender Weise um die Gesellschaft und Wirtschaft Berlins verdient gemacht hat. Mit seinem unermüdlichen Einsatz für den Wirtschafts- und Finanzstandort Berlin und seinem darüberhinausgehenden Engagement zur Förderung von Wissenschaft und Kunst, hinterlässt er ein beeindruckendes Vermächtnis, das weit über seine unternehmerischen Erfolge als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG hinausgeht. Besonders hervorzuheben ist für uns als Anrainer seine Initiative für den Ausbau des Potsdamer Platzes, einem Wahrzeichen, das damals wie heute den Flair einer Weltmetropole ausstrahlt.
Edzard Reuter war ein Mensch von Klarheit und Empathie. Für ihn bedeutete Politik in einer Demokratie auch, Mut zur Führung zu beweisen und durch Taten zu überzeugen. Er war der festen Auffassung: „Politik braucht eine klare Meinung, eine Haltung“.
Als Sohn des Sozialdemokraten und ersten Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Ernst Reuter, überlebte er die NS-Zeit ab 1935 mit seiner Familie im Exil in der Türkei. Nach seiner Rückkehr nach Berlin 1946, widmete Reuter sich in den folgenden Jahren zunächst dem Studium der Mathematik und Physik an der Berliner Universität. Zwischen 1949 und 1952 studierte er Rechtswissenschaften an der FU Berlin, worauf er 1955 das zweite juristische Staatsexamen ablegte. Er arbeitete als Prokurist bei der UFA Berlin, wurde Mitglied der Geschäftsleitung der Bertelsmann Fernsehproduktion in München und ging 1964 zur Daimler-Benz AG nach Stuttgart, in der er zuletzt von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender war.
Gemeinsam mit seiner Frau gründet er im selben Jahr die „Helga-und-Edzard-Reuter-Stiftung“ zur Förderung der Integration religiöser und ethnischer Minderheiten und für Völkerverständigung. Soziale Gerechtigkeit, Bildung und kulturelle Vielfalt – diesen Dingen fühlte Edzard Reuter sich sein Leben lang verpflichtet.
Seine Leidenschaft galt stets dem Gemeinwohl. Er glaubte an die Kraft der Zivilgesellschaft und an das gesellschaftliche Miteinander für eine friedliche Zukunft. Seine Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten Brücken zu bauen und Perspektiven aufzuzeigen, wird uns in Erinnerung bleiben.“