Präsident Ralf Wieland zum 125. Geburtstag von Otto Suhr
Am 17. August jährt sich der Geburtstag von Otto Suhr (1894 – 1957) zum 125. Mal. Als Stadtverordnetenvorsteher, als Präsident des Abgeordnetenhauses und als Regierender Bürgermeister lenkte er Berlin, vor allem aber das westliche Berlin, durch schwierige Nachkriegs-Zeiten.
Zum damaligen politischen Wirken Otto Suhrs erklärt Ralf Wieland, Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin:
„Im Dezember 1946 wurde Otto Suhr der Vorsteher der ersten Nachkriegs-Stadtverordnetenversammlung. Nach der faktischen Teilung der Stadt wählten ihn die Abgeordneten 1951 zum Präsidenten des für die westlichen Sektoren zuständigen Abgeordnetenhauses. Und Ende 1954 wurde er nach dem Gewinn der Abgeordnetenhauswahl Regierender Bürgermeister im westlichen Berlin.
In der Rückschau wirkt es so, als wäre Otto Suhr in den 1950er Jahren ein Platzhalter gewesen zwischen den Regierenden Bürgermeistern Ernst Reuter und Willy Brandt. Dieses Bild trügt. Vor allem als Parlamentarier hatte er sich große Verdienste erworben. So wies er etwa als Stadtverordnetenvorsteher 1948 die Bemühungen der sowjetischen Besatzer zurück, die Arbeit und die Debatten der Stadtverordneten zu zensieren. Das ließ er nicht zu. Als die Drangsalierungen zunahmen, sorgte er dafür, dass die Stadtverordnetenversammlung den sowjetischen Sektor verließ, um künftig im britischen Sektor zu tagen.
Otto Suhr wusste, dass dieser Umzug des Stadtparlaments zur Spaltung der Stadt beitragen würde. Aber die Garantie von Freiheit und parlamentarischer Demokratie waren ihm wichtiger. Es war eine Entscheidung gegen jede Form von Diktatur. Dass Berlin heute eine offene und tolerante Stadt ist, haben wir auch Otto Suhr zu verdanken.“