Präsidentin Cornelia Seibeld zum 34. Jahrestag des Mauerfalls
Anlässlich des 34. Jahrestages der Maueröffnung am Abend des 9. November 1989 erklärt die Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld:
„Der Mauerfall am Abend des 9. November 1989 hat Berlin eine Entwicklungsperspektive gegeben, die historisch einmalig war. Aus der seit 1961 scheinbar endgültig geteilten Stadt wurde im Laufe der letzten 34 Jahre eine pulsierende europäische Metropole. Dazu hat ganz sicher die Entscheidung des Deutschen Bundestages beigetragen, Berlin zur Hauptstadt des vereinten Deutschlands zu bestimmen. Dazu haben aber auch die Berlinerinnen und Berliner selbst beigetragen. Denn sie haben den Ressentiments gegenüber dem ‚Osten‘ und umgekehrt gegenüber dem ‚Westen‘ keinen allzu großen Resonanzraum gegeben. Auf beiden Seiten der einstigen Mauer wurde die Aufbruchsstimmung höher eingeschätzt, wurde die Zusammenführung zweier Stadthälften als wichtiger erachtet, anstatt nach scheinbar elementaren Unterschieden zu suchen.
Dass die Mauer fallen konnte, ist das Verdienst der Menschen in der ehemaligen DDR und im Ostteil Berlins, die die Friedliche Revolution vorangetrieben haben. Welche Umstellungen, welche sozialen Auswirkungen vor allem für die Menschen im ehemaligen Ost-Berlin mit dem Sturz der SED-Diktatur verbunden waren, konnte im Vorfeld niemand ahnen. Dass diese Veränderungen ganze Biografien radikal veränderten, bestreitet niemand. Entscheidender ist jedoch gewesen, dass dieser Veränderungsdruck in eine positive und aufbauende Energie von den betroffenen Menschen umgewandelt wurde. Davon profitiert Berlin bis heute und wird auch in Zukunft davon profitieren. Da bin ich mir ganz sicher.
Die Berliner Stadtgesellschaft ist nicht gespalten. Es war richtig, damals nach dem Fall der Mauer nicht das Trennende zu betonen. Die Stadt musste sich auch nicht neu erfinden. Ihre Ausstrahlung auf Menschen aus Nah und Fern basiert auf dem, was sie schon immer vorweisen konnte: eine wechselvolle Geschichte mit durchaus tragischen Brüchen und eine Offenheit und Toleranz, die eine große Anziehungskraft auf Menschen ausübt. Insofern ist sich Berlin auch nach der Wiedervereinigung treu geblieben.“