Konzept für den Kunstbetrieb im Podewil
t.e.s.I.a. Anlage 2804 A
im Podewils'schen Palais
Anlage 1
transmedial
experimental sound
laboratorium assoziation
1.
PROGRAMMATIK
Aus dem Zentrum
des Klosterviertels in Berlin-Mitte kommen seit Jahren markante Kunstäußerungen,
die
gemeinsam haben, dass sie in hohem Maß mit den elektronischen Medien und
digitalen Kommunikationstechnologien arbeiten.
Die
„transmediale” wird dort programmiert. Gewachsen ist sie aus dem VideoFest am
Podewil, das frühzeitig die rasante kommunikationstechnologische Entwicklung
antizipiert hat. Sie ist der jährliche bedeutsame Konzentrationspunkt
des Arbeitsbereiches Medienkunst, welcher mediale Installationen sowie
innovative Arbeiten mit Internet, Video und Computeranimation zeigt.
Neben ihm
setzte das Musikprogramm des Podewil seinen Schwerpunkt auf die elektronische
Musik. Nebenan, in der Parochialkirche, entwickelt und zeigt die „singuhr -
hoergalerie in parochial” seit Jahren und weithin beachtet Klanginstallationen
und Klangskulpturen im Dialog mit dem Raum. Erweitert wird diese regelmäßige
Austellungsfolge durch stark konzeptuelle Programme neuer Musik und Klangkunst
(2001: format 5 – signaturen elektronischer klangkunst; 2004: suite parochial).
Dieses Potential ist kontinuierlich gewachsen, und wir nehmen es zum
Ausgangsmaterial der inhaltlichen Neubestimmung dieses Ortes. Notwendig ergänzt
wird es durch einen dritten, neuen Programmbereich, der zielgerichtet die
einschneidenden medientechnologischen Einflüsse auf die theatral-performativen
Künste aufgreift.
Es gibt bislang
keinen Kunstort in Berlin, der konzentriert und komplex die umwälzenden
Wirkungen der audiovisuellen Medien auf unsere Selbst- und Weltwahrnehmung und auf
unsere individuellen und gesellschaftlichen Umgangsformen untersucht.
Dies ist aber notwendig, weil
der flächendeckende Gebrauch von Multimediacomputern und
High-Tech-Kommunikations-Werkzeugen und deren weltweite Vernetzung unser
Verhältnis zu allen Wirklichkeitsbereichen durchgreifend verändert.
Wenn in jedem Moment
eine sprunghaft wachsende Zahl von Menschen ihre mehr oder minder erfundenen
Botschaften als Klang-Bild-Text-Film-Daten-Symbiosen global kommuniziert,
verändert sich die Wahrnehmung von Raum und Zeit ebenso dramatisch wie unser
Kommunikationsverhalten. Diese Entwicklung durchzieht inzwischen weite Bereiche
aktuellen Schaffens in allen Kunstgenres. Das Kunstverständnis der jungen
Generation prägt sie ohnehi5.
In Paris, Tokio
und London arbeiten renommierte Medienkunstzentren, längst auch in kleineren Städten,
wie hartware in Dortmund, V2_Organisation in Rotterdam und der Ars
Electronica in Linz. Auch in Berlin gab und gibt es in den letzten
Jahren im Medienkunstbereich vielfältige Aktivitäten und Initiativen
(kunst und technik, mikro, transmediale). Nun wird mit dem Ende April 2005 zu
eröffnenden t.e.s.I.a. im Podewils'schen Palais Berlin ein
Medienkunstprojekt erhalten, das in seinem Profil einzigartig in Deutschland
ist.
t.e.s.I.a. sucht Übergänge
und Verknüpfungen zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Kultur - denjenigen
Bereichen, welche im politischen Diskurs dieser Stadt immer wieder als deren
einzige Wachstumspotentiale hervorgehoben werden.
Es will Präsenzfeld sein für
zukunftsweisende künstlerische Arbeit und zugleich Podium für die Diskussion
zivilisatorisch-kultureller, politischer und wissenschaftlich-technischer
Aspekte der Medientechnologieentwicklung.
Ein immenser
Vorzug dieses Programmprofils ist, nicht nur auf öffentliche Fördermittel aus
Kunst und Kultur angewiesen zu sein, sondern auch öffentliche Mittel aus
Wissenschaft, Technologie, Bildung und Mittel aus der Privatwirtschaft
(Medienwirtschaft) akquirieren zu können (siehe Abschnitt Agentur). Dafür braucht
es ein dichtgesponnenes Netz zu Partnern im künstlerischen wie im wissenschaftlichen, im
fachpublizistischen wie im kultur- und medienpolitischen Bereich und, nicht
zuletzt, in der Wirtschaft. Wir haben bereits in unseren bisherigen jeweiligen
Arbeitszusammenhängen Netzwerke geknüpft. Nun möchten wir diese zusammenfassen
und erweitern und damit einen Ort schaffen, der eine klare'Programmatik
verfolgt.
2. PROGRAMM
Wir
wollen konzentriert einem künstlerischen Arbeiten Raum und öffentliche
Aufmerksamkeit geben, das transdisziplinär und polymedial vorgeht. Dies
bedeutet einen wirklichen Neubeginn, der sich mit der Namensgebung markiert:
t.e.s.I.a. ist zum einen
Tribut an Nicola Tesla - den genialischen Erfinder des Wechselstroms als -1
technologischer Voraussetzung des Industrialisierungsschubs im
20.Jahrhundert - der zugleich mit grundlegenden Experimenten zur
drahtlosen Kommunikation einer der wesentlichen Wegbereiter des
Medienzeitalters wurde. (Biographie siehe Anlage). Zum anderen steht t.e.s.I.a.
für
t = transmedial . e = experimental . s = sound . 1 =
laboratorium . a = assoziation .
t.e.s.I.a. versteht sich
als thematisch konzentriertes Projekt, das im Podewils'schen Palais seine
konzeptuelle, organisatorische und logistische Basis hat - nicht als ein Haus
mit Kunstprogramm. Wir verstehen uns als Teil eines lokalen und internationalen
Netzwerks von Künstlern, Kuratoren, Veranstaltungsorten,
Medienkunstinstitutionen, Medienhochschulen und wissenschaftlichen
Einrichtungen. Hier werden künstlerische Projekte entwickelt, diskutiert und
präsentiert. Dem entsprechend sieht das Programm von t.e.s.I.a. in hohem
Maße Veranstaltungen vor, die dieses Labor- und Kommunikationswesen prägen.
Die drei Programmschienen nennen wir Permanenz,
Performanz und Agentur_
2.1. Permanenz
Das Foyer des
Podewils'schen Palais wird zu einem Ort öffentlicher, thematisch konzentrierter
Begegnung
werden. Eine Media-Lounge, geöffnet täglich bis nach Mitternacht, die auch
unabhängig vom Besuch konkreter Veranstaltungen zum Treffpunkt von Künstlern,
Wissenschaftlern, Veranstaltern und Besuchern wird, mit passendem Cafebetrieb
am Tage und Barbetrieb am Abend Ein WLAN-Knotenpunkt ermöglicht ständigen
Zugang zum Internet.
Dieses Entree soll den Grundton von t.e.s.I.a.
anstimmen.
Im Raum hinter
der Eingangshalle (bisher Garderobe) eröffnet eine Medienhandlung, die in
Kooperation mit drei stadtweit bekannten Institutionen („gelbe musik": der
älteste Spezialladen für Klangkunst von Ursula Block; „pro qm”: die
Theoriebuchhandlung zu Architektur-/Kultur-/Kunst- und Medientheorie;
„dense”: Berlins beste Adresse für elektronische Musik) CDs, DVDs, Kataloge,
wissenschaftliche Literatur und Zeitschriften verkauft.
Anziehungspunkt
neben dem abendlichen Programm ist eine Dauer-Video-Installation im linken
Foyerbereich, wo im wöchentlichen Wechsel ein speziell zusammengestelltes
zweistündiges Videokunst-Programm permanent präsentiert wird. Hier werden z.B.
historische und aktuelle Preisträger diverser. internationaler
Medienkunstfestivals vorgestellt, aber auch Projektdokumentationen etc. Bereits
ab Februar 2005 sollen dort u.a. die Preisträger des Marler Videokunstpreises
gezeigt werden (in Kooperation mit dem Ausrichter dieses renommiertesten dt. Videokunstpreises,
dem Skulpturenmuseum Marl), es folgen Programme z.B. der transmediale Berlin, diagonale
Graz, dem WRO Festival Wroclaw, u.a.
Dienstag bis
Donnerstag abends werden Präsentationen und Jours Fixes mit konkreten Themen
diesen Begegnungsort verdichten. Im Klub rechts neben der Media-Lounge sollen
in rhythmischer Abfolge Künstler bzw. Projekte aus dem „Projektresidenz-Programm”
zu Kurzpräsentationen mit anschliessenden Diskussionen einladen. Symposien und
Vortragsserien werden hier stattfinden. Für 2005 gibt es hierzu konkrete
Verabredungen z.B. mit der Berliner Gesellschaft für Neue Musik e.V. (BGNM) zum
Thema „Video und Konzertmusik”, dem siemens arts program München über „Rhythmus in der
Gegenwartskunst” und der rbb-klanggalerie zum Thema „Radiokunst — die
Subszenen”. Verbindungen zum universitären Bereich der Stadt haben wir
angebahnt:
mit
Prof.Dr.Gabriele Brandstetters Lehrstuhl für Tanzwissenschaft an der Freien
Universität ist eine Werkstatt für apperzeptive Grundlagenforschung
verabredet, die im Podewils'schen Palais eingerichtet wird, und mit dem
Institut für Kulturwissenschaften der Humboldt-Universität wird eine Folge von
Kurzsymposien zu medienästhetischen Fragen entworfen.
Mit den
Medienbereichen der Kunsthochschulen in Köln, Karlsruhe und Wien laufen
Gespräche mit dem Ziel, ihnen eine ständige Diskussions- und
Präsentationsplattform in Berlin einzurichten. Für kurze Präsentationen von
Installationen, Video o.ä. stehen im Erdgeschoss zwei weitere Räume (21, 23) zur
Verfügung. Zwei Abende im Monat werden als „blind date” angekündigt, hier kann
auf Projekte und Künstler kurzfristig reagiert werden.
Auf sämtliche
Veranstaltungen im Erdgeschossbereich wird kein Eintrittsgeld erhoben. Dies
betrachten wir als einen wesentlichen Faktor des Permanenz-Programms. Bei den
wöchentlich drei Diskussions- und Präsentationsabenden (Dienstag bis
Donnerstag) allerdings wird der Cafe-Betreiber einen Getränkeaufpreis während
der laufenden Veranstaltung kassieren, der in die Einnahmen einfließt. Bei
außergewöhnlichen Veranstaltungen kann auch Eintritt erhoben werden.
Das bisherige „artist in residence” Programm des
Podewil wird umgewandelt in ein finanziertes (vermehrt auch über Drittmittel)
„Projektresidenz-Programm”. Von der künstlerischen Leitung eingeladene
Künstler, Projekte und Kuratoren entwickeln in 3 bis 6 Monaten konkrete
Projekte für t.e.s.I.a. und assoziierte Institutionen (zu den
Projekten und Künstlern siehe Programmtabelle). Die fünf
vorhandenen Studios im Dachgeschoss sind die entsprechenden Arbeitsräume. Mit
anderen Residenz-Programmen werden wir eng zusammenarbeiten, erste Gespräche
gab es dazu mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD, dem Künstlerhaus
Bethanien und der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart.
2.2. Performanz
Die drei Kuratoriumsbereiche, - mediale Performance, Klangkunst/Musik
und Medienkunst, - gestalten diesen konzeptuellen Programmteil in engem ständigen
Austausch.
Er wird hauptsächlich im
grossen Saal (Kubus) des Podewils"schen Palais und punktuell in der
Parochialkirche produziert und präsentiert: medial basierteTanz- und
Theaterperformances, Medienkunstinstallationen, Konzerte, Klanginstallationen
und Klangperformances.
Eröffnet werden soll
t.e.s.l.a. im Podewils'schen Palais
am
letzten Aprilwochenende 2005. Dieser Eröffnungstermin ist einerseits
verbunden mit der Setzung einer zeitlichen Zäsur zum Programm des ehemaligen
Podewil, andererseits mit der hohen Planungsunsicherheit durch die späte und kurzfristige
Haushaltsentsperrung. Nunmehr sollen die Aktivitäten von t.e.s.l.a. bis zum
Sommer 2005 hauptsächlich durch die Projektmittel 01-04/2005 abgesichert werden.
Vor allem aber sollen in der Schließzeit die von uns entwickelten
Umbaumaßnahmen realisiert werden.
Jedoch sollen erste Aktivitäten
bereits ab Februar 2005 den Neubeginn signalisieren. Das Festival
„transmediale” und die „singuhr — hoergalerie in parochial” werden in
Kooperation mit t.e.s.l.a. insgesamt drei Medienkunstinstallationen vom 3. bis
13. Februar 2005 im Podewils'schen Palais und in der Parochialkirche
präsentieren: Arbeiten von Marnix de Nijs (NL), Edwin van der Heide (NL) und
Thom Kubli (CH). Gleichzeitig soll die Dauer-Video-Installation im Foyer mit
einem ausgewähltem Programm eröffnet werden. Kleinere Umbauarbeiten im Foyer,
Eingangsbereich und Klub während der Ausstellungszeit künden von den laufenden
Veränderungen im Haus. Ab Mitte März 2005 finden bis zur Eröffnung regelmäßig
jeden Mittwoch abend Veranstaltungen aus unserem Permanenzprogramm statt, d.h.
erste Projektresidenzen am Haus und zukünftige Kooperationspartner von t.e.s.I.a.
stellen sich vor.
Das
Eröffnungswochenende folgt bereits dem Programmschema von t.e.s.I.a. :
Sonntag: |
„sonntagnacht” |
Medialounge mit Radiokunst
aktuell |
Montag: |
„montagabend” |
Serie mit experimenteller
elektronischer Musik |
Dienstag-Donnerstag: |
„permanenz |
Diskussionen,
Kurzpräsentationen, Fragmente |
Freitag- Sonnabend: |
.performanz” |
Performances,Konzerte,
Installationen,Präsentationen |
Wir eröffnen t.e.s.I.a. nicht
mit theatralischem Aplomb, sondern feiern zum Monatswechsel April/Mai die
Aufnahme der kontinuierlichen Programmarbeit, nachdem es im Februar und März
einige vorauszeigende Projekte gab. Die kanadische
Performancegruppe AELab eröffnet
das Programm mit einer Inszenierung über unseren Namenspatron Nicola
Tesla. AELab arbeiten seit 1996 als Medienkünstler u.a. an diesem Thema. Eine
weitere Arbeit zu Tesla wird zwei Wochen später der renommierte bildende
Künstler und Musiker Carsten Nicolai präsentieren. Er entwickelt es in unserem
Auftrag und wird es im Kubus zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellen. Die
Performances zu Tesla werden flankiert von zwei Konzerten, in deren
Zentrum die instrumental-elektronische Gruppe Polwechsel aus Wien steht.
Polwechsel ist eine der avanciertesten Gruppen der zeitgenössischen Musik, die
nach einjähriger Pause in neuer Besetzung im t.e.s.I.a. ihren ersten
Auftritt weltweit haben wird. Im Zentrum dieses Projekts steht, wie auch für
alle weiteren im Hause produzierten Aktivitäten, die Erarbeitung eines neuen
Repertoires vor Ort. D.h. Polwechsel wird zu einem ersten,
improvisierten Konzert in der neuen Besetzung am 30. April 2005 im Kubus nach
Berlin kommen. Bis zum 13. Mai 2005 werden sie dann im Rahmen
einer Kurzresidenz im Probenraum des Podewils'schen Palais ein komplettes
Konzertprogramm mit Kompositionen der Mitglieder erarbeiten, das dann vor Ort
in einem zweiten Konzert präsentiert wird. Anschließend wird Polwechsel in
einem Studio des rbb zwei Tage'das neue Kompositionsmaterial aufnehmen, um
damit ihre erste CD in neuer Besetzung in Kooperation mit t.e.s.I.a. zu
produzieren. Das erste Konzert stellt zur Polwechsel-Improvisation zwei
Uraufführungen, an denen Mitglieder des Ensembles beteiligt sind. Hervorzuheben
ist v.a. Rolf Julius neueste Komposition für Stimme (Joan La Barbara,
New York), Violoncello (Michael Moser, Wien) und Live-Elektronik (Julius,
Berlin). Julius, der international bekannteste deutsche Klangkünstler, geht
hier wieder einen Schritt weiter in seiner Entwicklung von
der klassischen Klanginstallation hin zur
performativen Musikaufführung. Die Erarbeitung, Aufführung aber auch Anregung
von neuen Werken im Zwischenbereich von elektronischer und instrumentaler Musik
und von Konzertperformance und Installation wird ein wesentliches Thema des
sound-Programms im t.e.s.I.a. sein. „sound” vor allem deshalb, da diese
Zwischenbereiche von Begriffen wie Klang oder Musik nicht annähernd erfaßt werden
können.
Am Montag darauf beginnt die
„Montagabend"-Serie mit elektronischer Musik verschiedener nationaler und
internationaler Labels, d.h. jeden Monat präsentiert sich ein Label in 4
Konzerten. Diese werden kuratiert von Guido Möbius, einem der Kenner der
elektronischen Musikwelt.
Programmatisch
zu unserem Beginn kommt dann am zweiten Maiwochenende eine Produktion von Neuer
Tanz Düsseldorf. Sie heißt „Revolver” und ist eine Raumschrift von
V.A.Wölfl, eigentlich Fotografiker, von dem der Chefredakteur von ballettanz
Arnd Wesemann sagt, er sei eigentlich Tanzforscher und mit Peter Weibel vom ZKM
als Dramaturgen wären beide die Tanzrevolutionäre. Im Juni gastiert wenige Tage
nach der Uraufführung in Zürich die Pablo Ventura Dance Company mit
„Fabrica” im Kubus. Pablo Ventura erarbeitet seine Bewegungssprache mit der
Live-Forms-Software, die Cage und Cunningham angeregt hatten. Er ist
Protagonist medienbasierten Tanzes. Louis-Philippe Demers, Professor an
der ZKM-nahen Karlsruher Hochschule für Gestaltung, baut einen tanzenden
Roboter dafür.
Thilo
Thomas Krigar, Komponist und Leiter der Pythagoras Strings,
arbeitet seit zwei Jahren daran, den Fluß der genetischen
Information als ästhetisches Erlebnis zu kommunizieren. „DNA-in-concert” wird
u.a. vom Hauptstadtkulturfonds und von der Helmholtz-Forschungsgemeinschaft
gefördert und als audiovisuelle Realisation im t.e.s.I.a. uraufgeführt.
Ein Projekt
über Vernetzungspraktiken in der Musik wird im Juni stattfinden. Dazu laden wir
die legendäre Netzband The Hub aus Kalifornien ein, die im November 2004
beim DEAF-Festival in Rotterdam ihren ersten gemeinsamen Auftritt 10 Jahre nach
ihrem letzten Konzert hatten. The Hub kommt zu einer einwöchigen Arbeitsphase,
um ein neues Konzertprojekt vorzubereiten und zu realisieren. Gleichzeitig
geben sie einen Workshop für junge Musiker, dessen Ergebnisse ebf. öffentlich
präsentiert werden. Im Rahmen der Netzkonzerte realisiert der japanische
Medienkünstler Atanaka eine performative Netzwerk-Installation auf dem
nahegelegenen Alexanderplatz. Ein von t.e.s.I.a. initiiertes
Kooperationsprojekt zwischen der KHM Köln und der TU Berlin wird die ersten
beiden Juliwochen eine Klangarchitektur im Hof des Podewils'schen Palais mit
einer Klangarchitektur im Garten der KHM Köln verbinden. Für dieses Projekt
werden neueste Softwaretechnologien an den jeweiligen Instituten zusammen mit
Studenten entwickelt, die auf open source Basis sowohl sinnvolle
„Kommunikationen” ermöglichen, als auch eine multiple Schnittstelle zur jeweils
vor Ort installierten Hardware bieten. Nach der Eröffnung werden beide
vernetzte Installationen als „public instrument” Musikern und Komponisten zur
Verfügung gestellt, die mit ihren „sounds” die Klangarchitekturen füllen
werden. Das Projekt entsteht unter der Leitung des Klangkünstlers Andres Bosshard
(CH)
und des derzeitigen Inhabers der E.Varese-Gastprofessur am Elektronischen
Studio der TU Berlin, Alberto de Campo (A).
Jo Fabian, der als
wichtiger Choreograf eingeordnet wird, ohne sich auf Tanz festzulegen, wird im Oktober für t.e.s.I.a. seine erste
große Inszenierung seit zwei Jahren machen, mit den Ruhrfestspielen als
Koproduzenten. Sie heißt „ApplePipe, beschäftigt sich mit Spektralsurrealismus
und wird aus beliebig korrellierbaren Modulen bestehen. Weitergeführt wird sie
nach Cordoba/Argentinien, wo sie einen Theaterraum der neugebauten
Kunsthochschule einweiht, mit Unterstützung des Goethe-Instituts und des
Internationalen Theaterinstituts.
Dump Type kommt mit der
Installation zu seiner Inszenierung „OR”. Dieses japanische
Performance-Kollektiv treibt die medial-performativen Mittel zu einer exzessiv
expressiven Sprache, die den geläufigen Butoh-Schauder weit hinter sich
gelassen hat. So wie auch das Tokyoter Theater om-2, das im September
innerhalb von Japan Now seine Version von Heiner Müllers Hamletmaschine
vorstellt.
Mit nahezu puristischer
Konsequenz beschäftigt sich die LOSE COMBO mit
den Implikationen medialer Erfindungen auf die ästhetischen
Sprachen. Jörg Laue, - wie seine Teamkollegen ehemaliger Student von Andrzej
Wirth und Gabriele Brandstetter am legendären Institut für angewandte
Theaterwissenschaft der Universität Giessen, beschäftigt sich am t.e.s.I.a. mit
„Faraday"s Cage” und „Freuds telepathetisches Herz”.
„Theremin”
heißt die präzis gearbeitete performative Studie über den russisch-sowjetischen
Elektroniker und Musiker Lew Theremin, der in den späten zwanziger Jahren
sowöhl das nach ihm benannte Instrument erfand, das Kraftfeldveränderungen
durch Handbewegung in Klänge moduliert, - das erste elektronische
Musikinstrument -, als auch den Prototypen aller Abhör-Wanzen im Auftrag des
KGB. t.e.s.I.a. präsentiert diese Aufführung des Kopenhagener Labels Hotel
Pro Forma im Oktober im Kubus, in Kooperation mit den Berliner Festspielen.
Der November wird als Monat der
Elektrizität künstlerische, kognitiv-wissenschaftliche und
ökonomisch-politische Erörterungen zusammenführen über die energetische Basis
unserer Zivilisation. Im Dezember 2005 wird die multimediale Installation
„bioscope” von zeitblom und lillevän realisiert,
unterstützt vom Hauptstadtkulturfonds.
Koproduktionen mit namhaften verwandten Kunstorten
und Festivals im In- und Ausland sind für das Jahr 2006 in Planung, teilweise
auch noch für dieses Jahr, - mit der Ars Electronica in Linz, dem Palais de
Tokyo in Paris, mit V2_ in Rotterdam, dem WRO-Center Wroclaw, und dem ICC
Tokio. In Deutschland mit dem ZKM Karlsruhe und mit Hellerau, Mex in Dortmund,
t.u.b.e. München. Wir möchten perspektivisch die medial orientierten
Programmpunkte von „Tanz im August” koproduzieren.
2.3. Agentur
t.e.s.l.a. bietet Initiativen und
Live-Veranstaltungen, die an temporären Orten im Stadtraum agieren, einen
logistischen und PR-Fixpunkt und ein Relais, über das sie sich vernetzen. 2005
beispielsweise „Floating Cinema” von Jon Rubin, zusammen mit cell Rotterdam,
house musik vom KNM Berlin, dem 13. Performance Art Kongress oder dem Japan Now
Festival.
Hauptsächlich bauen wir an einem Netzwerk,
innerhalb dessen wir gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern
künstlerische Produktionen entwickeln, präsentieren und vermarkten werden.
Entsprechend sind Koproduktionen und Kooperationen mit namhaften verwandten
Kunstorten und Festivals im In-und Ausland in Planung. Mit folgenden
Institutionen (Auswahl) gab es positive Gespräche, auch über bereits
konkrete Projekte in 2005:
1. Veranstalter
und Produzenten
rbb Klanggalerie
ZKM Karlsruhe
Trans-Media-Akademie Hellerau
Akademie Schloss Solitude Stuttgart
Mex in Dortmund
Freies Rheinland e.V. Köln
c.u.b.a. Münster / Bunker Mühlheim
Skulpturenmuseum Glaskasten Marl
Palais
de Tokyo in Paris V2_ in Rotterdam
Ars Electronica in Linz
OK Zentrum für Gegenwartskunst Linz
ORF Radiokunst Wien
Musikprotokoll im Steirischen Herbst
Graz
Wien Modern / Konzerthaus Wien
Radar-Festival Kopenhagen
Theremin-Center Moscow WRO-Center
Wroclaw
2. Medienhochschulen,
Universitäten Kunsthochschule für Medien Köln TU Berlin,
Elektronisches Studio Humboldt-Universität, Kulturwissenschaft Freie
Universität Berlin
Hochschule
für Grafik- und Buchkunst Leipzig Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
STEAM-Studio der HfM Weimar IRCAM am Centre Pompidou Paris California Arts
Institute Los Angeles
3. Förderer und
Partner pro helvetia Zürich
Botschaft Niederlande und Kanada
siemens arts program München
Kulturkreis
Wirtschaft BDI Schering-Stiftung Berlin
Detlev Schneider (*1948), lebt und
arbeitet in Berlin und Dresden. Theater- und Kulturwissenschaftsstudium in
Leipzig und Berlin, theaterpublizistische Tätigkeit, speziell über
Theaterräume, Szenografie und Theaterarchitektur. Konzept und Kuratierung einer
grossen Zahl von Ausstellungen zu Theater und seinen Grenzbereichen, z.B. 1991
des gesamtdeutschen Beitrags zur Theaterweltausstellung in Prag. 1991-1992
Redaktionsmitglied von tanzAKTUELL. 1989 gemeinsam mit Johannes Heisig
Initiator der Wiederbelebung des Festspielhauses Hellerau in Dresden als
Experimentierort der performativen Künste, von 1990 bis 2000 Vorsitzender von
dessen internationaler Trägergesellschaft und von 1993 - 2002 dessen
künstlerischer Leiter. 2002 Beiratsmitglied im Haupsstadtkulturfonds.
Kuratorische bzw. Jurytätigkeit für die CYNETart, die Internationale Tanzwoche
Dresden und die Trans-Media-Akademie Hellerau. Derzeit Studien und Projekte zu
den Schnittflächen von medialer Performance und Musiktheater.
Carsten Seiffarth (*1963) lebt und arbeitet in Berlin , 1986-88
Studium der Orchestermusik Musikhochschule Franz Liszt, Weimar (Posaune), seit
1990 Studium der Soziologie/ Musikwissenschaft an der TU Berlin, ab 1991 freie
Projektarbeit: Konzepte, Produktion, Dramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit;
Kuratorenschaften : 1997/1998 Festival "Kryptonale 11I/IV" in den
Wasserspeichern, 1997 "überGrenzen - Österreichische Künstler und
Berlin", Podewil; 1998 "Forum KlangKunst ": singuhr -
hörgalerie in parochial (D) / Sonderjyllands Kunstmuseum Tonder (DK) /
Kunst.Halle.Krems (A); 2000/2001 Klanginstallationen Festival
"Ultraschall" Berlin, 2001 BOX 30/70", Berlin, Witten,
Rotterdam, Düsseldorf, Dresden, Wien (2002 aec Linz); 2000/2002/2004
Klangkunstprojekte "Wittener Tage für neue Kammermusik seit 1994
"kunst in parochial", Parochialkirche Berlin;
seit 1996 Kurator + Projektleitung "singuhr
- hörgalerie in parochiat", Berlin;
seit 2000 Gründungsmitglied
und erster Vorsitzender des "Instituts für Klangkunst e.V."; seit 2000
Mitglied Festivalleitung "INVENTIONEN 2000/02/04", Berlin.
Andreas Broeckmann (*1964) lebt und arbeitet in Berlin. Seit Herbst 2000 ist er Künstlerischer Leiter der transmediale - internationales medienkunst festival berlin. Broeckmann hat Kunstgeschichte, Soziologie und Medienwissenschaft studiert und promovierte 1995 an der University of Esst Anglia, Norwich/UK, mit einer Arbeit ueber die Verwendung von Portraitphotographie in den Humanwissenschaften.des 19. Jahrhunderts. Von 1995-2000 arbeitete er als Projektleiter für das Rotterdamer Institut für instabile Medien, V2_Organisation. Er ist Mitglied des Berliner mikro e.V. und Mitbegründer und Co-Koordinator des European Cultural Backbone, einem Netzwerk europ. Medienkulturzentren. In seinen Vorträgen und Texten behandelt Broeckmann post-mediale Praktiken und die Möglichkeiten einer 'maschinischen' Ästhetik der Medienkunst.
Ausschuss-Kennung : Kultgcxzqsq