Punkt 1 der Tagesordnung

 

 

Aktuelle Viertelstunde

 

 

Siehe Inhaltsprotokoll.

 

Frau Vors. Ströver: Wir kommen zu

 

Punkt 2 der Tagesordnung

 

 

Besprechung gemäß § 21 Abs. 5 GO Abghs

Gesamtsituation Stiftung Stadtmuseum

(auf Antrag aller Fraktionen)

0094

 

 

Wir kommen gleich zur Anhörung. Eine Begründung brauchen wir nicht, wir wissen alle, worum es geht. Ich gehe davon aus, dass ein Wortprotokoll erstellt werden soll. Gibt es Widerspruch? – Nein. – Herr Prof. Güntzer, Sie haben das Wort!

 

Prof. Güntzer (Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Herr Senator!

 

Wir haben beim letzten Mal über einen Teilaspekt der Arbeit des Stadtmuseums gesprochen, nämlich über das Sportmuseum. Das ist einer der kritischen Punkte – wenn Sie davon ausgehen, dass das Stadtmuseum sozusagen unter „rollendem Rad“ umgegründet worden ist. Geplant war das Museum als ein Verbund verschiedener Häuser und Einrichtungen um den Libeskind-Bau als strahlenden, modernen Kern. Es ist – wie Sie alle wissen – anders gekommen, und irgendwann war eine andere Entscheidung, als sie gekommen ist, auch gar nicht mehr möglich. Das Stadtmuseum musste – nicht zuletzt auch aus diesem Ausschuss gefordert – umstrukturiert werden zu einem kompakten Museum, auch wenn es in mehreren Häusern spielt. Dabei zeigte sich, dass nicht alle Teilsammlungen diesen Weg mitzugehen willens waren. Dies betraf die Sammlung Industrielle Gestaltung, eine Sammlung mit DDR-Design, die auf eigenen Wunsch zum Deutschen Historischen Museum übergewechselt ist, es betrifft das Sportmuseum, das auf jeden Fall vom Stadtmuseum unabhängig sein möchte, und es betrifft auch die Domäne Dahlem, die sich in das neue Konzept erkennbar und erklärtermaßen nicht fügt.

 

Nun können sowohl Sportmuseum wie auch Domäne Dahlem – das unterscheidet sie von anderen Teilen des Stadtmuseums – durchaus auch alleine oder in anderer Trägerschaft weiter existieren. Beim Sportmuseum hat die Senatskulturverwaltung eine Initiative aufgegriffen, die von anderer Seite – von Leipzig und von mir – kam, und wird demnächst ein Gespräch mit den drei großen Sportmuseen Deutschlands – Köln, Leipzig und Berlin – führen, um auszuloten, ob hier nicht auch ein Modell denkbar ist, wie es seinerzeit bei der Aufteilung der Deutschen Bundespost und der Privatisierung in drei Aktiengesellschaften mit der Bundesmuseumsstiftung Post und Kommunikation geschehen ist: ein einheitliches Deutsches Postmuseum an drei Spielorten. Die beteiligten Museen hatten vor dieser Lösung wahnsinnige Angst, haben sie bekämpft auf Teufel komm heraus und sind inzwischen alle mit der Lösung hoch zufrieden. Ich könnte mir vorstellen, dass bei einem einheitlichen deutschen Sportmuseum an drei Standorten bei gutem Willen aller Beteiligten Ähnliches gelingen könnte.

 

Ein wenig anders verhält es sich bei der Domäne Dahlem. Hier müsste die Kooperationsrichtung nicht in Richtung Bund oder mehrerer Länder, sondern in Richtung Brandenburg gehen. Beim vorausgegangenen Preußenjahr hat es bereits einen Ausstellungsverbund der drei brandenburgischen landwirtschaftsgeschichtlichen Museen mit der Domäne Dahlem gegeben. Dies hat sich bewährt, und hier könnte der Versuch gewagt werden – so scheint mir, und der Stiftungsrat des Stadtmuseums hat dies auch ausdrücklich als Arbeitsvorgabe für uns zum Beschluss erhoben–, auf einem Teilgebiet die voraussichtlich kommende Länderfusion Berlin-Brandenburg im Vorgriff zu exemplifizieren. Hier haben noch keine Gespräche stattgefunden, sie müssen demnächst aufgenommen werden.

 

Es bleibt das große Stadtmuseum im Übrigen, das inzwischen nicht mehr ein Verbund von Museen, sondern ein Komplex Museum ist. Diese Arbeit hat gegriffen. Wir leiden entsetzlich – ich brauche das nicht auszuführen – unter dem Mangel an Mitteln, insbesondere unter null disponiblen Mitteln. Dennoch ist es uns in den letzten Jahren gelungen, ein umfängliches und insgesamt attraktives Programm zu veranstalten. Nun stoßen wir an unsere Grenzen. Das Stadtmuseum hat seit seiner Gründung keinerlei Mittel für Werbung – wenn sie nicht in Ausstellungssonderetats, die lotto- oder drittmittelfinanziert sind, enthalten sind. Deshalb sehen Sie zurzeit Plakate unserer Magnus-Zeller-Ausstellung, aber Sie sehen sonst keine Plakate des Stadtmuseums. Ausstellungen, die nicht beworben werden, haben höchstens ein Drittel der Besucherzahlen von Ausstellungen, die beworben werden. Entsprechend weniger Eintrittsgelder werden gezahlt, entsprechend weniger Kataloge werden verkauft. Das hat Konsequenzen. Das ist so, wir können es nicht ändern.

 

Außerdem führt die Abhängigkeit von drittmittelfinanzierten Ausstellungen und von Kooperationsausstellungen – wobei wir unsere guten Dienste, aber kein Geld anbieten können – dazu, dass wir nur eingeschränkt konzeptionell tätig sein können. Hier gelten die Gesetze des Strichs: Wer zahlt, schafft an. D. h. wenn wir anderer Leute Geld ausgeben, müssen wir auch nach anderer Leute Pfeife tanzen und können unsere eigene Melodie nicht spielen. Das ist so, es lässt sich auch nicht ändern, es sei denn mit Geld.

 

Wenn man von diesen beiden großen Handicaps absieht, sind wir, was die Programmarbeit anbelangt, einigermaßen erfolgreich. Völlig erfolglos sind wir bisher bei den notwendigen Baumaßnahmen zur Ertüchtigung der Häuser des Stadtmuseums geblieben – abgesehen von dem zentralen Gebäude, dem Märkischen Museum selbst, das durch die Koalitionsvereinbarung abgesichert ist, obwohl der Baubeginn gleich nach der Absicherung auf das Jahr 2006, d. h. auf das Ende des Koalitionsvertrags verschoben worden ist. Inzwischen laufen kleinere Ertüchtigungsmaßanhmen dort am Gebäude, das will ich ausdrücklich dankbar vermerken. In allen anderen Häusern kann man nur feststellen: Keines ist für seine Aufgaben voll tauglich, und eine Änderung dieser Situation ist nicht in Sicht. – Danke!

 

Frau Vors. Ströver: Vielen Dank! – Herr Senator, bitte!

 

Sen Dr. Flierl (WissKult): Frau Vorsitzende! Herr Prof. Güntzer hat in dankenswerter Klarheit den historischen Bogen gezogen, der uns heute zusammenführt, um zu rekapitulieren, an welchem Punkt die Stiftung Stadtmuseum jetzt steht, denn die Bewältigung der politischen Entscheidung, auf die Lindenstraße für die Stiftung Stadtmuseum zu verzichten, hatte für das Gesamtkonzept der Stiftung erhebliche Folgen, die weiterhin zu bewältigen waren. Er hat auch zu Recht angesprochen, dass in den Gliederungen Sportmuseum, Domäne und Industrielle Sammlung eine unterschiedliche Entwicklung stattgefunden hat. Und er hat – vielleicht etwas verkürzt – beim Werbe- und Bauetat auf die Probleme der Stiftung insgesamt hingewiesen. Die Stiftung war beauftragt, einen sog. Masterplan zu entwickeln, der die räumliche Konzentration der Standorte mit einer inhaltlichen Konzeption für die verschiedenen Standorte verbinden sollte. Wir haben heute zu konstatieren, dass dieser im Herbst 2000 auch vom Unterausschuss Theater angeforderte Masterplan vorliegt, aber durch die häufigen Regierungswechsel und die zusammengebrochene Investitionsplanung des Landes Berlin bisher noch nicht umgesetzt wurde. Es ist richtig, darauf hinzuweisen, dass der Generaldirektor und die Stiftung sich seit Jahren um die Erstellung und Umsetzung dieses Masterplans bemüht haben und dass die politischen Rahmenbedingungen es nicht vermocht haben, in den entscheidenden Punkten voranzukommen – obwohl ich das etwas relativieren will, denn wir müssen heute zur Kenntnis nehmen, dass die Ausbauplanung der Stiftung Stadtmuseum nach dem jetzt vorliegenden Plan ein Gesamtinvestitionsvolumen von 75 Millionen € erfordert. Das ruft vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Haushaltslage doch eine gewisse Reserve selbst beim Fachsenator hervor, vom Gesamtsenat ganz zu schweigen. Dennoch sei an dieser Stelle sehr deutlich gesagt, dass die Konzeptionsbildung zwischen der Stiftung, der Verwaltung und auch mir völlig darauf abgestellt wurde, den zentralen Punkt anzugehen, nämlich das Märkische Museum als das zentrale Mutterhaus der Stiftung zu stärken, gerade während der strategischen Verlagerung der Standorte. Deshalb ist die Investitionsmaßnahme im Umfang von 16 Millionen € Kern und Platz 1 unserer Investitionsplanung. Die Bauvorbereitungen haben begonnen, die Baugenehmigung und die Genehmigung des Denkmalschutzes liegen vor. Wir gehen also in entsprechenden Bauschritten voran.

 

Wir haben natürlich vor dem Hintergrund der auch auf parlamentarischer Ebene nicht zu Ende geführten Debatte um den Masterplan eine Reihe von internen Kontroversen, die keine persönlichen sind, sondern in der Sache selbst liegen, nämlich: Wie soll es mit der Standortentwicklung weitergehen? – Wir wollen hier zunächst einmal deutlich machen, dass wir die Stiftung nachdrücklich unterstützen, ihre Depotsituation wesentlich zu verbessern. Wir halten also mit der Stiftung daran fest, dass die Anmietung der Poelzig-Hallen in Spandau eine geeignete Konzentration der teilweise katastrophalen und desolaten Depotsituation darstellt. Es bleibt noch die Forderung an die Stiftung, dass die Mietmehrkosten verursachende Anmietung im Gesamthaushalt dargestellt werden muss. Wir gehen aber davon aus, dass dies möglich sein wird, und würden daran auch konstruktiv mitwirken.

 

Der zweite Punkt ist, dass wir außerordentlich zurückhaltend sind – das hat eine Vielzahl von Gesprächen zwischen dem Generaldirektor und mir ausgemacht, ich hatte auch umfänglich Gelegenheit, mir alle Standorte anzusehen –, der Stiftung zuzusagen, dass es eine Expansion von Standorten gibt. Es gibt immer wieder das Bemühen der Stiftung, den historischen Standort am Köllnischen Park zu vervollständigen, sei es durch Rückgewinnung des Köllnischen Gymnasiums, der Musikschule Mitte – seit Jahren vergebliche Mühe trotz zeitweiliger Unterstützung aus dem Bezirk Mitte selbst. Da sind wir nicht weiter gekommen. Ein Neubau in Ergänzung ist derzeit auch nicht möglich, ebenso scheinen die Pläne des Generaldirektors auf Übernahme des Bundesschifffahrtsamtes keinen Erfolg zu versprechen, ganz im Gegenteil: Wir stehen auch vor Problemen, was die Poststraße selbst anbelangt. Insofern sind wir im intensiven Gespräch.

 

Wir werden uns insbesondere auch um die Standorte in der Brüderstraße kümmern. Ich sage hier sehr deutlich, dass ich mit dem Generaldirektor übereinstimme und das auch so vertreten habe, dass die Standorte an der Brüderstraße gehalten werden sollen, obwohl sie erhebliche Probleme haben. Gerade der mangelhafte Werbe- oder Öffentlichkeitsetat führt dazu, dass die sehr guten Ausstellungen in der Brüderstraße kaum in der Stadt wahrgenommen werden. Das Beklagen des Generaldirektors über den mangelnden Werbeetat hat auch etwas mit dem Gesamtetat zu tun. Insofern sehe ich auch, dass die öffentliche Präsenz und die Angebote der Stiftung Stadtmuseum in der Stadt viel zu wenig vorhanden sind und wir dort ein Umsteuern brauchen, das möglicherweise auch im Hinblick auf andere Kostenetats im Gesamtetat noch einmal zu diskutieren ist.

 

Insofern will ich das zunächst hier nicht allzu viel länger machen, als es Prof. Güntzer selbst vorgetragen hat, und eher auf Ihre Fragen reagieren. Wir sind in einer komplizierten Phase, aber es gibt durchaus wesentliche Felder, auf denen wir jetzt handeln wollen. Die Anregungen oder die Strategien, die Prof. Güntzer zum Sportmuseum und zur Domäne dargestellt hat, will ich von meiner Seite noch einmal ausdrücklich unterstützen. Wir verfolgen gemeinsam die weiteren Schritte in diese Richtung.

 

Frau Vors. Ströver: Vielen Dank, Herr Senator! – Herr Cramer, bitte!

 

Abg. Cramer (Grüne): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! – Herr Güntzer, Sie haben hier ja nicht nur einen mündlichen Vortrag gehalten, sondern uns auch noch Unterlagen gesandt. Wenn man diese liest, ist es eigentlich wie eine Geschichte aus dem Tollhaus: Sie bekommen eine Investitionsentscheidung über 850 000 €, und die Eigentumsverhältnisse gestatten Ihnen nicht, diese auszugeben, und das alles vor dem Hintergrund – wie Sie hier erzählt haben –, dass der Investitionsbedarf für das Notwendigste groß ist. Die Gelder sind da, aber sie können nicht fließen. Wer dafür die Verantwortung trägt, müsste einmal geklärt werden. Darauf kann man es nicht beruhen lassen.

 

Ihre Ausführungen zum Sportmuseum: Die Idee nationales Sportmuseum an drei Standorten ist eine interessante Sache. Man kann nur wünschen, dass sie zum Erfolg führt, weil dann auch die nationale Dimension, die wir letztes Mal diskutiert haben, zum Tragen kommt.

 

Ein Problem sehe ich bei anderen Punkten. Sie haben die Schwierigkeit, dass Sie an sieben Standorten sind. Es sind nicht drei, sondern sieben, und das macht auch Ihre Probleme aus. Eine Konzentration ist angesagt, aber schwierig zu bewerkstelligen. Deshalb frage ich Sie und auch den Senator: Wie beurteilen Sie die Gerüchte, dass das Stadtmuseum und die Berlinische Galerie zusammenkommen? – Dann hätten wir noch einen Standort mehr. Sehen Sie, Herr Güntzer, oder Sie, Herr Senator, darin eine Lösung? Ist das eine gute Lösung? – Es gibt ja auch Gerüchte über die Nachfolgelösung. Vielleicht könnten Sie dazu auch etwas sagen. Oder sind das alles nur Enten oder Fakes? – Das interessiert uns.

 

Ich hatte Ihren zweiten Bericht so gelesen, dass das mit den Depots in Spandau geklärt ist. Ist die Frage jetzt endgültig geklärt, oder ist es noch Absicht, dass sie angemietet werden? Ist die Sache finanziell geklärt, welche Probleme sind damit verbunden? – Sie haben ja viele Probleme aufgelistet, aber dazu haben Sie sich positiv geäußert, haben den Senator noch gelobt. Können Sie etwas zum Stand der Dinge sagen?

 

Zur Domäne Dahlem habe ich eine Frage. Man konnte Ihrem ersten Bericht entnehmen, dass Sie die Domäne oder Teile davon eigentlich abstoßen wollen. Ich finde, die Domäne Dahlem ist eine Institution par excellence für ein Stadtmuseum. Das gibt es sonst nirgendwo. Das ist wirklich Berliner Tradition und Geschichte, und sie beinhaltet beide, einerseits das Museum Domäne Dahlem, andererseits aber auch die aktuelle Landwirtschaft, die dort praktiziert wird. Vielleicht liegt es daran: Sie sind Museumsmann, Sie schütteln den Kopf, mit Agrikultur haben Sie nicht so viel am Hut, kann ja sein. Aber von meinem Verständnis her gehören das Museum und die praktische Arbeit unmittelbar zusammen. Ich finde, das ist gerade auch eine interessante Institution, wo man beides vermitteln kann, die Tradition, wo es herkommt, und dass man es auch darstellt. Nicht umsonst hat die Domäne Dahlem einen starken Zulauf. Ich verstehe nicht, warum man es trennen soll. Ich möchte auch die Position des Senats dazu wissen.

 

Weiter: Herr Flierl, Sie hatten gesagt, Sie wollen den Standort des Stadtmuseums am Köllnischen Park stärken. Das ist richtig, glaube ich. Aber Sie wollen auch die anderen Standorte halten. Sie haben gesagt, weitere Standorte kämen nicht in Frage, aber Sie kennen auch die Situation. Welche Perspektive haben Sie angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen – die sich in den nächsten Jahren nicht gleich ändern werden – für das Stadtmuseum, und wie wollen Sie die Defizite, die wir gerade gehört haben – Werbeetat usw. – beheben? – Gleichzeitig interessiert in dem Zusammenhang auch die Perspektive für die Berlinische Galerie. Soll sie eigenständig bleiben? Befürworten Sie die Fusion?

 

Dann sprachen Sie auch die BLEG an. Die BLEG war eine typische Berliner Institution, sie hat den Steuerzahler viele öffentliche Gelder gekostet. Jetzt sollen Sie Gebäude übernehmen, aber wegen der Eigentumsverhältnisse sollen Sie die Kredite, die die BLEG nicht mehr bezahlen kann, auch übernehmen. Das geht natürlich nicht, aber es ist schön, dass Sie das in aller Deutlichkeit schreiben. Ich frage trotzdem den Senator: Wie wollen Sie den Konflikt lösen? – Beschrieben sind die Probleme alle, aber welche Lösungen sind da, und welche Zeiträume stellen Sie sich vor?

 

Frau Vors. Ströver: Vielen Dank! – Herr Brauer, bitte!

 

Abg. Brauer (PDS): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! – Ich versuche jetzt einmal nicht der Verführung zu erliegen, die Anzuhörenden einer Situation auszusetzen, wo sie sich das anhören müssen, was wir so von uns geben, sondern Fragen zu stellen. Wenn ich den ursprünglichen Gründungsauftrag der Stiftung Stadtmuseum recht verstanden habe, bestand er seinerzeit darin, dafür Sorge zu tragen, unter einem gemeinsamen Stiftungsdach die sehr reiche, entwickelte und vielfältig strukturierte städtische Museumslandschaft Berlins zu bewahren. Herr Prof. Güntzer hat dankenswerterweise in seinem Aufsatz im Jahrbuch 2001 auf Seite 42 in einer kleinen Anmerkung darauf hingewiesen, dass in den letzten Jahren – eigentlich schon in der Gründungsphase – dieser Stiftungsauftrag durch einen sehr umfänglichen Abbau von Standorten teilweise konterkariert wurde. Jetzt kommt Kollege Cramer mit der Formulierung: Konzentration ist angesagt. Wenn ich das höre, bedeutet das einen weiteren Abbau von Standorten. Wir hatten den Masterplan und die diversen Prüfaufträge. Meine Frage an Herrn Prof. Güntzer: Wie weit halten Sie eine weitere Aufgabe von Standorten, von Dependancen, die für mich den Reiz dieser Landschaft ausmachen, noch für machbar, ohne a) den Gründungsauftrag der Stiftung und b) die Attraktivität – auch die Besucherattraktivität – der Einrichtungen der Stiftung Stadtmuseum noch einer weiteren Gefährdung auszusetzen? – Das Spannende an der Domäne ist, Herr Kollege Cramer: Die meisten Menschen gehen wegen der Freiflächen und weniger wegen der Museumsräume dorthin. Das ist ein kleiner Unterschied. Hinter meiner etwas umfänglicheren Frage steht die Frage: Wie werten Sie die weiteren Realisierungschancen des ursprünglichen Ansatzes des Masterplans?

 

Zweite Frage – Marketing, Besucherströme und Ähnliches: Wie schätzen Sie die Qualität der Zusammenarbeit mit dem Museumspädagogischen Dienst und damit auch die Effektivität der Besuchergewinnung ein? – Im selben Zusammenhang: Sehen Sie weitere Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Berliner musealen Einrichtungen, um hier gezielter auf Besucherentwicklungen hinarbeiten zu können, ohne dass man sehr teure, zusätzliche Werbekampagnen auflegt, die in der Effektivität häufig nicht das bringen, was sie versprochen haben? – Zu einzelnen Standorten – Schloss Friedrichsfelde: Wie wird die Perspektive von Friedrichsfelde aussehen? – Ich bin sehr dankbar, dass es wieder eröffnet wurde. – Meine letzte Frage geht eher an den Kultursenator: Ist vorgesehen, die Liegenschaften in den Bestand der Stiftung zu übertragen, und wenn ja, wann?

 

Frau Vors. Ströver: Frau Prof. Grütters!

 

Frau Abg. Grütters (CDU): Ich sitze im Stiftungsrat und kenne deshalb einige der Geschichten auch detaillierter. Ich möchte Sie aber hier nicht aufhalten, deshalb ist es nahe liegend, nach den großen Dingen zu fragen, die in der Vorlage aufgelistet sind, die wir zur heutigen Sitzung bekommen haben. Wie ist der Kontakt mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz? – Denn die Lottosache ist ein Unding. Eigentlich hätten wir in dieser Angelegenheit heute wieder den beliebten Kollegen Strieder anhören müssen. Trotzdem genügt es uns nicht, etwas auf sich beruhen zu lassen, sondern die Frage ist, wie Sie mit der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in dieser Frage zusammenarbeiten. Von den vielen Museen, die hier in Berlin dem Publikum offen stehen, gibt es nur wenige, die original in Landeszuständigkeit sind, und da ist die Stiftung Stadtmuseum der größte Teil. Insofern reden wir hier über keine Kleinigkeit und auch nicht nur über Einzelheiten. Deshalb noch mal die Frage, warum das mit der Lotterie und der Stadtentwicklungsverwaltung so ein Problem ist. Das Problem ist nämlich nicht neu, sondern liegt seit Monaten vor.

 

Die zweite Frage betrifft den Vorschlag – der tatsächlich im Beirat angeregt wurde –, die Liegenschaften in die Verantwortung der Stiftung zu geben. Warum geht das nicht etwas einfacher und unbürokratischer? – Bei den Hochschulen beispielsweise ist es auch möglich und wird praktiziert – und nicht ohne Erfolg. Insofern ist dieser Vorschlag des Beirats nicht aus der Luft gegriffen, und er ist auch nicht naiv oder ohne Sachkunde gemacht worden, sondern liegt mit Recht erneut als Frage auf dem Tisch, ohne dass sie bereits beantwortet wäre.

 

Die Sache mit dem Depot halte ich für eine gute Entwicklung, wenn man bedenkt, wie lange darum auch gerungen wurde. Insofern ist es in Ordnung, in diesem Ausschuss auch einmal einen Erfolg als solchen zu benennen.

 

Das einzige Thema, das hier nicht auftaucht, mir aber noch im Ohr ist, ist die Frage des Archivs und der Bibliothek. Wie ist die momentane Situation? – Es ist auch länger darüber geredet worden, wie man mit anderen Bibliotheken hier zusammenarbeiten kann und was man vor Ort baulich und benutzerfreundlich – übrigens auch für Forschungsarbeiten – bereithalten kann. Vielleicht können beide Seiten dazu noch einmal etwas sagen.

 

Frau Vors. Ströver: Vielen Dank! – Frau Lange!


Frau Abg. Lange (SPD): Ich möchte erst einmal positiv bemerken, dass der „Tagesspiegel“ am 3. 1. gemeldet hat, dass es bei den Berliner Museen im Jahre 2001 insgesamt einen Besucherzuwachs gab, und zwar um 7,1 %. Das sind rd. 8,7 Millionen Besucher. Zu denen, die erhöhte Besucherzahlen vorweisen können, gehört auch das Stadtmuseum. Das muss man hier auch einmal benennen. Und wenn Herr Güntzer sagt, dass er keinerlei Mittel für Werbung zur Verfügung hat, dann ist das ein Zeichen für eine tolle Arbeit, die da geleistet wird.

 

Was mich jetzt noch interessiert, sind verschiedene Punkte: Das eine sind die Standorte. Da hätte ich gerne einmal die Meinung von Herrn Güntzer gehört, weil ich doch glaube, dass so viele Standorte relativ problematisch sind. Vielleicht ist es dadurch auch schwieriger, eine thematische Fokussierung zu erreichen. Dazu hätte ich gerne eine Antwort. – Dann wollte ich auch zu der Bibliothek fragen, wie die Situation momentan ist. Das interessiert mich auch. – Drittens finde ich die Idee, das Sportmuseum als nationale Aufgabe mit drei Standorten zu etablieren, sehr gut. Das sollten wir auch voranbringen. – Dann noch eine Frage an den Senator: Wann wird die Errichtung dieses Zentraldepots realisiert? Die jetzige Depotsituation ist ein unhaltbarer Zustand.

 

Frau Vors. Ströver: Vielen Dank! – Frau Meister!

 

Frau Abg. Meister (FDP): Vielen Dank! – Es geht uns allen so, dass wir gerne etwas mehr über die 580 000 € wissen würden, die nun in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hängen. Das ist schon bedauerlich. Ich muss auch gestehen, dass für mich nicht nachzuvollziehen ist, warum das jetzt nicht geht und was daran nicht geht und wieso eigentlich überhaupt nichts geht.

 

Was mich noch einmal interessieren würde, darüber habe ich die ganze Zeit nachgedacht: Es ist schon ausgesprochen ärgerlich, wenn man gute Ausstellungen macht, aber dafür nicht werben kann. Trotz des Anstiegs der Auslastung hängt es ja originär zusammen, dass man nicht nur Gutes tun muss, sondern auch darüber reden muss. Da ist meine Frage an Herrn Güntzer, ob es da Möglichkeiten gibt – Herr Brauer sprach den Museumspädagogischen Dienst an, ich denke evtl. auch an Partner für Berlin oder andere Sponsoren –, anderen Lösungen zu finden, um die Leistung mehr publik zu machen. Das ist meine Frage, ob es da Möglichkeiten gibt. – Danke!

 

Frau Vors. Ströver: Herr Apelt!

 

Abg. Apelt (CDU): Frau Vorsitzende! Die meisten Fragen sind nun wirklich gestellt. Da kann ich mich darauf zurückziehen und nachfragen: Könnte sich der Senat nicht einmal erweichen lassen, darüber nachzudenken, dass die vom Stadtmuseum genutzten Gebäude nun dem Stadtmuseum übertragen werden? Es haben einige Kollegen hier schon gesagt: Das wäre nach meinem Dafürhalten die für alle Beteiligten günstigste Lösung. Wäre das nicht der Ansatz, um den Knoten zu durchschlagen? Sonst drehen wir uns hier ewig im Kreis.

 

Frau Vors. Ströver: Herr Braun!

 

Abg. Braun (CDU): Ich will noch einmal eine Frage von Herr Cramer vertiefen. Da geht es um die Domäne Dahlem. Herr Güntzer, ich habe mich damals sehr gefreut, wie engagiert Sie mitgekämpft haben, als es um den Erhalt der Domäne Dahlem ging. Da waren nicht alle hier im Hause dieser Auffassung, aber das war sehr lobenswert, wie Sie das gemacht haben.

 

Sie haben hier und in Ihrer Stellungnahme, die uns jetzt zugegangen ist, vom 9. November, Punkt 6 e, wo es um die Abgabe von Standorten geht, gesagt, dass bestimmte Stellen nicht mehr finanziert werden. Mich würde interessieren, was finanzieren Sie dort überhaupt, und über welche Summen reden wir, wenn wir sagen, wir sollen das aufgeben? Ansonsten schließe ich mich den Fragen an. Aber die Frage ist: Ist es tatsächlich ein solcher Betrag, der nennenswert ist, der dort aufgegeben wird? Ich will nur eine Größenordnung wissen, damit wir wissen, was das bedeuten würde, wenn wir das aufgeben, im Hinblick auf das, was es an positiven Wirkungen gibt, die Herr Cramer bereits genannt hat.

 

Frau Vors. Ströver: Herr Cramer!

 

Abg. Cramer (Grüne): Ganz kurz! – Die 580 000 €, ist das die Summe für die Investitionsmaßnahmen, die Sie aufgelistet haben? So habe ich es verstanden. Vielleicht können Sie das Verhältnis von den 580 000 bewilligten € und den Investitionsmaßnahmen, die Sie aufgelistet haben, benennen.

 

Herr Brauer, Konzentration: Ich sehe einen Widerspruch. In der Brüderstraße werden Ausstellungen gezeigt, die können nicht beworben werden, die sind gut – wie der Senator sagt –, und kaum jemand kommt hin. Auf der anderen Seite haben wir Finanzprobleme. Da habe ich gefragt: Wie will man diesen Widerspruch auflösen? Wenn wir gute Ausstellungen machen, aber keiner hingeht, ist das auch nicht so toll. Das war meine Frage: Wie sieht die Lösung aus? – Das muss diskutiert werden. – Ich sage nicht: Alles muss dicht gemacht werden, alles konzentrieren. Da haben Sie mich falsch verstanden.

 

Frau Vors. Ströver: Jetzt habe ich niemanden mehr auf der Redeliste. – Dann bitte ich Herrn Güntzer zur Beantwortung der Fragen! – Bitte schön!

 

Prof. Güntzer (Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum): Ich habe fleißig mitgeschrieben und hoffe deshalb, dass ich weniges vergesse. Wenn das trotzdem der Fall ist, bitte ich um Nachsicht und um Nachfrage. – Herr Senator, ich verstehe Ihre Sorgen, selbstverständlich! Ich bin ja nicht blind und nicht aus einer anderen Welt. Gesamtinvestition von 75 Millionen € sind für Baumaßnahmen derzeit nicht darstellbar. Ich weiß es. Und niemand muss mich da katholisch machen. Aber wir waren aufgefordert, einen Masterplan zu entwickeln, nicht etwa einen Diätfahrplan. Ich bin nie gefragt worden, wie viel davon denn das minimal Notwendige sei. Ich hätte übrigens auch diese Frage nicht beantworten können, denn die 75 Millionen € sind eine Schätzung von mir, von Rainer Güntzer. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat sich verweigert, die Baukosten der meisten unserer Häuser zu schätzen, so dass ich auch dem Parlament keine seriöse Auskunft geben kann, was es nun tatsächlich kostet. Erst wenn ich wüsste, was es tatsächlich kostet und woraus sich die Kosten im Einzelnen zusammensetzen, könnte ich Ihnen die Frage beantworten, was denn das äußerste Minimum ist, wenn man nicht wie jetzt weiterwursteln will, was zur Not für einige Zeit auch noch geht.

 

Dann darf ich bitte zum Köllnischen Gymnasium etwas klarstellen. Wenn man sich das ansieht, hat man von außen einen fulminant guten Eindruck. Es war mir leider erst sehr spät möglich – das war die Initiative der damaligen Staatssekretärin, der jetzigen Vorsitzenden, die endlich das Stadtmuseum zu den Verwaltungsbesuchen dort mitgenommen hat – festzustellen, dass das Haus im Inneren so verbaut ist, dass es, anders als der Anschein von außen es glauben macht, nicht wie es steht und liegt für Aufgaben des Stadtmuseums verwendbar ist, sondern nur nach erheblichen Umbauten. Deshalb geht mein Interesse nicht darauf, dieses Haus kurzfristig zu bekommen, sondern es geht dahin – das betrifft meine Nachfolge und die Nach-Nachfolge –, dass dieses Haus für mittlere Frist für das Stadtmuseum gesichert wird und nicht etwa an einen Investor – oder sonst wohin – fällt. Denn auf mittlere Frist ist es als Ausdehnungsfläche unverzichtbar. Im Moment würde uns helfen, wenn wir das davor liegende frühere – die bis vor kurzem dort befindliche Tbc-Station ist aufgelöst, davor war das Gartenamt, davor war es Volksbadeanstalt –, dieses kleine, einstöckige Gebäude erhalten könnten, das bereits in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Erweiterung des Märkischen Museums verwandt werden sollte und nur wegen größerer Planungen zur 700-Jahrfeier der Stadt, die dann durch Kriegsausbruch auch nicht realisiert wurden, aufgegeben wurde, wenn wir dieses Haus erhalten könnten. Dann würden wir das 20. Jahrhundert, das wir im Märkischen Museum auch nach komplettem Ausbau aller Flächen nicht darstellen können, in diesem Haus in wechselnden Ausstellungen zeigen, damit das Thema nicht unter den Tisch fällt.

 

Mir geht es manchmal nur um ganz kleine Dinge. In dem Haus Brüderstraße, Nicolaihaus, gibt es etwa 12 Arbeitsräume, im Dachgeschoß im Hinterhaus. Die können wir nicht benutzen, weil dort Hylotoxkontami
nation ist. Kraft Gesetzes, ein Gesetz, das dieses Parlament beschlossen hat, muss Hylotoxkontamination sofort beseitigt werden. Dies macht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dadurch, dass sie die Tür versiegelt hat. Damit haben wir 12 Arbeitsräume weniger. Das ist etwas, was ich nicht verstehe.

 

Oder in unserem Verwaltungsgebäude Poststraße 13/14 im Nikolaiviertel – ich hörte da eben beim Senat auch etwas heraus –, wo es jetzt schon wieder Versuche gibt, uns das wegzunehmen: Allen, die dies versuchen, sage ich: Wir haben das Haus durch Parlamentsbeschluss, und wer immer es uns wegnehmen will, muss dies vom Parlament ändern lassen. Das geht weder über die Presse noch auf Referentenebene. Dies ist nicht möglich, zumindest nicht nach meinem Parlaments- und Demokratieverständis. In diesem Haus haben wir ein Dachgeschoss, das wir nicht nutzen können, weil es an der Höhe von 3 cm gebricht. Bis 1993 war das kein Problem, da saßen dort Menschen. Wir dürfen es nicht nutzen. Damit wir nicht auf übermütige Ideen kommen und es trotzdem nutzen, hat man, bevor wir das Haus übergeben bekamen, mal kurz die Fußböden herausgerissen. Das sind alles Kleinigkeiten, die die Arbeit wahnsinnig schwer machen.

 

Oder: Im Erdgeschoss des Ephraim-Palais haben wir einen kleinen Wechselausstellungsraum. Sie kennen ihn. Das ist das frühere Café, das zum Nachbarhaus gehörte. Die DDR hatte einfach die Brandmauer weggelassen, was bauaufsichtlich nicht mehr zulässig ist. Die Brandmauer ist gezogen worden. Nun haben wir die 1 ½ Caféräume, aber wir haben die ganzen Küchenräume des früheren Restaurants, und die können wir nicht nutzen. Wenn die umgebaut würden, könnte daraus ein wunderbarer Wechselausstellungsraum entstehen. Die Kosten sind von dem Architekten kalkuliert, hier hat die Bauverwaltung einen Auftrag erteilt. Es wäre relativ bescheiden, und wir hätten endlich einen Wechselausstellungsraum auch für große Formate, was bei zeitgenössischer Kunst ja gelegentlich der Fall sein sollte. – Lauter kleine Dinge, mit denen man voran kommen könnte.

 

Herr Abgeordneter Cramer: Die Standorte des Stadtmuseums bringen zwar Probleme, aber viel wichtiger ist, sie sind Reichtum. Es sind samt und sonders historische Orte. Es sind keine gesichtslosen Neubauten. Es ist nirgendwo Nullachtfünfzehn, und die Stadtgeschichte ist an diesen Orten erlebbar. Die Orte sind das erste Ausstellungsstück.

 

Die Poelzig-Halle ist finanziert, zwar kostet sie uns mehr, als unsere Depots jetzt kosten. Das muss man offen sagen. Aber die Mehrkosten werden wir durch frei werdende Personalstellen auffangen. Würden wir die Poelzig-Halle jetzt nicht mieten, sondern die jetzigen Depots beibehalten, würden die insgesamt erheblich teurer als die Poelzig-Halle. Da sind die Mietpreissteigerungen bereits angekündigt.

 

Ein kleiner Hinweis zur Domäne Dahlem: Ich habe das Konzept des Stadtmuseums von 1995 zwar nicht allein verfasst, wie es gelegentlich behauptet wird, aber als der damals zuständige Referent mit verfasst. Und ich würde gerne bei diesem Konzept bleiben. Da aber inzwischen das Jüdische Museum weg ist, da der Libeskindbau weg ist, das die Hälfte der Planstellen weg ist, da fast 40 % des Geldes weg ist, kann doch ernsthaft niemand erwarten, dass das Programm von 1995 gefahren wird. Also müssen wir an den Rändern abstoßen. Wir müssen uns auf das Kerngeschäft konzentrieren. Und das halten von Vieh ist kein Kerngeschäft für ein Stadtmuseum. Mit allem Respekt, das kann es nicht sein. Da gibt es auch höchst kritische Stimmen aus der Fachwelt. Das kann man in dem Gutachten nachlesen, das bei der Übergabe der Domäne Dahlem Gegenstand war.

 

Herr Abgeordneter Brauer! Ja, wir wollen, wie mit dem Masterplan vorgeschlagen, Standorte abbauen. Wir wollen insbesondere Marzahn abbauen, weil der Bezirk uns signalisiert hat, dass er das Gebäude, den Hof, gerne für kulturelle Aufgaben nutzen möchte, d. h., hier würde kein Verlust für die Bevölkerung eintreten.

 

Wir wollen gerne abgeben den jetzigen Standort Schulmuseum im dritten Stock eines Schulgebäudes in der Wallstraße. Im Übrigen muss man sich die Standorte einzeln sehr genau angucken. Unser Konzept sieht in Zukunft drei Kernstandorte vor: das Stammhaus Märkisches Museum, plus Erweiterungsfläche – wie auch immer, wann auch immer –, das Nikolai-Viertel und die Brüderstraße und dazu als Außendependancen auf jeden Fall das Schloss Friedrichsfelde und das Museumsdorf Düppel. Im Übrigen, das Museumsdorf Düppel würde zur Darstellung der Landwirtschaft im Gefüge des Stadtmuseums völlig ausreichen. Dort geschieht sie auch weitaus preiswerter als auf der Domäne und für das Publikum genauso attraktiv.

 

Sie haben noch gefragt nach den Kooperationen mit dem Museumspädagogischen Dienst. Ich habe bei meiner Klage über die fehlenden Werbemaßnahmen aus opportunistischen Gründen ein wenig unterschlagen, dass natürlich der Museumspädagogische Dienst in ganz großem Umfang für uns wirbt, ohne dass uns dies zusätzliches Geld kostet, und zwar nicht nur für uns, sondern für alle Museen, durch das Museumsjournal, durch die Langen Nächte, durch die entsprechenden Programme. Wir bemühen uns z. B., Eröffnungen auf die Lange Nacht oder den Tag davor oder danach zu legen, weil dann die Werbung und die Einladung über die Publikationen des Museumspädagogischen Dienstes geschieht. Das ist eine Maßnahme, mit der wir Geld sparen. Uns kostet eine Einladung, wenn wir eine Eröffnung machen, alles in allem 5 000 €. Das ist unsere einzige Werbemöglichkeit, die wir haben. Wir machen davon gerne Gebrauch, aber selbst da sind wir dankbar, wenn uns das jemand anderes bezahlt, wie im letzten Jahr bei der Ausstellung mit der Bundesbank und bei den lottofinanzierten Ausstellungen oder aber über den Museumspädagogischen Dienst.

 

Frau Grütters! Ich bedanke mich, dass so aufmerksam gelesen wurde, was ich über die ärgerliche Blockade bei den Lottomitteln aufgeschrieben habe. Ich kann Sie aber beruhigen. Neue Gespräche scheinen hier zur Entwarnung Anlass zu geben. Es scheint sich da etwas aufzulösen. Es geht darum, dass die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – nicht wegen des Stadtmuseums, sondern aus übergeordneten Gründen – sagt: keine Architekten- und Gutachteraufträge mehr, zumindest nicht für Dritte, es sei denn, die Kosten werden erstattet. Da ist sie nicht zuletzt auch aus dem Abgeordnetenhaus von Berlin entsprechend getreten worden. Nun haben wir Lottomittel für einige kleinere Baumaßnahmen bekommen, nicht etwa für das ganze Paket, das ich Ihnen aufgelistet habe, sondern nur für drei davon, vorab. Die Lottostiftung hat aber signalisiert, dass sie weitere Anträge entgegennehmen würde, aber sie zahlt keine Kosten für Architekten, sondern nur für die Baumaßnahmen. Die Lottostiftung sagt, das Stadtmuseum gehört zum Bereich der Stadt Berlin, auch wenn es eine selbständige Stiftung des öffentlichen Rechts ist. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sagt, es ist eine eigene Körperschaft des öffentlichen Rechts, muss bezahlen. Diese Gelder die wir erstatten müssen, diese 25 %, haben wir nicht. Wir haben sie selbst nicht, und wir kriegen sie auch nicht von der Lottostiftung – Blockade. Aber ein neuer, an dieser Stelle jetzt tätiger Mitarbeiter der entsprechenden Senatsverwaltung hat mir gerade telefonisch versichert, dass er Mittel und Wege sehe, wie man diese Blockade auflösen könne, ohne dass irgendjemand dabei seinen Standpunkt aufgeben oder sein Gesicht verlieren muss. Darauf hoffe ich!

 

Frau Grütters, Sie fragten auch nach Bibliothek und Archiv. Der Prüfauftrag auf eine Abgabe des Archivs ist vom Stiftungsrat bereits als töricht verworfen worden. Und der Prüfauftrag bezüglich der Bibliothek hat sich nach sorgfältiger Erledigung als töricht herausgestellt. Das ist nicht mehr Gegenstand.

 

Frau Lange, Sie sagen, viele Standorte seien problematisch. Nein, ich habe es eben schon ausgeführt, das sehe ich ganz und gar nicht so. Unsere Standorte sind Reichtum. Man wird diskutieren müssen: Brauchen wir alle? Welche sind prioritär wichtig und welche anderen nicht? – Man muss Amerika nicht jeden Tag neu entdecken und auch das Rad nicht neu erfinden. Zum letzten Mal hat es eine große wissenschaftliche Diskussion, wie ein kulturhistorisches Museum gegliedert werden solle, bei der Konzeption für das Deutsche Historische Museum gegeben, damals noch im Westteil der Republik. Die Konzeption kann man nachlesen, und die sagt: Das Deutsche Historische Museum – ich gehe nicht darauf ein, wie es jetzt aussieht, sondern wie es damals in der Konzeption stand – soll gegliedert sein in Epochenräume, Themenräume und Vertiefungsräume. Der Rossi-Entwurf – Sie erinnern sich, an der Stelle, wo jetzt das Bundeskanzleramt steht und wo schon einmal der Grundstein für das Deutsche Historische Museum lag – hat dies in einem Gebäude, wenn auch in sehr unterschiedlichen Bauteilen, auch befriedigt. Wir halten uns an dieses Schema. Es lautet bei uns nur ein bisschen anders: Chronologie, Themen-Sondersammlung. – Wir gehen davon aus: Wir müssen den Berlinern und den Besuchern unserer Stadt an einer Stelle die Geschichte der Stadt vom Urschleim bis zur Gegenwart darstellen, das ist das Märkische Museum „plus“. Im Übrigen aber haben wir aber Themen, wie z. B. Kindheit und Jugend in Berlin, oder Landwirtschaft in Berlin im Mittelalter, wie sah ein Berliner Dorf – Düppel – im Mittelalter aus. Oder aber: Wie wohnte der märkische Umlandadel rund um Berlin herum – Schloß Friedrichsfelde –. Das sind Themen. – Und Sondersammlungen sind unsere umfänglichen Sammlungen von KPM-Porzellan, von bürgerlichem KPM-Porzellan. Das höfische Porzellan sehen Sie in den Schlössern, das bürgerliche sehen Sie nur zum kleinen Teil im Bröhan-Museum. Sie könnten, wenn wir die Räume hätten, mehr davon bei uns sehen. Oder unsere Silbersammlung, unsere Sammlung historischer Gläser. Nimmt man die drei Spezifika, also Chronologie, Themen und Sondersammlungen, dann zeigt sich sehr schnell, dass die meisten unserer Dependancen diesen Themen sehr entgegen kommen. Wo sollte man das Biedermeier besser präsentieren können als in dem originalen Knoblauchhaus mit seiner Einrichtung im ersten Stock, dem früheren Knoblauch’schen Familienmuseum, das dank der Leihgaben der Familie wiederhergestellt werden konnte?

 

Besonders dankbar, Frau Meister, bin ich für die Frage, warum wir uns nicht an Partner für Berlin wenden. Also, erstens haben wir das, wir haben das wiederholt getan, und Partner für Berlin wendet sich auch an uns. Nur, dazu müssen Sie wissen, Partner für Berlin gibt kein Geld, Partner für Berlin will unser Geld. So haben wir uns Hilfe nicht vorgestellt. Da können wir nicht mitmachen. Partner für Berlin macht pausenlos Programme in der Messe und sonstwo, woran wir uns immer mit satten Eurobeträgen beteiligen könnten, die wir leider nicht haben. Also, wir sind kein Partner für Partner für Berlin, mangels Masse.

 

Jetzt noch zu den Kosten der Domäne Dahlem. Der Museumsbetrieb auf der Domäne Dahlem kostet insgesamt knapp 500 000 €. Wir haben uns bei dem Vertrag – 1995 geschlossen – der Integration der Domäne Dahlem ins gerade gegründete Stadtmuseum verpflichtet, alle Personen zu übernehmen, die in dem letzten Zuwendungsbescheid als zuwendungsfähige Stellen anerkannt waren. Die Domäne Dahlem ist der einzige Bereich des Stadtmuseums, wo wir seither Personal nicht gekürzt, sondern aufgestockt haben, und zwar sowohl der Anzahl nach wie auch in der Wertigkeit. Dies muss nun ein Ende haben. Ich kann nicht
überall im Stadtmuseum jede frei werdende Stelle weglassen und bei der Domäne Dahlem immer noch einmal draufsatteln. Das kann es nicht sein. Die Not des Stadtmuseums muss gleichmäßig verteilt werden, auch wenn das der Verein der Freunde der Domäne Dahlem absolut nicht einsehen will. – Danke!

 

Frau Vors. Ströver: Vielen Dank, Herr Güntzer! – Herr Senator, bitte!

 

Sen Dr. Flierl (WissKult): Ich will gerne versuchen, kurz auf einige zentrale Punkte einzugehen, und dann Herrn Dahlheim bitten, noch einmal den aktuellen Stand der Debatte zum  Depot in Spandau zu referieren und vor allem auch die Baumaßnahmen einmal zu nennen, damit Sie eine Vorstellung bekommen, in welchen Bereichen es vorangeht.

 

Ich will gerne das Stichwort Kooperation mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aufgreifen und das Thema, das hier angesprochen wurde: Warum sind die Liegenschaften immer noch nicht an die Stiftung
übergeben worden. Es gibt zwei wesentliche Gründe. Der eine ist, bisher sind bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sämtliche Bauunterhaltungsmittel für die Kultureinrichtungen, also auch für die Stiftung Stadtmuseum, etatisiert. Wenn man das Modell der Hochschulen, was ich aus verschiedenen Gründen ganz sympathisch finde, verfolgen wollte, hieße dies, den zu knappen Anteil der Bauunterhaltungsmittel bei SenStadt aus der Verfügung von SenStadt zu lösen und als Zuschusserhöhung an die Stiftung geben. Gegen diese Operation, die natürlich angesichts der Haushaltslage eher Nebenschäden mit sich bringen könnte, spricht vor allem, dass wir keinen auskömmlichen Etat für Bauunterhaltungsmaßnahmen haben, sondern dies nach dem Prioritätenprinzip läuft, womit dann den schwierigen auch verwaltungsförmig strukturierten und komplizierten Abstimmungsprozessen eher das Wort geredet wird. Ich sage das nicht, weil ich grundsätzlich dagegen wäre. Ich will nur versuchen, es zu erklären.

 

Der zweite Punkt ist, dass die Finanzverwaltung grundsätzlich die Auffassung vertritt, dass keine Grundstücke des Landes Berlin an landeseigene Institutionen übergeben werden. Und wir müssten einen Gründungskonsens im Sinne von mehrjährigen Zuwendungsverträgen finden, wie es für die Hochschulen möglich ist. – Grundsätzlich finde ich diese Gedanken richtig. Es steht auch in unserer Koalitionsvereinbarung, dass wir Planbarkeit und mehrjährige Verträge haben wollen. Ich will nur auf diese Probleme hinweisen und die Größe des Problems andeuten, damit nicht der Eindruck entsteht, dass irgendjemand dem guten Herrn Güntzer seine Liegenschaften vorenthält. Damit sind schon ein paar strukturelle Probleme grundsätzlicher Art verbunden.

 

Auf die Frage, wie es sich mit den Schulden der BLEG bezogen auf das Grundstück Poststraße verhält, wo derzeitig die Generaldirektion untergebracht ist, kann ich nur sagen, dass wir in Gesprächen mit der Finanzverwaltung stehen, dass wir gesagt haben, wenn diese von der Kulturverwaltung oder gar vom Stadtmuseum nicht verursachten Schulden von der Finanzverwaltung übernommen werden, sind wir gerne bereit, das Haus in unser Fachvermögen zu übernehmen. Die Finanzverwaltung erlässt uns diese 600 000 € Grundschulden aber nicht. Wir können sie nicht aufbringen. Deswegen haben wir einen Dissens mit der Finanzverwaltung darüber. Selbst eine Lösung, dass wir sagen, die Mieteinnahmen der Läden, die sich im Erdgeschoss befinden, könnten vielleicht dazu dienen die Grundschuld zu tilgen, und den Rest übernimmt dann die Finanzverwaltung, ist bisher nicht durchsetzungsfähig gewesen. Wir bemühen uns also darum, so dass, wenn wir dafür keine Lösung finden, wir davon ausgehen müssen, dass wir aus Fachinteresse heraus und wegen der Nichtdarstellbarkeit des Aufbringens der Grundschuld, die mit der BLEG-Liquidation insgesamt zu tun hat, die Generaldirektion an einem anderen Ort, z. B. in der Brüderstraße unterzubringen. – [Prof. Güntzer: Das reicht nicht!] – Aber das bleibt in der Diskussion.

 

Ich will mich auch nicht um die von Herrn Cramer gestellte Frage der Strukturdebatten herumdrücken. Es ist richtig, dass wir derzeit auf verschiedenen Ebenen eine Diskussion über die Reorganisation der Museumslandschaft insgesamt angestoßen haben. Sie ist sowohl im Rahmen der Kulturverwaltung geführt worden, es ist eine Diskussionsebene im Landesmuseumsverband angestoßen und auch im Stiftungsrat der Berlinischen Galerie. – Voreiligen Fusionsphantasien habe ich eine Absage erteilt. Ich gehe davon aus, dass ein kunsthistorisch und ein kulturhistorisch orientierter Museumskern jeweils erkennbar bleiben muss, dass es um die Stärkung und Profilierung der Identität der einzelnen Museen geht, dass wir natürlich durchaus überlegen sollten, ob auch in einem Museumsverbund bestimmte Ressourcen erschlossen werden können, die bei Verwaltung, Logistik u. Ä. dienlich sein könnten. Das darf aber nicht zu neuen großen Hierarchien führen. Insofern geht es nicht darum, neue Stellen zu schaffen. Es ginge darum, auf einer flachen Ebene Kooperationsstrukturen zu entwickeln. Da gibt es unterschiedliche Modelle, die werden derzeit diskutiert und Ihnen zu gegebener Zeit, wenn sie ein bestimmtes Stadium des Präsentablen erreicht haben, vorgestellt..

 

Es gab noch eine Frage zu Bibliothek und Archiv: Die Bibliothek soll in den Turm des Märkischen Museums ziehen, das Archiv in die Brüderstraße. Insofern sind diese Funktionen im Rahmen der Gesamtplanung berücksichtigt.

 

Vielleicht kann ich auch kurz berichten, dass es einen informellen Treff – eine Beratung – in Friedrichsfelde gab zur Verbesserung der Beziehungen zum Tierpark und zum weiteren Ausbau; es waren auch Vertreter der Stadtentwicklungsverwaltung und Bezirksvertreter dabei. Es wurde diskutiert, ob man das Gelände neu zuschneidet, ob man neue Eingangssituationen schafft. Es ist zunächst verabredet worden – worüber ich sehr dankbar bin –, dass es eine neue, gemeinsame Eintrittskartenregelung mit dem Tierpark gibt, so dass die umständlichen Zugangsregelungen aufgehoben werden sollen. – Die Stiftung hat dargestellt, dass es in dem Kontext neuere Überlegungen gibt, wie man Eintrittskartensysteme der Stiftung entwickelt – bestimmte Bonussysteme usw. –, um auch auf die anderen Orte hinzuweisen. Darüber kann ich nicht detailliert berichten. Das müsste, wenn es gewünscht wird, Herr Güntzer noch einmal darstellen.

 

Ich will nur noch sagen, dass ich ganz erfreut bin von der Initiative der Humboldt-Universität, und zwar der Sportwissenschaft. Die Sportwissenschaft hat mir gegenüber erklärt, dass sie ein Interesse hat, sich zukünftig auf dem Olympiagelände anzusiedeln. Ich verspreche mir von der möglichen Synergie – und ich habe den Staatssekretär gebeten, sich der Sache anzunehmen –, dass die Sportwissenschaft in das Gelände des ehemaligen Deutschen Sportforums zieht, durchaus einen Zuwachs an potenter Nutzung, wo eine sporthistorische Reflexion am Ort des Olympiageländes durchaus von Interesse ist. Also ich hoffe auch, dass durch diese Initiative vielleicht die vom Kollegen Böger verantwortete Gesamtkonzeption für das Olympiagelände einen Impuls bekommt. Wichtig ist, dass da so viel Nutzung konzentriert werden muss, dass auch ein Sportmuseum, in welcher Trägerschaft und welcher Kooperation auch immer, dort genügend Umfeld hat, um bestehen zu können. Insofern ergibt sich auch in diesem Fall aus der Kombination der Ressorts vielleicht durchaus ein positiver Aspekt. – Vielleicht Herr Dahlheim noch!

 

Frau Vors. Ströver: Herr Dahlheim! Sagen Sie noch etwas zu den Baumaßnahmen, oder ergänzend zu dem? – Bitte!

 


Herr Dahlheim (SenWissKult): Man kann in einigen Punkten noch ergänzen: Senator Flierl erwähnte bereits, dass in unserem Ressort das Märkische Museum mit Prioritätsnummer 1 auf der Investitionsliste steht. Wir haben bereits begonnen, Baumaßnahmen dort durchzuführen, indem wir eine Doppelfinanzierung zustande gebracht haben. Im Jahre 2002 wurden aus Aufbau-Ost-Mitteln 400 000 € zur Verfügung gestellt, worauf die Stadtentwicklungsverwaltung sich bereit erklärt hat, 480 000 € zuzuschießen, so dass für 2002 – die Mittel sind übertragbar, die Baumaßnahmen wurden relativ spät eingeleitet –  doch schon vorbereitend mit dem Beginn der Investitionsbaumaßnahmen erste Erfolge zu verzeichnen sein werden. Wir haben für 2003 ebenfalls aus Aufbau-Ost-Mitteln eine halbe Million € angemeldet, die Bewilligung steht noch aus. Für diesen Fall hat auch die Strieder-Verwaltung bereits angekündigt, dass sie sich bemühen wird, wieder die Kompensationsmittel in gleicher Höhe zur Verfügung zu stellen. Ziel ist, dass wir kontinuierlich Jahr für Jahr das Märkische Museum zunehmend ertüchtigen, um dann bei Beginn der großen Investitionsmaßnahme auch relativ zeitnah den Umbau des Märkischen Museums vollenden zu können, der in einer Weise erfolgen soll, dass das Haus an sich wieder ein städtebaulicher Gewinn wird und darüber hinaus dann zusätzliche Funktions- und insbesondere sehr viel zusätzliche Ausstellungsflächen für das Stadtmuseum zur Verfügung gestellt werden können.

 

Das von Herrn Güntzer angesprochene Problem der Finanzierung von kleineren Baumaßnahmen, insbesondere hier im Ephraim-Palais und in der Nikolaikirche aus Lottomitteln hat uns so die Stadtverwaltung bislang nicht übermittelt. Wir waren hier im Konsens, dass diese Maßnahmen in dem Sinne, wie sie von dem Stadtmuseum vorgeschlagen worden sind, auch in diesem Jahr umgesetzt werden können. Insofern war uns dieses Problem bislang von der Strieder-Verwaltung nicht nahegebracht worden, und ich höre mit Erleichterung, dass zur gleichen Zeit, da wir von diesem Problem erfahren, auch eine Lösung in Aussicht gestellt wird.

 

Ein Wort noch zu den Poelzig-Hallen. Wir haben diese Immobilie gemeinsam gefunden, gemeinsam geprüft. Sie bieten sicher eine fast optimale Lösung für die Depot- und Werkstättenprobleme des Stadtmuseums. Auch hier ist natürlich völlig richtig, was der Generaldirektor gesagt hat – es hat uns auch überzeugt –, dass bislang die Bestände des Stadtmuseums unzureichend untergebracht sind. Das gilt – um nur ein zusätzliches Beispiel zu nennen – auch für die Gemälde, die in Containern im Lande Brandenburg lagern und die sicher auf Zeit darunter leiden müssten. Das gilt sicher auch für die anstehenden Kündigungen und Mieterhöhungen an anderen Standorten, so dass aus diesen Aspekten und der Konzentration der Potentiale für Depot und Werkstätten der Umzug in die Poelzig-Hallen vernünftig ist, sofern – es tut mir Leid, das sagen zu müssen – die Finanzierung aus dem Haushalt des Stadtmuseums möglich ist. Wir haben unsererseits erreicht, dass knapp 340 000 € an Umzugskosten zur Verfügung gestellt werden für den Zeitpunkt, wo der Vertrag abgeschlossen werden kann. – Danke!

 

Frau Vors. Ströver: Vielen Dank! – Jetzt hatte sich noch einmal Herr Brauer gemeldet. – Bitte!

 

Abg. Brauer (PDS): Nur einige wenige Randbemerkungen. – Auch ein vollendeter Ausbau des Märkischen Museums führt, glaube ich, nicht zu einer exorbitanten Erweiterung der Ausstellungsfläche und wird allein als Maßnahme einige wichtige Sammlungen aus der Depotsituation, denke ich, nicht erlösen können. Es wäre ein Trugschluss, das anzunehmen.

 

Zwei kleine Nachfragen bzw. Bemerkungen zur Dependancen-Problematik, Herr Prof. Güntzer. Ist es nicht richtiger, dass Überlegungen zum Rückzug aus dem Standort Marzahn eher inhaltlicher, konzeptioneller Natur, denn auf Begehrlichkeiten des Bezirkes zurückzuführen sind? Ich meine, die Begehrlichkeiten des Bezirkes – das hatte ich zum ersten Mal vor zwei oder drei Jahren gehört, hatte nachgeprüft, die wussten nichts davon, dass sie auf diesen Standort reflektierten. Und heute ist es einfach so, dass in Marzahn-Hellersdorf Kulturstandorte, am Limit des Bezirkes gemessen, in Größenordnungen geschlossen werden. Ein Problem ist für mich dann schon eher, dass dieser Standort, das Handwerksmuseum, offensichtlich von den Besuchern nicht angenommen wird. Da müsste man dann prüfen.

 

Andererseits erschreckt es mich dann ein bisschen, wenn Sie jetzt wiederum einen Standort zur Disposition stellen, der nachgewiesenermaßen von Besuchern angenommen wird. Ich meine das Museum „Kindheit und Jugend“ in der Wallstraße. Bei aller Problematik, in diesem „charmanten“ Plattenbauschulgebäude untergebracht zu sein: Wenn Sie dort am Vormittag oder am Nachmittag in diese Räumlichkeiten gehen, ist da immer Leben, dieses Museum wird angenommen. Andere werden nicht angenommen. Da können Sie voller Genuss die einzelnen Exponate in aller Ruhe betrachten. Sie werden nicht gestört, weil Sie sich fast allein darin aufhalten. In der Wallstraße ist das anders. Insofern möchte ich Sie nachdrücklich bitten, so lange, wie keine stabile, dauerhafte Lösung gefunden ist: Bitte stellen Sie die Wallstraße nicht fortlaufend zur Disposition. Was einmal weggeschlossen ist, ist weggeschlossen. Hier ist ein lebendiger Museumsstandort. – Vielen Dank!

 

Frau Vors. Ströver: Herr Apelt, bitte schön!

 

Abg. Apelt (CDU): Ich würde ganz gern einmal bei Herrn Senator nachfragen. Sie haben gesehen, dass es eines großen Verwaltungsaufwandes bedarf, weshalb man die Eigentumsverhältnisse nicht dergestalt ändern könnte, dass man dem Stadtmuseum Gebäude übertragen könnte, und über sonstige Probleme gesprochen wird, die wir uns so nicht vorstellen könnten. Ich frage deshalb dennoch: Halten Sie es denn für sinnvoll, dass diese Gebäude an das Stadtmuseum übertragen werden? Und wenn Sie es denn für sinnvoll halten, sollten Sie eigentlich auch eine Lösung finden, außer darüber zu reden, dass das alles ganz schwierig sei.

 

Frau Vors. Ströver: Ich möchte Herrn Güntzer noch einmal kurz das Wort geben, um zu den Fragen Stellung zu nehmen, und dann mit dem Herrn Senator abschließen – Bitte schön, Herr Güntzer!

 

Herr Güntzer (Stiftung Stadtmuseum): Ich danke Ihnen! – Ich möchte zu zwei Punkten noch einmal Stellung nehmen. Das Abgeordnetenhaus hat 1993 erstens die Zusammenlegung des Märkischen Museums und des Berlin-Museums und eventuell dazu passender weiterer Sammlungen gefordert, zweitens verlangt, dass die historischen Schauräume im Märkischen Museum alle wiederhergestellt werden, und drittens dem noch nicht gegründeten künftigen neuen Museum das Gebäude Poststraße 13/14 als Verwaltungsgebäude zur Verfügung gestellt werden, zum Ausgleich für Räume, die bereits damals erkennbar im Libeskind-Bau entfielen, und zum Ausgleich dafür, dass die Planungen der DDR aus den späten 80er Jahren für ein eigenes Funktionsgebäude im Kölnischen Park entfallen sollten. Ich bin vielleicht ein bisschen altmodisch, aber für mich ist die Entscheidung des Parlaments höherrangig als die Entscheidung des Finanzsenators, dort unten ohne Sinn und Verstand die BLEG hineinzusetzen, die mit ihren teuren Umbaukosten erstens eine funktionierende Hofdurchfahrt zerstört hat, so dass eine Vorfahrt für Lastwagen in dem einen Hof nicht mehr möglich ist, die zweitens an dem einzigen Ort, wo man einen Lastenfahrstuhl im Gebäude hätte einbauen können, Toiletten angelegt hat, die doch gar nicht erforderlich waren, und die drittens ein Fluchttreppenhaus fluchtuntauglich gemacht hat, indem sie lauter Leitungen hineingelegt hat. Das heißt, jetzt sollen andere geradestehen für sinnlos, töricht vergeudete Baumittel, und das obendrein entgegen dem Votum des Abgeordnetenhauses. Das kann bitte nicht sein. Da müsste wohl schon das Parlament selber seinen Beschluss von 1993 aufheben. Für mich ist das Parlament wichtiger als der Senator für Finanzen. Vielleicht sehe ich das ja falsch bei den konkreten Machtverhältnissen, aber so altmodisch bin ich nun einmal, das leiste ich mir.

 

Das andere: Marzahn. Lieber Herr Brauer, hier habe ich mich vielleicht verkürzt ausgedrückt. Aus konzeptionellen Gründen wollen wir dort hinaus. Ich habe nur gemeint, darauf hinweisen zu sollen, dass dies dann kein Verlust für eine Kulturpräsentation in einem Randbezirks Berlins ist, weil es den schriftlich wiederholt vorgetragenen Wunsch des Bezirksamts gibt, dieses Haus zu bekommen. Das war aber nur ein ergänzendes Argument. Wenn es den Wunsch nicht gäbe, würde ich sagen, wir müssen trotzdem diesen Standort aufgeben.

 

Im Übrigen stimme ich Ihnen zu: Der Standort Wallstraße kann nur aufgegeben werden, wenn die hoch effiziente Abteilung „Kindheit und Jugend“ an anderer Stelle mindestens gleich geeignete Ausstellungsräume hat. Meine Vorstellung ist, dass mit den drei kleinen Ausstellungsräumen im Obergeschoss des Ephraim-Palais unter Hinzunahme weiterer derzeitiger Verwaltungsräume – was laut Architektenauskunft relativ einfach gehen müsste – ein neuer Standort geschaffen wird, der mindestens die gleiche Fläche bietet wie die Wallstraße und wo – ich gebe es offen zu – die Attraktivität des Museums „Kindheit und Jugend“, wie Frau Dr. Weinland inzwischen an schlechter Stelle bewiesen hat, zum Zugpferd würde, damit das Ephraim-Palais insgesamt besser besucht wird. Denn die kriegen es sonst nur mit Gaertner-Ausstellungen voll, und die kosten ihr Geld. Das Ephraim-Palais ist leider für das Publikum ein Unort, was ich nicht verstehe. – Danke!

 

Frau Vors. Ströver: Möchten Sie noch einmal? – Bitte!

 

Sen Dr. Flierl (WissKult): Ich glaube, dass wir alle der Überzeugungskraft des Generaldirektors immer wieder erliegen, vor allem seiner intuitiven Fähigkeit, aus dem Stand heraus Projekte zu entwickeln. Ich glaube, dass jeder, der ihn näher kennt, weiß, dass es zwei traumatische Dinge in den 90er Jahren gibt: Das war die Entscheidung zur Lindenstraße, und das ist das nervende Problem Dahlem. Ich denke auch, dass es zum Beispiel zum Thema, wo man „Kindheit und Jugend“ am besten präsentiert, noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, dies im Obergeschoss des Ephraim-Palais zu tun. Ich will nur aufnehmen und insofern reagieren, dass die Arbeit am Masterplan tatsächlich im Sinne eines Masterplanes fortgesetzt und konkretisiert werden sollte. Insofern nehme ich auch die Empfehlung der Stiftungsratsgremien da ernst.

 

Ich will noch mal auf die Frage nach den Liegenschaften antworten. In der Tat – das habe ich angedeutet und gesagt – halte ich eine auf mehrere Jahre Planbarkeit gegründete staatsfernere Lösung, wie sie das Stiftungsmodell ist, durchaus für richtig, aber nur unter der Bedingung, dass eine auskömmliche Finanzierung auch der Bauunterhaltung dargestellt werden kann. Und natürlich würde es voraussetzen, dass man mehrjährige Verträge macht. Wir stemmen zur Zeit gerade ein großes anderes Problem, und ich gehe davon aus, dass es in Richtung Museen und möglicherweise auch im Theaterbereich in den nächsten Jahren zu ähnlichen Lösungen kommen muss und sollte, so sieht es die Koalitionsvereinbarung vor, und dass in dem Zusammenhang auch die laufende Strukturdebatte geführt und so weit vorangebracht werden sollte, dass in diesem Kontext dann auch solche Fragen mit berücksichtigt und bearbeitet werden.

 

Frau Abg. Ströver (Grüne): Dann hoffen wir alle auf das Beste. Damit ist die Aussprache zu diesem Tagesordnungspunkt erledigt. – Lieber Herr Prof. Güntzer, herzlichen Dank für Ihre Auskunft zu all den anstehenden Fragen.

 

 

Punkt 3 der Tagesordnung

 

 

Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

Denkmalschutz für Ben Wargins

"Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt"

- Drs 15/936 -

0097

Kult(f)

+StadtUm*

 

Siehe Inhaltsprotokoll.

 

 

Punkt 4 der Tagesordnung

 

 

Antrag der Fraktion der CDU

Aufhebung der vereinbarungswidrigen

Kürzungen bei den Mitteln für den

Religionsunterricht an Berliner Schulen

- Drs 15/942 -

0091

Kult

+Hauptausschuss

 

Siehe Inhaltsprotokoll.

 

 

Punkt 5 der Tagesordnung

 

 

Verschiedenes

 

 

Siehe Beschlussprotokoll.

 

Ausschuss-Kennung : Kultgcxzqsq