Senatsverwaltung für Wissenschaft,                                   Berlin, den 14. März 2005

Forschung und Kultur                                                       9(0)228 700/550/714

K L/K C/K D

 

2804 A

 

An den

 

Vorsitzenden des Hauptausschusses

 

über

 

den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin

 

über Senatskanzlei – G Sen –

 

 

 

 

Kapitel 17 30 – SenWFK, Kultur – Titel 683 20 – Zuschuss an die Berliner

                         Kulturveranstaltungs-GmbH

Kapitel 17 36 – Museumspädagogischer Dienst

68. Sitzung des Hauptausschusses vom 27. Februar 2004

- 4. Zwischenbericht -

 

Der Hauptausschuss hat in seiner oben bezeichneten Sitzung Folgendes beschlossen:

„Festsetzung einer qualifizierten Sperre für die Ansätze der Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH (Kapitel 17 30/Titel 683 20) und des Museumspäda-gogischen Dienstes (Kapitel 17 36) für das Jahr 2005 bis zur Vorlage eines Konzepts für die Fusion beider Einrichtungen. Das Konzept ist bis Ende III. Quartal 2004 vorzulegen.“

 

Hierzu wird berichtet:

 

1.           Ziele

Ausgehend von seinen kulturpolitischen Zielsetzungen und der Tatsache, dass sich das Berliner Kulturangebot zunehmend als ein zentraler Standortfaktor für die Stadt erweist[1], beabsichtigt der Senat von Berlin, den Museumspädagogischen Dienst Berlin und die Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH zur „Kulturprojekte Berlin GmbH“ (Arbeitstitel) zusammenzuführen.

Damit soll erreicht werden, dass

·        der Museumspädagogische Dienst (MD) in der Berliner Kulturlandschaft neu positioniert und in der Verbindung mit der Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH (BKV) in die Lage versetzt wird, seine Potenziale besser zu entfalten und auf neue Felder spartenübergreifend auszudehnen (Stadtkulturprojekte/Vernetzung),

·        der interkulturelle Dialog systematisch gefördert wird und bislang eher vernachlässigte Zielgruppen (wie z. B. die jüngere Generation, Migrantinnen und Migranten u. a.) für die kulturellen Angebote in der Stadt gewonnen und kulturelle Themen einem breiten Publikum verständlich gemacht werden,

·        das Berliner Kulturangebot nicht nur in seiner Fülle und Vielfalt transparenter und in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht wird, sondern auch neue Allianzen und Kooperationsfelder geschaffen werden (Kultur und Bildung, Kultur und Stadtentwicklung, Kultur und Wirtschaft etc.) bzw. die spartenübergreifende / interdisziplinäre Vernetzung konsequent gefördert wird,

·        Einsparungen von Zuschussmitteln durch zu erschließende Synergieeffekte aufgrund der Zusammenführung beider Einrichtungen erzielt werden.

 

2.            Ausgangssituation/ Notwendigkeit einer Neuordnung

 

a) Museumspädagogischer Dienst Berlin (MD)

Die aktuellen Erkenntnisse zum MD zeigen, dass es in diesem Bereich Veränderungsbedarf gibt, der zu einer Neupositionierung der Einrichtung und ihres Angebotes führt.

Die Entwicklung der Museumspädagogik seit den 80er Jahren, die in der Praxis (analog zu der Entwicklung im Theaterbereich) zunehmend zu einem dezentralen Aufgabenverständnis bei den Museen selbst geführt hat, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich der ursprünglich vorwiegend pädagogische Auftrag des MD aus seiner Gründungszeit (1979) mittlerweile erheblich verändert hat. Er wird heute von einer Vielzahl von Aufgaben überlagert, die sich schwerpunktartig in den Bereichen „Veranstaltungen“ und „Serviceleistungen“ niederschlagen, die zum Teil vom MD eigeninitiativ entwickelt werden, zum Teil aber auch vom Land Berlin in Auftrag gegeben werden.

Bei seiner Tätigkeit, insbesondere im Veranstaltungsbereich, ist der MD zwingend auf die Akquisition von Drittmitteln angewiesen, um die Kosten seines Programmteils abzudecken. Das Land Berlin beteiligt sich mit einer finanziellen Unterstützung von ca. 1,2 Mio. €. Als nachgeordnete Einrichtung, die der kameralen Haushaltswirtschaft verpflichtet ist, hat der MD zudem nicht die Flexibilität, die er braucht, um Drittmittel für die Programmarbeit und laufende Aufgaben in dieser Höhe effizient bewirtschaften zu können. Es ist daher beabsichtigt, für die „Kulturprojekte Berlin GmbH“ den vorhandenen Rechtsmantel der (öffentlich getragenen) GmbH der Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH (BKV) zu nutzen und die Aufgabenfelder des MD in die Gesellschaft zu integrieren und weiter zu qualifizieren.

Durch diese rechtliche Selbstständigkeit wird dem MD der seinen operativen Aufgaben angemessene Umgang mit den Ressourcen sowie eine flexible Arbeitsorganisation ermöglicht. Die restriktiven Grenzen der jetzigen Konstruktion als nachgeordnete Einrichtung werden zugunsten einer größeren, klar definierten Eigenverantwortlichkeit verändert.

Die Neuprofilierung des MD zu einer umfassenden Kulturagentur für Berlin ist bereits in der Vergangenheit Gegenstand von externen Untersuchungen gewesen. Die Unternehmensberatung Mummert & Partner kam bei ihrer Beratungstätigkeit anlässlich der Anwendung der Berliner Verwaltungsreform auf den MD schon 1997 zu dem Schluss, dass die Entwicklung des MD zu einer umfassenden Kulturagentur für Berlin (über die Zusammenführung des MD mit der BKV) durchaus sinnvoll sein könne.

In den Folgejahren waren die Entwicklung des MD und die Zukunft der BKV mit dem Podewil auch wiederholt Gegenstand von Beratungen im Abgeordnetenhaus von Berlin. Mit der Koalitionsvereinbarung 2001 – 2006, die den Auftrag zur Weiterentwicklung des MD – über den Museumsbereich hinaus in den gesamten Kulturbereich hinein - erneut formulierte[2] , wurde die Neuausrichtung des MD zum kulturpolitischen Programm.

Eine im Jahr 2003 von der Unternehmensberatung McKinsey für den MD erbrachte Beratungsleistung[3] attestierte diesem – nach eingehender Prüfung der internen Prozesse - nur bei einer grundsätzlichen strategischen Neuaufstellung eine Zukunft. McKinsey sah die Stärke des MD darin, die vielschichtige Kulturproduktion Berlins (über den musealen Bereich hinaus) in übergreifenden Konzepten zu bündeln und in ihrer Gesamtheit darzustellen und empfahl ihm daraufhin den konsequenten Ausbau seines Geschäftsfeldes „Gesamtvermittlung“ unter Verzicht auf Einzelservice-leistungen.

 

b) Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH (BKV)

Die Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH (BKV) wurde 1991 gegründet, da nach der Wende ein Rechtsträger benötigt wurde, der Einrichtungen und Veranstaltungen im Ostteil der Stadt übernehmen und freie Träger unterstützen konnte (Kulturdirektion, Konzert- und Gastspieldirektion, Berliner Festtage). Hinzu trat der Auftrag, die aktuelle Kunstszene stärker zu vernetzen. In der Abgeordnetenhausvorlage vom

29. Juli 1991 wurden für die GmbH folgende Aufgaben genannt:

·        Verwaltung und Betrieb des Hauses der jungen Talente (heute: Podewil),

·        Durchführung von Veranstaltungen außerhalb des Hauses: Planung und Durchführung kommunaler Veranstaltungen aller Kunstsparten im Auftrag des Landes Berlin, besondere Berücksichtigung dezentraler Kulturarbeit und dezentraler Spielorte,

·        Durchführung von Veranstaltungen im Kulturaustausch,

·        Kulturinformation/Öffentlichkeitsarbeit für eigene Veranstaltungen und zentrale Informationsstelle über die kulturelle Infrastruktur Berlins,

·        Betrieb von Spielstätten/Probenräumen/Ateliers, die im Eigentum oder Besitz des Landes Berlin stehen,

·        Verwaltung und Vermietung von technischen Ausrüstungsgegenständen für kulturelle Projekte und freie Gruppen.

Die umfangreiche Service- und Vernetzungsfunktion für die freie Szene und die dezentrale Kulturarbeit in Berlin hat die Gesellschaft nicht wahrgenommen. Für die Vermittlung von Ateliers hat der Berufsverband Bildender Künstler inzwischen ein Atelierbüro geschaffen, das mit öffentlichen Mitteln gefördert wird.

Seit ihrer Gründung hat die BKV im Auftrag des Senats zahlreiche Veranstaltungen zur Präsentation Berlins im In- und Ausland durchgeführt. Dabei fanden Kooperationen mit Partnern aus den USA, Weißrussland, Russland, Ungarn, Tschechien, Bulgarien, Belgien, Norwegen, Australien, Polen, der Türkei und Spanien statt.

Für das Auswärtige Amt führte die BKV 2002 bundesweit die kroatischen Kulturwochen durch.

Die BKV verfügt über beachtliche Projektmanagementerfahrungen. Im öffentlichen Bewusstsein wird die BKV jedoch vor allem mit dem Kunstzentrum Podewil identifiziert. Durch eine rechtliche Trennung soll der Kunstbetrieb nun klar abgegrenzt und verselbstständigt werden. Die BKV soll in Zukunft für den Kunstbetrieb technische und administrative Dienstleistungen anbieten und die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Stärken der BKV sind ihre Erfahrungen im Projektmanagement, internationale Kontakte in die aktuelle Kunstszene und administrative Dienstleistungen. Der künstlerische Schwerpunkt liegt in den Sparten Tanz, neue Musik und Medien. Damit ist die BKV ein idealer Komplementär zum Museumspädagogischen Dienst, dessen Kompetenzfeld Projekte im Bereich der Museen, der Stadtgeschichte, der bildenden Kunst und Kulturpädagogik sind. Die BKV erbringt erfolgreich administrative Dienstleistungen.

 

c) Die Entwicklung eines Konzeptes für eine „Kulturprojekte Berlin GmbH“ wurde Ende 2003 vom Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur initiiert und in der Folgezeit (bis Sommer 2004) getragen von einer „Fusionskommission“, der Vertreterinnen und Vertreter des MD, der BKV (mit Zustimmung des Aufsichtsrates der BKV) sowie der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur und der Senatsverwaltung für Finanzen angehörten. In die jetzt vorgelegte vorläufige  Konzeption sind Erkenntnisse und Diskussionsergebnisse, die in diesen Arbeitszusammenhängen entwickelt wurden, eingeflossen. Gleichzeitig wurden die Kernpunkte der aktuellen, politischen Diskussion mit berücksichtigt.

 

3. Aufgabenfelder der Kulturprojekte Berlin GmbH

 

3.1             Stadtübergreifende Veranstaltungen und Projekte (Stadtkultur-Projekte)

Im Interesse des kulturellen Profils der Stadt versteht sich die „Kulturprojekte Berlin GmbH“ als Motor für die Generierung von Themen, die die Identität und das Image der Stadt befördern, ihren multikulturellen Hintergrund widerspiegeln und die Institutionen der Kultur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zusammenbringen. Die von der „Kulturprojekte Berlin GmbH“ betreuten Projekte und Veranstaltungen haben institutionsübergreifenden Charakter.

Es geht vor allem um Veranstaltungen, die das Image Berlins als kreativen, jungen Standort kommunizieren[4], um Projekte im Rahmen des internationalen Kulturaustauschs und von Städtepartnerschaften ebenso wie um die Präsentation Berlins als Stadt der Künste.

MD und BKV haben in der Vergangenheit bereits aus eigener Initiative Aufgaben in diesem Feld übernommen. Fokussiert auf den Museumsbereich verfügt der MD z. B. mit seinen Veranstaltungsreihen „Lange Nacht der Museen“ und „Schauplatz Museum“ über langjährige Erfahrungen und hat in übergreifenden Reihen wie z. B. den „Themenjahren“ (u. a. „Fontane“, 1998, „Preußen“, 2001, „60 Jahre Kriegsende“, 2005) bereits gezeigt, wie man ein Thema auf Zeit sichtbar, erfahrbar und nacherlebbar machen kann. Auch die BKV war in den vergangenen zwölf Jahren mit Projekten im internationalen Kulturaustausch (Schwerpunkt: Mittel- und Osteuropa) bereits in diesem Feld aktiv. Das bisherige Spektrum soll jedoch thematisch und hinsichtlich künftiger Zielgruppen ausgeweitet werden. Denkbar sind in diesem Zusammenhang z. B. verstärkt stadtweite Projekte / Aktionen im Bereich der Kinder- und Jugendkultur oder Veranstaltungsprogramme, die wechselnde Schwerpunkte in der Präsentation von Migrantenkulturen setzen.

Es wird erwartet, dass die „Kulturprojekte Berlin GmbH“ nicht nur öffentliche Auftragnehmerin ist (z. B. des Landes Berlin bzw. einzelner Senatsverwaltungen/ Senatskanzlei oder der Bezirke), sondern auch pro-aktiv agiert, d. h. in Abstimmung mit ihrem Aufsichtsrat selbst geeignete Projektvorschläge entwickelt, Drittmittel einwirbt und bei Berliner Unternehmen, die Stadtmarketing betreiben (Partner für Berlin, BTM, Wirtschaftsförderung Berlin International GmbH), ihre Programmarbeit platziert.

 

3.2 Kulturelle Bildung

Kultur und Bildung stehen in enger Wechselwirkung und können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden. Kulturelle Bildung führt zu aktiver Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur und ist gleichzeitig eine wesentliche Voraussetzung, um am kulturellen Leben der Stadt teilnehmen zu können. Kulturelle Bildung trägt zudem zur Entwicklung von Schlüsselqualifikationen in der Persönlichkeitsbildung junger Menschen bei.

Kulturelle Bildung ist nie abgeschlossen, sondern ein lebensbegleitender Lern- und Auseinandersetzungsprozess des Menschen mit sich, seiner Umwelt und der Gesellschaft. Um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen, muss sie einen integralen Ansatz zwischen Kultureinrichtungen, Bildungsträgern, Schulen und weiteren Kooperationspartnern realisieren.

Zu den Aufgaben der kulturellen Bildung gehört auch die Initiierung und Förderung von Projekten, welche die Medienkompetenz im ‚digitalen Zeitalter‘ fördern, die einen Beitrag zur kulturellen Integration und Identität der Bewohner Berlins leisten[5], die Vergangenheit aufarbeiten (insbesondere Themen zur Stadtgeschichte Berlins) und den Umgang mit Geschichte zum Gegenstand haben, sowie innovative Projekte, welche die nachhaltige Vermittlung von Kunst, Wissenschaft und Technik zum Ziel haben [6]. Außerdem werden ‚education‘-Initiativen angestoßen[7], neue Formen und Formate des Zugangs zu den Künsten unter Beachtung der sich verändernden ästhetischen Praktiken unterschiedlicher Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren) entwickelt, öffentlichkeitswirksame Programmschienen angeregt, um kulturelle Orte als Lern-Orte zu begreifen, und Konzepte zur Qualifizierung entsprechender Multiplikatoren erarbeitet.

Der ganzheitliche Ansatz, welcher der kulturellen Bildung zugrunde liegt, impliziert auch den Vernetzungsauftrag, der hier zu leisten ist. Ressortübergreifende Kooperationen und der Aufbau von praxisnahen Netzwerken zwischen den unterschiedlichen Bildungsträgern/-einrichtungen sollen gefördert und die existierenden kulturpädagogischen Angebote öffentlichkeitswirksam kommuniziert werden.

 

3.3            Marketing für den Kulturbereich

Das kulturelle Image Berlins ist national und international positiv, im Bereich des Stadt-Kulturmarketings gibt es gleichwohl Optimierungspotenziale. Ein strategisch angelegtes Kulturmarketing für entsprechende „Produkte“, Leistungen und Ereignisse gegenüber definierten Zielgruppen kann Imageziele und wirtschaftliche Ziele Berlins wesentlich befördern und zugleich im Binnenmarketing die städtische Identität stärken.

In Kooperation mit anderen Partnern (BTM, Partner für Berlin, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen u. a.) soll die „Kulturprojekte Berlin GmbH“ künftig helfen, Lücken im Kulturmarketing zu schließen und zu einer sinnvollen Bündelung von Ressourcen und Maßnahmen, z. B. im Fall von Werbekampagnen, beizutragen. Berlin braucht eine Institution, die in der Lage ist, Initiativen und Gemeinschaftsprogramme unterschiedlicher kultureller Träger zu koordinieren, um sie für Partner wie z. B. die BTM frühzeitig vermarktbar zu machen oder z. B. im Binnenmarketing Marketingmaßnahmen zu bündeln und geeignete Aufgabenbereiche daraus selbst zu übernehmen. Für einzelne Sparten, wie z. B. den Museumsbereich, gibt es bereits erfolgreiche Beispiele[8], die es zu evaluieren und auf andere Sparten in geeigneter Weise zu übertragen gilt.

Die „Kulturprojekte Berlin GmbH“ versteht sich als Informationsstelle über Kulturaktivitäten in Berlin, um über ihr verbundene Kooperationspartner[9] diese Informationen, z. B. für die Museen in einem entsprechenden Museumsportal Berlin, zu veröffentlichen, ohne selbst als Betreiber eines solchen Portals zu fungieren. Eine weitere Aufgabe ist die kompetente Beratung und Betreuung von fachlich interessierten, spezifischen Zielgruppen wie Journalisten aus dem In- und Ausland, politische Delegationen, Vertretungen von internationalen Kulturverbänden und Verantwortungsträger aus Kulturinstitutionen. Sie alle finden in der „Kulturprojekte Berlin GmbH“ einen kompetenten Ansprechpartner, der aktuelle Informationen über das Berliner Kulturleben und seine Strukturen bereit hält und Gesprächswünsche/Besichtigungen organisiert.

Für den Aufgabenbereich Marketing wird die „Kulturprojekte Berlin GmbH“ auch deshalb schon besondere Kompetenzen mitbringen, weil sie mit ihren eigenen Projekten hohe Wirksamkeit nur erreichen kann, indem sie angemessene und professionelle Marketingstrategien und –instrumente entwickelt und konsequent zum Einsatz bringt.

 

 

 

3.4            Technisch-administrative Dienstleistungen

Die BKV hat in der Vergangenheit rechtlich unselbstständige Kulturbetriebe aufgenommen und erfolgreich weitergeführt. Dazu gehören die Tanzwerkstatt, das Puppentheater Schaubude und die transmediale. Die Übertragung rechtlich unselbstständiger Kulturbetriebe kann durchaus zeitlich begrenzt erfolgen, bis ein anderer geeigneter Träger zur Verfügung steht. Das war z. B. beim Theater am Halleschen Ufer der Fall, das die BKV von der Theatermanufaktur übernommen hat und das inzwischen in die Trägerschaft der Hebbeltheater GmbH übergegangen ist. Diese Möglichkeit soll auch in Zukunft für Kultureinrichtungen bestehen, deren Angebot oder Standort erhalten werden soll.

Für Kulturprojekte können finanzielle, technische und organisatorische Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden, so dass nicht jedes neue Projekt ein eigenes Management aufbauen muss. Mittelfristig könnten finanzielle Dienstleistungen wie Buchhaltung oder die Abrechnung von Zuwendungen von kleineren Kunstinstitutionen auf die „Kulturprojekte Berlin GmbH“ übertragen werden, um Synergien zu erzielen. Mit dem rechtlich selbständigen Kunstbetrieb t.e.s.l.a im Podewil wird die Übernahme technischer und administrativer Dienstleistungen vereinbart.

Zu den technischen und administrativen Dienstleistungen gehört das Gebäudemanagement für das Podewil (einschließlich der Gastronomie) und für die Spielstätte der Schaubude in der Greifswalder Straße.

 

3.5             t.e.s.l.a - Kunstbetrieb im Podewil

Der Spielbetrieb im Podewil wird organisatorisch vom Kulturdienstleister abgegrenzt. Er wird von den Gewinnern eines Interessenbekundungsverfahrens, die unter dem Titel t.e.s.l.a. firmieren, zeitlich befristet übernommen. Die Beziehungen zur BKV werden in einem Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen der BKV und der t.e.s.l.a. GbR geregelt. Der Spielplan für 2005 liegt vor (zum künstlerischen Konzept siehe Anlage 1).

In Ergänzung zu der im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens festgelegten Schwerpunktsetzung/Profilierung des künstlerischen Betriebes wird auch die Beibehaltung und ggf. Weiterentwicklung der Nutzung für den zeitgenössischen Tanz möglich sein.

 

 

4.            Weiteres Verfahren/Notwendigkeit der Entsperrung

Das vorgelegte vorläufige Konzept wird unter Beteiligung des MD und der BKV und möglicher Kooperationspartner bis zur Beschlussreife weiterentwickelt. Voraussetzung hierfür ist u. a. die weitergehende Detaillierung des Aufgaben-spektrums der künftigen „Kulturprojekte Berlin GmbH“ in einen Geschäftsplan sowie die Durchführung einer Wirtschaftlichkeitsprüfung auf der Grundlage eines den Aufgaben der „Kulturprojekte Berlin GmbH“ angepassten Stellen- und Wirtschaftsplanes bei gleichzeitiger Ausweisung von Synergieeffekten. Es ist beabsichtigt, das Konzept unmittelbar nach der parlamentarischen Sommerpause dem Senat vorzulegen und anschließend den Hauptausschuss des Abgeordnetenhaus damit zu befassen.

 

Um eine ordnungsgemäße Aufgabenwahrnehmung durch beide Einrichtungen in der Interimsphase ab dem 1. Mai 2005 bis zum Ablauf des Haushaltsjahres 2005 sicherzustellen, ist es jedoch zunächst zwingend erforderlich, die qualifizierten Sperren bis zum 31. Dezember 2005 aufzuheben.

 

Begründung:

Museumspädagogischer Dienst Berlin

Nur mit Aufhebung der Sperre ist die Arbeitsfähigkeit des Museumspädagogischen Dienstes Berlin und die Aufrechterhaltung seines Angebotes zu sichern. Hierbei sind insbesondere bestehende Verpflichtungen des Museumspädagogischen Dienstes Berlin zu berücksichtigen, aber auch die an ihn gerichtete Erwartung, dass seine regelmäßigen Fach- bzw. Kernaufgaben und Projekte ohne Unterbrechung im Zuge des Integrationsprozesses vom neuen Rechtsträger fortgeführt werden können.

 

Im Bereich der Fachaufgaben leiten sich Verpflichtungen ab u.a. aus Vereinbarungen mit den Museen und Abonnenten zur Produktion des MuseumsJournals sowie aus Vereinbarungen mit den Museen zur Durchführung des FührungsNetzes, einem Angebot zielgruppenspezifischer Führungen durch Sonder- und Dauerausstellungen. Hierzu gehören z. B. museumspädagogische Führungsangebote für Kinder („Abenteuer Museum“) und für Jugendliche („reclaim the arts“). Ebenfalls im Kontext der mit den Berliner Museen vereinbarten Leistungen stehen die Organisation und Koordination der Langen Nacht der Museen im August 2005. Zur Durchführung dieser Aktivitäten ist es zwingend erforderlich, bereits im Vorfeld Kooperationspartner vertraglich zu binden sowie Verpflichtungen für eine reibungslose Ablauforganisation einzugehen. Die Aufrechterhaltung der qualifizierten Sperre würde durch die zwangsläufige Einstellung der Angebote nicht nur zu erheblichen Einnahmeverlusten beim MD führen, sondern bedeutete in Bezug auf die Lange Nacht der Museen auch den Verzicht auf ein für den Berlin-Tourismus relevantes Kulturereignis (für ca. 20 Prozent der Touristen in diesem Zeitraum ist die Lange Nacht der Museen „Reiseauslöser“).

Voraussetzung für die Einhaltung der hier genannten Vertragsverpflichtungen ist die kontinuierliche Aufrechterhaltung der fachlichen Infrastruktur des Museumspädagogischen Dienstes Berlin. Hierzu zählen die Bereiche Grafik, MD-Infoline der Berliner Museen, Homepage für die Berliner Museen und der Vertrieb. Eine uneingeschränkt verfügbare fachliche Infrastruktur ist auch für die Realisierung der durch Drittmittel geförderten Projekte zwingend erforderlich. Im Jahr 2005 koordiniert der Museumspädagogische Dienst Berlin die aus Mitteln der DKLB-Stiftung finanzierte Dachkampagne des diesjährigen Themenjahres von Berlin und Brandenburg „Krieg und Frieden“ sowie das in Kooperation mit dem Centrum Judaicum und Museum Auschwitz-Birkenau konzipierte Ausstellungsprojekt „Ein schmaler Grat – Kunst in Auschwitz 1940 bis 1945“ (gefördert von der Bundeskulturstiftung).

Darüber hinaus bestehen Verpflichtungen im administrativen Bereich. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang – neben den Gehaltszahlungen – die Erfüllung vertraglicher Verpflichtungen in den Bereichen IT-Service, Telefon, Mietverträge für technisches Gerät und Softwarepflege.

 

Berliner Kulturveranstaltungs GmbH

Eine Aufrechterhaltung der Sperre für den Titel 683 20 über den 30. April 2005 hinaus würde die Insolvenz der landeseigenen BKV nach sich ziehen. Damit wäre eine Überführung der Aufgaben des Museumspädagogischen Dienstes in eine neue Rechtsform auf diesem Wege nicht mehr möglich. Betroffen wäre nicht nur die BKV als kultureller Dienstleister sondern auch das Puppentheater Schaubude, die transmediale und der Kunstbetrieb im Podewil sowie mehrere Projekte, die 2005 geplant sind und auf der Basis von Drittmitteln finanziert werden.

 

Die Schaubude präsentiert besonders interessante künstlerische Leistungen des Berliner, deutschen und ausländischen Puppen- und Figurentheaters. Sie ist Partner der Berliner freien Gruppen und Theater und versteht sich als Vermittlungsinstanz zwischen Produzenten und Rezipienten von Puppen- und Figurentheater. Sie kooperiert mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin, Abteilung Puppenspielkunst. Neben Aufführungen für Kinder und Erwachsene führt die Schaubude mit Drittmitteln internationale Festivals, verbunden mit Symposions und Workshops, durch, arbeitet im Projekt „Theater und Schulen“ mit und veranstaltet Kurse über darstellendes Spiel für Pädagogen und Pädagoginnen. Die erfolgreiche Arbeit der Schaubude soll fortgesetzt werden.

Seit der Auflösung ihres Trägervereins ist die im Vorfeld der Internationalen Filmfestspiele stattfindende transmediale ebenfalls Bestandteil des Programms der BKV. Die transmediale ist das größte und bedeutendste Festival für Medienkunst und kreative Anwendungen digitaler Medien in Deutschland.

Beginnend mit dem Festival 2005 wird die transmediale über fünf Jahre von der Kulturstiftung des Bundes als Leuchtturm-Projekt der Gegenwartskultur gefördert. Die Leitung der transmediale wird von einem international besetzten künstlerischen Beirat inhaltlich und organisatorisch beraten, dem Alex Adriaansens - V2_Organisation Rotterdam -, Prof. Dr. Wulf Herzogenrath - Kunsthalle Bremen - , Prof. Joachim Sauter - Universität der Künste Berlin -, Yukiko Shikata - ICC Media Art Center Tokio -, Prof. Dr. Siegfried Zielinski - Kunsthochschule für Medien Köln angehören. Die transmediale hat Büros im Podewil. Veranstaltungsort ist seit 2002 das Haus der Kulturen der Welt, das auch als wichtigster Kooperationspartner auftritt.

Das Publikum der transmediale umfasst vor allem junge Leute zwischen 20 und 35 Jahren mit einem Interesse an den kreativen Möglichkeiten der digitalen Medien. Grundsätzlich wäre die transmediale wegen der Bundesfinanzierung durch die Haushaltssperre nicht existenziell betroffen. Das Festival, das vom 4. bis 8. Februar stattfindet, kann bis zum 30. April abgerechnet sein. Allerdings verfügt die transmediale über keine eigene Administration, so dass für 2006 finanzieller Mehrbedarf entstehen würde.

Für den Kunstbetrieb im Podewil liegt inzwischen eine Jahresplanung vor, die nur umgesetzt werden kann, wenn die Haushaltssperre aufgehoben wird. Mit dem Kunstbetrieb sind für 2005 bisher Drittmittel in Höhe von ca. 250.000 € verbunden.

 

Darüber hinaus gibt es weitere Projekte der BKV, die 2005 stattfinden. Für diese Projekte sind bereits Verpflichtungen eingegangen und Drittmittel eingeworben worden, im Einzelnen:

·        Festival des zeitgenössischen brasilianischen Tanzes im HAU:
Die BKV hat die Trägerschaft (inkl. Vertragsmanagement, Finanzmanagement und Zuwendungsbearbeitung) für das Festival.

·        Homeless Berlin: Ausstellung im öffentlichen Raum von Milovan Markovic
Die Werkproduktion ist abgeschlossen, die Ausstellung wird in der ersten Jahreshälfte 2005 realisiert. Die BKV ist Trägerin des Projektes: Sie ist verantwortlich für die Projektkoordination und das Finanzmanagement.

·        „Tanz im August“: Im Rahmen der Tanzwerkstatt führt die BKV auch 2005 wieder das Festival „Tanz im August“ durch. Das Podewil ist für den Zeitraum reserviert.

·        „Urban Art Storys“ – Berlin – Kopenhagen – Malmö, internationale Städtekooperation.

 

Unter Berücksichtigung obiger Ausführungen wird gebeten, die qualifizierte Sperre für die Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH (Kapitel 17 30/Titel 683 20) sowie die Ansätze des MD Berlin (Kapitel 1736) für das Jahr 2005 ab 1. Mai 2005 aufzuheben und damit – mit Blick auf die Ansätze des Kapitels 17 36 - die Ansätze der Hauptgruppen 4, 5 und 6 zur Bewirtschaftung freizugeben.

 

Für die Vorlage des beschlussreifen Konzeptes wird eine Fristverlängerung bis Ende August 2005 erbeten.

 

 

 

Dr. Thomas Flierl

Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur

 

 

 

 

Ausschuss-Kennung : Kultgcxzqsq

 



[1] vgl. Studie „Kultur als Wirtschaftsfaktor in Berlin“, IHK Berlin und DIW Berlin, Mai 2002

[2] Koalitionsvereinbarung 2001 – 2006, S. 114

[3] McKinsey & Company: Museumspädagogischer Dienst – zwischen Museumsservice und Kulturagentur. Zusammenfassung der Ergebnisse. Berlin, September 2003.

[4] So konzipierte und realisierte die BKV z.B. die kulturelle Präsentation des Landes Berlin auf der EXPO 2000 unter dem Motto „Das junge Berlin“.

[5] z.B. das EU-Projekt „Migration, Work and Identity“

[6] vgl. Lisum-Projekt „Kunst und Lernen im Prozess“

[7] vergleichbar dem education-programm der Berliner Symphoniker

[8] wie z.B. das vom MD quartalsweise herausgegebene „MuseumsJournal“ als Printpublikation oder das Dachmarketing anlässlich der Langen Nächte im Museumsbereich

[9] wie z.B. die Betreiber des künftigen Museumsportals